würfe werth, die ihm darinne gemacht wur- den, hatte aber auch für jede eine schöne Entschuldigung in Bereitschaft, und bat Belphegorn, sein Freund wieder wie vor- mals zu seyn, welches gewissermaßen ein stillschweigender Vertrag seyn sollte, ihn ins künftige mit solchen Unruhen zu verscho- nen. -- So legte es auch Belphegor aus und sprach daher mit dem ganzen Ernste eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann ich Dein Freund seyn, so lange Deine Reue nicht wirksamer ist: nicht bloß vergessen, sondern wieder gut machen mußt Du Deine Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen, sondern besser handeln. -- Fromal wieder- holte die Versichrung seiner Reue nochmals und glaubte damit wegzukommen, allein Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von seinen Foderungen ab und gieng in dem Feuer der Unternehmung so weit, daß er von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver- langte, seine Befehlshaberstelle aufzugeben, um sich vor neuen Mißbräuchen zu hüten. Die Anfoderung war übertrieben, und ver- darb darum die Hälfte der gemachten guten Wirkung: Fromals Eigenliebe fühlte etwas
zu wi-
wuͤrfe werth, die ihm darinne gemacht wur- den, hatte aber auch fuͤr jede eine ſchoͤne Entſchuldigung in Bereitſchaft, und bat Belphegorn, ſein Freund wieder wie vor- mals zu ſeyn, welches gewiſſermaßen ein ſtillſchweigender Vertrag ſeyn ſollte, ihn ins kuͤnftige mit ſolchen Unruhen zu verſcho- nen. — So legte es auch Belphegor aus und ſprach daher mit dem ganzen Ernſte eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann ich Dein Freund ſeyn, ſo lange Deine Reue nicht wirkſamer iſt: nicht bloß vergeſſen, ſondern wieder gut machen mußt Du Deine Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen, ſondern beſſer handeln. — Fromal wieder- holte die Verſichrung ſeiner Reue nochmals und glaubte damit wegzukommen, allein Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von ſeinen Foderungen ab und gieng in dem Feuer der Unternehmung ſo weit, daß er von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver- langte, ſeine Befehlshaberſtelle aufzugeben, um ſich vor neuen Mißbraͤuchen zu huͤten. Die Anfoderung war uͤbertrieben, und ver- darb darum die Haͤlfte der gemachten guten Wirkung: Fromals Eigenliebe fuͤhlte etwas
zu wi-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0275"n="269"/>
wuͤrfe werth, die ihm darinne gemacht wur-<lb/>
den, hatte aber auch fuͤr jede eine ſchoͤne<lb/>
Entſchuldigung in Bereitſchaft, und bat<lb/>
Belphegorn, ſein Freund wieder wie vor-<lb/>
mals zu ſeyn, welches gewiſſermaßen ein<lb/>ſtillſchweigender Vertrag ſeyn ſollte, ihn ins<lb/>
kuͤnftige mit ſolchen Unruhen zu verſcho-<lb/>
nen. — So legte es auch Belphegor aus<lb/>
und ſprach daher mit dem ganzen Ernſte<lb/>
eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann<lb/>
ich Dein Freund ſeyn, ſo lange Deine Reue<lb/>
nicht wirkſamer iſt: nicht bloß vergeſſen,<lb/>ſondern wieder gut machen mußt Du Deine<lb/>
Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen,<lb/>ſondern beſſer handeln. — Fromal wieder-<lb/>
holte die Verſichrung ſeiner Reue nochmals<lb/>
und glaubte damit wegzukommen, allein<lb/>
Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von<lb/>ſeinen Foderungen ab und gieng in dem<lb/>
Feuer der Unternehmung ſo weit, daß er<lb/>
von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver-<lb/>
langte, ſeine Befehlshaberſtelle aufzugeben,<lb/>
um ſich vor neuen Mißbraͤuchen zu huͤten.<lb/>
Die Anfoderung war uͤbertrieben, und ver-<lb/>
darb darum die Haͤlfte der gemachten guten<lb/>
Wirkung: Fromals Eigenliebe fuͤhlte etwas<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu wi-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[269/0275]
wuͤrfe werth, die ihm darinne gemacht wur-
den, hatte aber auch fuͤr jede eine ſchoͤne
Entſchuldigung in Bereitſchaft, und bat
Belphegorn, ſein Freund wieder wie vor-
mals zu ſeyn, welches gewiſſermaßen ein
ſtillſchweigender Vertrag ſeyn ſollte, ihn ins
kuͤnftige mit ſolchen Unruhen zu verſcho-
nen. — So legte es auch Belphegor aus
und ſprach daher mit dem ganzen Ernſte
eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann
ich Dein Freund ſeyn, ſo lange Deine Reue
nicht wirkſamer iſt: nicht bloß vergeſſen,
ſondern wieder gut machen mußt Du Deine
Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen,
ſondern beſſer handeln. — Fromal wieder-
holte die Verſichrung ſeiner Reue nochmals
und glaubte damit wegzukommen, allein
Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von
ſeinen Foderungen ab und gieng in dem
Feuer der Unternehmung ſo weit, daß er
von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver-
langte, ſeine Befehlshaberſtelle aufzugeben,
um ſich vor neuen Mißbraͤuchen zu huͤten.
Die Anfoderung war uͤbertrieben, und ver-
darb darum die Haͤlfte der gemachten guten
Wirkung: Fromals Eigenliebe fuͤhlte etwas
zu wi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/275>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.