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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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um ihn der Willkühr des Stroms zu über-
geben. Die Ursachen ihrer Bosheit waren
ihm unbekannt: wenn er aber eine vermu-
then sollte, so mußte es nach seiner Mey-
nung Unzufriedenheit seyn, daß man ihm
die Aufsicht über das Boot anvertraut und
ihn einen Fremden jenen Eingebornen vor-
gezogen habe. Die Spanier, die man itzt
für ein Paar Offiziere erkannte, wüteteu
wider die Bösewichter, und am meisten dar-
über, daß sie sich durch die Flucht ihrer
Strafe entzogen hatten.

Unterdessen flog der Gerettete, den seine
Dankbarkeit noch ganz begeisterte, noch ein-
mal auf Belphegorn zu und versuchte --
als er merkte, daß er kein Spanisch ver-
stand -- eine Sprache zu finden, worinne
er ihm seine Empfindungen frey und geläu-
fig auszudrücken wußte: es gelang ihm,
und dann empfieng Belphegor eine feurig
warme Danksagung, eine so freundschaftlich
warme, als sie ihm sein vertrautester Freund
hätte geben können, und oben drein die
Versichrung, daß er nebst seiner Gefährtinn
in Karthagena so lange bey ihm bewirthet
werden sollte, als es ihm nur gefiele. --

Die

um ihn der Willkuͤhr des Stroms zu uͤber-
geben. Die Urſachen ihrer Bosheit waren
ihm unbekannt: wenn er aber eine vermu-
then ſollte, ſo mußte es nach ſeiner Mey-
nung Unzufriedenheit ſeyn, daß man ihm
die Aufſicht uͤber das Boot anvertraut und
ihn einen Fremden jenen Eingebornen vor-
gezogen habe. Die Spanier, die man itzt
fuͤr ein Paar Offiziere erkannte, wuͤteteu
wider die Boͤſewichter, und am meiſten dar-
uͤber, daß ſie ſich durch die Flucht ihrer
Strafe entzogen hatten.

Unterdeſſen flog der Gerettete, den ſeine
Dankbarkeit noch ganz begeiſterte, noch ein-
mal auf Belphegorn zu und verſuchte —
als er merkte, daß er kein Spaniſch ver-
ſtand — eine Sprache zu finden, worinne
er ihm ſeine Empfindungen frey und gelaͤu-
fig auszudruͤcken wußte: es gelang ihm,
und dann empfieng Belphegor eine feurig
warme Dankſagung, eine ſo freundſchaftlich
warme, als ſie ihm ſein vertrauteſter Freund
haͤtte geben koͤnnen, und oben drein die
Verſichrung, daß er nebſt ſeiner Gefaͤhrtinn
in Karthagena ſo lange bey ihm bewirthet
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[221/0227] um ihn der Willkuͤhr des Stroms zu uͤber- geben. Die Urſachen ihrer Bosheit waren ihm unbekannt: wenn er aber eine vermu- then ſollte, ſo mußte es nach ſeiner Mey- nung Unzufriedenheit ſeyn, daß man ihm die Aufſicht uͤber das Boot anvertraut und ihn einen Fremden jenen Eingebornen vor- gezogen habe. Die Spanier, die man itzt fuͤr ein Paar Offiziere erkannte, wuͤteteu wider die Boͤſewichter, und am meiſten dar- uͤber, daß ſie ſich durch die Flucht ihrer Strafe entzogen hatten. Unterdeſſen flog der Gerettete, den ſeine Dankbarkeit noch ganz begeiſterte, noch ein- mal auf Belphegorn zu und verſuchte — als er merkte, daß er kein Spaniſch ver- ſtand — eine Sprache zu finden, worinne er ihm ſeine Empfindungen frey und gelaͤu- fig auszudruͤcken wußte: es gelang ihm, und dann empfieng Belphegor eine feurig warme Dankſagung, eine ſo freundſchaftlich warme, als ſie ihm ſein vertrauteſter Freund haͤtte geben koͤnnen, und oben drein die Verſichrung, daß er nebſt ſeiner Gefaͤhrtinn in Karthagena ſo lange bey ihm bewirthet werden ſollte, als es ihm nur gefiele. — Die

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/227>, abgerufen am 04.05.2024.