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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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fanden leicht Glauben, und bald wurde
Belphegor zurückgesezt, verachtet, und jedes
auch das mindeste seiner Worte übel genom-
men, man machte ihm, ob er gleich von Wunden
und Beulen verschont blieb, das Leben doch
so schwer, daß er diesen innerlichen Schmerz
gern gegen alle körperliche vertauscht hätte:
er wurde es endlich müde, verlies das Haus
und lebte von der Gütigkeit seines Freundes
Medardus, der sich mit der größten Bereit-
willigkeit seiner annahm und auf einen an-
dern Plaz für ihn dachte.

So schwer ihm diese Bemühung wurde,
so gieng sie ihm doch endlich glücklich von
statten: er verschafte seinem Freunde einen
andern Platz, aber keine Ruhe. Er brachte
ihn in das Haus eines Mannes, der recht
dazu geschaffen schien, seinen bisherigen Un-
willen über die amerikanische Unterdrückung
zu erhöhen, und den ganzen Belphegor in
Feuer und Flammen zu setzen. Ein Mann
war es, der sein Leben in der wollüstigsten
Trägheit dahinschlummerte, und wenn er
ja handelte, doch nie über die Grän-
zen der Sinnlichkeit hinauswich: wenn
er geschlafen hatte, so aß oder trank er, und

wenn

fanden leicht Glauben, und bald wurde
Belphegor zuruͤckgeſezt, verachtet, und jedes
auch das mindeſte ſeiner Worte uͤbel genom-
men, man machte ihm, ob er gleich von Wunden
und Beulen verſchont blieb, das Leben doch
ſo ſchwer, daß er dieſen innerlichen Schmerz
gern gegen alle koͤrperliche vertauſcht haͤtte:
er wurde es endlich muͤde, verlies das Haus
und lebte von der Guͤtigkeit ſeines Freundes
Medardus, der ſich mit der groͤßten Bereit-
willigkeit ſeiner annahm und auf einen an-
dern Plaz fuͤr ihn dachte.

So ſchwer ihm dieſe Bemuͤhung wurde,
ſo gieng ſie ihm doch endlich gluͤcklich von
ſtatten: er verſchafte ſeinem Freunde einen
andern Platz, aber keine Ruhe. Er brachte
ihn in das Haus eines Mannes, der recht
dazu geſchaffen ſchien, ſeinen bisherigen Un-
willen uͤber die amerikaniſche Unterdruͤckung
zu erhoͤhen, und den ganzen Belphegor in
Feuer und Flammen zu ſetzen. Ein Mann
war es, der ſein Leben in der wolluͤſtigſten
Traͤgheit dahinſchlummerte, und wenn er
ja handelte, doch nie uͤber die Graͤn-
zen der Sinnlichkeit hinauswich: wenn
er geſchlafen hatte, ſo aß oder trank er, und

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[242/0248] fanden leicht Glauben, und bald wurde Belphegor zuruͤckgeſezt, verachtet, und jedes auch das mindeſte ſeiner Worte uͤbel genom- men, man machte ihm, ob er gleich von Wunden und Beulen verſchont blieb, das Leben doch ſo ſchwer, daß er dieſen innerlichen Schmerz gern gegen alle koͤrperliche vertauſcht haͤtte: er wurde es endlich muͤde, verlies das Haus und lebte von der Guͤtigkeit ſeines Freundes Medardus, der ſich mit der groͤßten Bereit- willigkeit ſeiner annahm und auf einen an- dern Plaz fuͤr ihn dachte. So ſchwer ihm dieſe Bemuͤhung wurde, ſo gieng ſie ihm doch endlich gluͤcklich von ſtatten: er verſchafte ſeinem Freunde einen andern Platz, aber keine Ruhe. Er brachte ihn in das Haus eines Mannes, der recht dazu geſchaffen ſchien, ſeinen bisherigen Un- willen uͤber die amerikaniſche Unterdruͤckung zu erhoͤhen, und den ganzen Belphegor in Feuer und Flammen zu ſetzen. Ein Mann war es, der ſein Leben in der wolluͤſtigſten Traͤgheit dahinſchlummerte, und wenn er ja handelte, doch nie uͤber die Graͤn- zen der Sinnlichkeit hinauswich: wenn er geſchlafen hatte, ſo aß oder trank er, und wenn

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/248>, abgerufen am 04.05.2024.