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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Ordnung gestellt und mit einer Menge wil-
der Mannspersonen augefüllt; und so sehr
sie Tages vorher unwillig waren, daß nicht
zween Menschen zu ihrer Hülfe herbeyeilten, so
sehr erschraken sie itzt, daß ihrer eine so große
Menge bey der Hand war. Wirklich hatten sie
auch alle Ursache zu erschrecken: denn nicht
aus brüderlicher Liebe, sondern aus Besorg-
niß für Feindseligkeiten waren sie herbeyge-
kommen. Sie hatten ihre Schiffahrt mit der
Insel angesehn und viel Bedenkliches dabey
gefunden, daß sich in ihrer Nachbarschaft
eine so große Masse niederließ, die vorher
nicht vorhanden gewesen war: da dieses
verschiedne wunderliche Gedanken veranlaßte,
besonders daß es vielleicht gar eine Rotte
böser Geister seyn konnte, die nicht in den
besten Absichten auf die Nachbarschaft mit
einer so ansehnlichen Wohnstätte angekom-
men seyn möchten, so beschlossen sie, nicht
länger in einer quälenden Ungewißheit zu
bleiben, sondern die Sache siehendes Fußes
in Augenschein zu nehmen. Daher waren
sie in der Nacht mit ihrer ganzen Flotte von
Kanoten abgesegelt, einige hatten sich in der
Entfernung gehalten, und andre waren ge-

landet,

Ordnung geſtellt und mit einer Menge wil-
der Mannsperſonen augefuͤllt; und ſo ſehr
ſie Tages vorher unwillig waren, daß nicht
zween Menſchen zu ihrer Huͤlfe herbeyeilten, ſo
ſehr erſchraken ſie itzt, daß ihrer eine ſo große
Menge bey der Hand war. Wirklich hatten ſie
auch alle Urſache zu erſchrecken: denn nicht
aus bruͤderlicher Liebe, ſondern aus Beſorg-
niß fuͤr Feindſeligkeiten waren ſie herbeyge-
kommen. Sie hatten ihre Schiffahrt mit der
Inſel angeſehn und viel Bedenkliches dabey
gefunden, daß ſich in ihrer Nachbarſchaft
eine ſo große Maſſe niederließ, die vorher
nicht vorhanden geweſen war: da dieſes
verſchiedne wunderliche Gedanken veranlaßte,
beſonders daß es vielleicht gar eine Rotte
boͤſer Geiſter ſeyn konnte, die nicht in den
beſten Abſichten auf die Nachbarſchaft mit
einer ſo anſehnlichen Wohnſtaͤtte angekom-
men ſeyn moͤchten, ſo beſchloſſen ſie, nicht
laͤnger in einer quaͤlenden Ungewißheit zu
bleiben, ſondern die Sache ſiehendes Fußes
in Augenſchein zu nehmen. Daher waren
ſie in der Nacht mit ihrer ganzen Flotte von
Kanoten abgeſegelt, einige hatten ſich in der
Entfernung gehalten, und andre waren ge-

landet,
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[204/0210] Ordnung geſtellt und mit einer Menge wil- der Mannsperſonen augefuͤllt; und ſo ſehr ſie Tages vorher unwillig waren, daß nicht zween Menſchen zu ihrer Huͤlfe herbeyeilten, ſo ſehr erſchraken ſie itzt, daß ihrer eine ſo große Menge bey der Hand war. Wirklich hatten ſie auch alle Urſache zu erſchrecken: denn nicht aus bruͤderlicher Liebe, ſondern aus Beſorg- niß fuͤr Feindſeligkeiten waren ſie herbeyge- kommen. Sie hatten ihre Schiffahrt mit der Inſel angeſehn und viel Bedenkliches dabey gefunden, daß ſich in ihrer Nachbarſchaft eine ſo große Maſſe niederließ, die vorher nicht vorhanden geweſen war: da dieſes verſchiedne wunderliche Gedanken veranlaßte, beſonders daß es vielleicht gar eine Rotte boͤſer Geiſter ſeyn konnte, die nicht in den beſten Abſichten auf die Nachbarſchaft mit einer ſo anſehnlichen Wohnſtaͤtte angekom- men ſeyn moͤchten, ſo beſchloſſen ſie, nicht laͤnger in einer quaͤlenden Ungewißheit zu bleiben, ſondern die Sache ſiehendes Fußes in Augenſchein zu nehmen. Daher waren ſie in der Nacht mit ihrer ganzen Flotte von Kanoten abgeſegelt, einige hatten ſich in der Entfernung gehalten, und andre waren ge- landet,

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/210>, abgerufen am 04.05.2024.