Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

würfe werth, die ihm darinne gemacht wur-
den, hatte aber auch für jede eine schöne
Entschuldigung in Bereitschaft, und bat
Belphegorn, sein Freund wieder wie vor-
mals zu seyn, welches gewissermaßen ein
stillschweigender Vertrag seyn sollte, ihn ins
künftige mit solchen Unruhen zu verscho-
nen. -- So legte es auch Belphegor aus
und sprach daher mit dem ganzen Ernste
eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann
ich Dein Freund seyn, so lange Deine Reue
nicht wirksamer ist: nicht bloß vergessen,
sondern wieder gut machen mußt Du Deine
Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen,
sondern besser handeln. -- Fromal wieder-
holte die Versichrung seiner Reue nochmals
und glaubte damit wegzukommen, allein
Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von
seinen Foderungen ab und gieng in dem
Feuer der Unternehmung so weit, daß er
von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver-
langte, seine Befehlshaberstelle aufzugeben,
um sich vor neuen Mißbräuchen zu hüten.
Die Anfoderung war übertrieben, und ver-
darb darum die Hälfte der gemachten guten
Wirkung: Fromals Eigenliebe fühlte etwas

zu wi-

wuͤrfe werth, die ihm darinne gemacht wur-
den, hatte aber auch fuͤr jede eine ſchoͤne
Entſchuldigung in Bereitſchaft, und bat
Belphegorn, ſein Freund wieder wie vor-
mals zu ſeyn, welches gewiſſermaßen ein
ſtillſchweigender Vertrag ſeyn ſollte, ihn ins
kuͤnftige mit ſolchen Unruhen zu verſcho-
nen. — So legte es auch Belphegor aus
und ſprach daher mit dem ganzen Ernſte
eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann
ich Dein Freund ſeyn, ſo lange Deine Reue
nicht wirkſamer iſt: nicht bloß vergeſſen,
ſondern wieder gut machen mußt Du Deine
Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen,
ſondern beſſer handeln. — Fromal wieder-
holte die Verſichrung ſeiner Reue nochmals
und glaubte damit wegzukommen, allein
Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von
ſeinen Foderungen ab und gieng in dem
Feuer der Unternehmung ſo weit, daß er
von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver-
langte, ſeine Befehlshaberſtelle aufzugeben,
um ſich vor neuen Mißbraͤuchen zu huͤten.
Die Anfoderung war uͤbertrieben, und ver-
darb darum die Haͤlfte der gemachten guten
Wirkung: Fromals Eigenliebe fuͤhlte etwas

zu wi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0275" n="269"/>
wu&#x0364;rfe werth, die ihm darinne gemacht wur-<lb/>
den, hatte aber auch fu&#x0364;r jede eine &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Ent&#x017F;chuldigung in Bereit&#x017F;chaft, und bat<lb/>
Belphegorn, &#x017F;ein Freund wieder wie vor-<lb/>
mals zu &#x017F;eyn, welches gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen ein<lb/>
&#x017F;till&#x017F;chweigender Vertrag &#x017F;eyn &#x017F;ollte, ihn ins<lb/>
ku&#x0364;nftige mit &#x017F;olchen Unruhen zu ver&#x017F;cho-<lb/>
nen. &#x2014; So legte es auch Belphegor aus<lb/>
und &#x017F;prach daher mit dem ganzen Ern&#x017F;te<lb/>
eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann<lb/>
ich Dein Freund &#x017F;eyn, &#x017F;o lange Deine Reue<lb/>
nicht wirk&#x017F;amer i&#x017F;t: nicht bloß verge&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;ondern wieder gut machen mußt Du Deine<lb/>
Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen,<lb/>
&#x017F;ondern be&#x017F;&#x017F;er handeln. &#x2014; Fromal wieder-<lb/>
holte die Ver&#x017F;ichrung &#x017F;einer Reue nochmals<lb/>
und glaubte damit wegzukommen, allein<lb/>
Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von<lb/>
&#x017F;einen Foderungen ab und gieng in dem<lb/>
Feuer der Unternehmung &#x017F;o weit, daß er<lb/>
von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver-<lb/>
langte, &#x017F;eine Befehlshaber&#x017F;telle aufzugeben,<lb/>
um &#x017F;ich vor neuen Mißbra&#x0364;uchen zu hu&#x0364;ten.<lb/>
Die Anfoderung war u&#x0364;bertrieben, und ver-<lb/>
darb darum die Ha&#x0364;lfte der gemachten guten<lb/>
Wirkung: Fromals Eigenliebe fu&#x0364;hlte etwas<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu wi-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0275] wuͤrfe werth, die ihm darinne gemacht wur- den, hatte aber auch fuͤr jede eine ſchoͤne Entſchuldigung in Bereitſchaft, und bat Belphegorn, ſein Freund wieder wie vor- mals zu ſeyn, welches gewiſſermaßen ein ſtillſchweigender Vertrag ſeyn ſollte, ihn ins kuͤnftige mit ſolchen Unruhen zu verſcho- nen. — So legte es auch Belphegor aus und ſprach daher mit dem ganzen Ernſte eines Bekehrers: Nicht Eine Minute kann ich Dein Freund ſeyn, ſo lange Deine Reue nicht wirkſamer iſt: nicht bloß vergeſſen, ſondern wieder gut machen mußt Du Deine Ungerechtigkeiten, nicht bloß unterlaßen, ſondern beſſer handeln. — Fromal wieder- holte die Verſichrung ſeiner Reue nochmals und glaubte damit wegzukommen, allein Belphegor wich auch nicht Einen Punkt von ſeinen Foderungen ab und gieng in dem Feuer der Unternehmung ſo weit, daß er von ihm, wie ehmals vom Medardus, ver- langte, ſeine Befehlshaberſtelle aufzugeben, um ſich vor neuen Mißbraͤuchen zu huͤten. Die Anfoderung war uͤbertrieben, und ver- darb darum die Haͤlfte der gemachten guten Wirkung: Fromals Eigenliebe fuͤhlte etwas zu wi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/275
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/275>, abgerufen am 19.05.2024.