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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Einem Blutbade entgiengen sie, um in ein
andres zu gerathen: bey dem ersten
Schritte, den sie auf persischen Boden setzten,
kamen ihnen schon blutige Ströme entgegen:
je weiter sie ihr Weg führte, desto mehr
häuften sich die Spuren des Mordes und
der Grausamkeit, und zuletzt gelangten sie
an einen gräßlichen Wahlplatz, wo Schaa-
ren über einander gestürzter Leichname in
gräßlichen Haufen, mit getödteten Kameelen
und Maulthieren vermischt, lagen. Belphe-
gor fuhr mit Entsetzen vor dem schrecklichen
Anblicke zurück, und sein Gefährte zitterte
eben so sehr vor Furcht und Grauen, und
beyde standen lange in einem stummen
Erstaunen.

Bald aber machte die Furcht der Neube-
gierde Platz: sie verlangten außerordentlich,
die Ursache zu wissen, die Menschen zu einem
so unmenschlichen Todtschlage berechtigt ha-
ben konnte: demungeachtet zog sie die Be-
sorgniß, in die nämlichen unbarmherzigen

Hände
E




Einem Blutbade entgiengen ſie, um in ein
andres zu gerathen: bey dem erſten
Schritte, den ſie auf perſiſchen Boden ſetzten,
kamen ihnen ſchon blutige Stroͤme entgegen:
je weiter ſie ihr Weg fuͤhrte, deſto mehr
haͤuften ſich die Spuren des Mordes und
der Grauſamkeit, und zuletzt gelangten ſie
an einen graͤßlichen Wahlplatz, wo Schaa-
ren uͤber einander geſtuͤrzter Leichname in
graͤßlichen Haufen, mit getoͤdteten Kameelen
und Maulthieren vermiſcht, lagen. Belphe-
gor fuhr mit Entſetzen vor dem ſchrecklichen
Anblicke zuruͤck, und ſein Gefaͤhrte zitterte
eben ſo ſehr vor Furcht und Grauen, und
beyde ſtanden lange in einem ſtummen
Erſtaunen.

Bald aber machte die Furcht der Neube-
gierde Platz: ſie verlangten außerordentlich,
die Urſache zu wiſſen, die Menſchen zu einem
ſo unmenſchlichen Todtſchlage berechtigt ha-
ben konnte: demungeachtet zog ſie die Be-
ſorgniß, in die naͤmlichen unbarmherzigen

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[[63]/0069] Einem Blutbade entgiengen ſie, um in ein andres zu gerathen: bey dem erſten Schritte, den ſie auf perſiſchen Boden ſetzten, kamen ihnen ſchon blutige Stroͤme entgegen: je weiter ſie ihr Weg fuͤhrte, deſto mehr haͤuften ſich die Spuren des Mordes und der Grauſamkeit, und zuletzt gelangten ſie an einen graͤßlichen Wahlplatz, wo Schaa- ren uͤber einander geſtuͤrzter Leichname in graͤßlichen Haufen, mit getoͤdteten Kameelen und Maulthieren vermiſcht, lagen. Belphe- gor fuhr mit Entſetzen vor dem ſchrecklichen Anblicke zuruͤck, und ſein Gefaͤhrte zitterte eben ſo ſehr vor Furcht und Grauen, und beyde ſtanden lange in einem ſtummen Erſtaunen. Bald aber machte die Furcht der Neube- gierde Platz: ſie verlangten außerordentlich, die Urſache zu wiſſen, die Menſchen zu einem ſo unmenſchlichen Todtſchlage berechtigt ha- ben konnte: demungeachtet zog ſie die Be- ſorgniß, in die naͤmlichen unbarmherzigen Haͤnde E

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. [63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/69>, abgerufen am 28.11.2024.