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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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genheit die vorhergehenden Nachrichten von
dem Könige jenes Landes gesammelt hatte.
Auf der Reise dahin offenbarte er erst Bel-
phegorn seinen Anschlag. Wir wollen,
sagte er ihm, uns für die erfahrensten Berg-
männer ausgeben, dadurch das Vertrauen
des Königs gewinnen, unter der Hand seine
im Herzen mißvergnügten Unterthanen auf
unsre Seite bringen, den geizigen Barbaren
umbringen, und uns in seine aufgehäuften
Schätze theilen: -- im Grunde aber --
was er weislich in petto behielt -- sollte
Belphegor für seine Absicht nur zur Maschine
dienen, auf die er, wenn der Streich mis-
länge, alle Strafbarkeit laden, und die er
nach einer glücklichen Ausführung ohne,
oder mit einer kleinen Vergeltung sich vom
Halse schaffen könnte. Belphegor erschrak:
kaum merkte dies sein Gefährte, als er sich
seine Bestürzung zu Nutze machte, und ihn
mit dem grausamsten Tode bedrohte, wenn
er sich nicht zu dem Vorschlage bequemen
wollte: Belphegor sträubte sich lange. --
Wohl! so verhungre hier in der Wüste!
sprach jener, und machte eine Bewegung
zum Abmarsche. Selbstliebe, Rechtschaffen-

heit,

genheit die vorhergehenden Nachrichten von
dem Koͤnige jenes Landes geſammelt hatte.
Auf der Reiſe dahin offenbarte er erſt Bel-
phegorn ſeinen Anſchlag. Wir wollen,
ſagte er ihm, uns fuͤr die erfahrenſten Berg-
maͤnner ausgeben, dadurch das Vertrauen
des Koͤnigs gewinnen, unter der Hand ſeine
im Herzen mißvergnuͤgten Unterthanen auf
unſre Seite bringen, den geizigen Barbaren
umbringen, und uns in ſeine aufgehaͤuften
Schaͤtze theilen: — im Grunde aber —
was er weislich in petto behielt — ſollte
Belphegor fuͤr ſeine Abſicht nur zur Maſchine
dienen, auf die er, wenn der Streich mis-
laͤnge, alle Strafbarkeit laden, und die er
nach einer gluͤcklichen Ausfuͤhrung ohne,
oder mit einer kleinen Vergeltung ſich vom
Halſe ſchaffen koͤnnte. Belphegor erſchrak:
kaum merkte dies ſein Gefaͤhrte, als er ſich
ſeine Beſtuͤrzung zu Nutze machte, und ihn
mit dem grauſamſten Tode bedrohte, wenn
er ſich nicht zu dem Vorſchlage bequemen
wollte: Belphegor ſtraͤubte ſich lange. —
Wohl! ſo verhungre hier in der Wuͤſte!
ſprach jener, und machte eine Bewegung
zum Abmarſche. Selbſtliebe, Rechtſchaffen-

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[11/0017] genheit die vorhergehenden Nachrichten von dem Koͤnige jenes Landes geſammelt hatte. Auf der Reiſe dahin offenbarte er erſt Bel- phegorn ſeinen Anſchlag. Wir wollen, ſagte er ihm, uns fuͤr die erfahrenſten Berg- maͤnner ausgeben, dadurch das Vertrauen des Koͤnigs gewinnen, unter der Hand ſeine im Herzen mißvergnuͤgten Unterthanen auf unſre Seite bringen, den geizigen Barbaren umbringen, und uns in ſeine aufgehaͤuften Schaͤtze theilen: — im Grunde aber — was er weislich in petto behielt — ſollte Belphegor fuͤr ſeine Abſicht nur zur Maſchine dienen, auf die er, wenn der Streich mis- laͤnge, alle Strafbarkeit laden, und die er nach einer gluͤcklichen Ausfuͤhrung ohne, oder mit einer kleinen Vergeltung ſich vom Halſe ſchaffen koͤnnte. Belphegor erſchrak: kaum merkte dies ſein Gefaͤhrte, als er ſich ſeine Beſtuͤrzung zu Nutze machte, und ihn mit dem grauſamſten Tode bedrohte, wenn er ſich nicht zu dem Vorſchlage bequemen wollte: Belphegor ſtraͤubte ſich lange. — Wohl! ſo verhungre hier in der Wuͤſte! ſprach jener, und machte eine Bewegung zum Abmarſche. Selbſtliebe, Rechtſchaffen- heit,

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/17>, abgerufen am 29.03.2024.