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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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streiche, den er spielte, zwo der herrlichsten
cirkaßischen Schönheiten in seine Gewalt
bekommen hatte. Ein solcher Preis war es
wohl werth, daß man sein Leben einmal
daran wagte: die Liebe setzte seiner Tapfer-
keit den Sporn in die Seite, und er zog
mit seiner ganzen Mannschaft aus, jene
zwo Nymphen entweder in seine Hände zu
bekommen, oder sie wenigstens ihrem gegen-
wärtigen überglücklichen Besitzer zu entreis-
sen, sollte es auch durch den Tod geschehen
müssen. Er rückte an, überraschte seinen
Gegner, der sich nicht in der mindesten Be-
reitschaft befand und sich schon ergeben mußte,
ehe er sich zur Wehre stellen konnte. Der
Feind begnügte sich, alle Oerter zu durch-
suchen, wo er die verlangten Schätze ver-
muthete, und ward nicht wenig ungehal-
ten, da ihm allenthalben sein Wunsch fehl-
schlug. Er erhielt zwar die Nachricht, daß
der überwundne Herr des Schlosses, den
sein Alter über die Begierden der Liebe schon
ziemlich hinwegsetzte, die schönen Cir-
kaßierinnen nach ihrer Erbeutung sogleich
in Geld verwandelt habe: allein da er dies
bey seiner jugendlichen Lebhaftigkeit nicht

begrei-

ſtreiche, den er ſpielte, zwo der herrlichſten
cirkaßiſchen Schoͤnheiten in ſeine Gewalt
bekommen hatte. Ein ſolcher Preis war es
wohl werth, daß man ſein Leben einmal
daran wagte: die Liebe ſetzte ſeiner Tapfer-
keit den Sporn in die Seite, und er zog
mit ſeiner ganzen Mannſchaft aus, jene
zwo Nymphen entweder in ſeine Haͤnde zu
bekommen, oder ſie wenigſtens ihrem gegen-
waͤrtigen uͤbergluͤcklichen Beſitzer zu entreiſ-
ſen, ſollte es auch durch den Tod geſchehen
muͤſſen. Er ruͤckte an, uͤberraſchte ſeinen
Gegner, der ſich nicht in der mindeſten Be-
reitſchaft befand und ſich ſchon ergeben mußte,
ehe er ſich zur Wehre ſtellen konnte. Der
Feind begnuͤgte ſich, alle Oerter zu durch-
ſuchen, wo er die verlangten Schaͤtze ver-
muthete, und ward nicht wenig ungehal-
ten, da ihm allenthalben ſein Wunſch fehl-
ſchlug. Er erhielt zwar die Nachricht, daß
der uͤberwundne Herr des Schloſſes, den
ſein Alter uͤber die Begierden der Liebe ſchon
ziemlich hinwegſetzte, die ſchoͤnen Cir-
kaßierinnen nach ihrer Erbeutung ſogleich
in Geld verwandelt habe: allein da er dies
bey ſeiner jugendlichen Lebhaftigkeit nicht

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[57/0063] ſtreiche, den er ſpielte, zwo der herrlichſten cirkaßiſchen Schoͤnheiten in ſeine Gewalt bekommen hatte. Ein ſolcher Preis war es wohl werth, daß man ſein Leben einmal daran wagte: die Liebe ſetzte ſeiner Tapfer- keit den Sporn in die Seite, und er zog mit ſeiner ganzen Mannſchaft aus, jene zwo Nymphen entweder in ſeine Haͤnde zu bekommen, oder ſie wenigſtens ihrem gegen- waͤrtigen uͤbergluͤcklichen Beſitzer zu entreiſ- ſen, ſollte es auch durch den Tod geſchehen muͤſſen. Er ruͤckte an, uͤberraſchte ſeinen Gegner, der ſich nicht in der mindeſten Be- reitſchaft befand und ſich ſchon ergeben mußte, ehe er ſich zur Wehre ſtellen konnte. Der Feind begnuͤgte ſich, alle Oerter zu durch- ſuchen, wo er die verlangten Schaͤtze ver- muthete, und ward nicht wenig ungehal- ten, da ihm allenthalben ſein Wunſch fehl- ſchlug. Er erhielt zwar die Nachricht, daß der uͤberwundne Herr des Schloſſes, den ſein Alter uͤber die Begierden der Liebe ſchon ziemlich hinwegſetzte, die ſchoͤnen Cir- kaßierinnen nach ihrer Erbeutung ſogleich in Geld verwandelt habe: allein da er dies bey ſeiner jugendlichen Lebhaftigkeit nicht begrei-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/63>, abgerufen am 27.11.2024.