beantworteten, und das Glas gieng munter herum. Ein jeder trank seinem Fürsten und der Freiheit zu Ehren.
Der Freiheit? dachte Belphegor, hui! was müssen das für Leute seyn? -- Er horchte und konnte nichts zusammenhängen- des erschnappen, als daß hier zu Lande Bauernkrieg war, bis endlich einer in gewis- sen Angelegenheiten seitwärts schlich und auf seinem Wege Belphegorn im Gesträuche erblickte, den er sogleich hervorzog und seinen Mitbrüdern vorstellte. Man untersuchte ihn genau, ob er vielleicht zu der feindlichen Par- tey gehörte, und nachdem man ihm, in Er- mangelung einer gesezmäßigern Tortur, hun- dert Prügel auf die Fußsolen gegeben hatte, ohne ein Ja aus ihm herauszwingen zu kön- nen, so wurde er feierlich für unschuldig er- klärt und zum Glase zugelassen, was ihm aber wenig schmeckte: denn seine Fußsolen brannten wie Feuer.
Willst du mit für die Freiheit fechten? frag- ten ihn einige. -- Gebt mir nur die meinige, dann seht, wie ihr die eurige behauptet! -- Was? für die Freiheit willst du nicht fechten?
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beantworteten, und das Glas gieng munter herum. Ein jeder trank ſeinem Fuͤrſten und der Freiheit zu Ehren.
Der Freiheit? dachte Belphegor, hui! was muͤſſen das fuͤr Leute ſeyn? — Er horchte und konnte nichts zuſammenhaͤngen- des erſchnappen, als daß hier zu Lande Bauernkrieg war, bis endlich einer in gewiſ- ſen Angelegenheiten ſeitwaͤrts ſchlich und auf ſeinem Wege Belphegorn im Geſtraͤuche erblickte, den er ſogleich hervorzog und ſeinen Mitbruͤdern vorſtellte. Man unterſuchte ihn genau, ob er vielleicht zu der feindlichen Par- tey gehoͤrte, und nachdem man ihm, in Er- mangelung einer geſezmaͤßigern Tortur, hun- dert Pruͤgel auf die Fußſolen gegeben hatte, ohne ein Ja aus ihm herauszwingen zu koͤn- nen, ſo wurde er feierlich fuͤr unſchuldig er- klaͤrt und zum Glaſe zugelaſſen, was ihm aber wenig ſchmeckte: denn ſeine Fußſolen brannten wie Feuer.
Willſt du mit fuͤr die Freiheit fechten? frag- ten ihn einige. — Gebt mir nur die meinige, dann ſeht, wie ihr die eurige behauptet! — Was? fuͤr die Freiheit willſt du nicht fechten?
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beantworteten, und das Glas gieng munter
herum. Ein jeder trank ſeinem Fuͤrſten und
der Freiheit zu Ehren.
Der Freiheit? dachte Belphegor, hui!
was muͤſſen das fuͤr Leute ſeyn? — Er
horchte und konnte nichts zuſammenhaͤngen-
des erſchnappen, als daß hier zu Lande
Bauernkrieg war, bis endlich einer in gewiſ-
ſen Angelegenheiten ſeitwaͤrts ſchlich und
auf ſeinem Wege Belphegorn im Geſtraͤuche
erblickte, den er ſogleich hervorzog und ſeinen
Mitbruͤdern vorſtellte. Man unterſuchte ihn
genau, ob er vielleicht zu der feindlichen Par-
tey gehoͤrte, und nachdem man ihm, in Er-
mangelung einer geſezmaͤßigern Tortur, hun-
dert Pruͤgel auf die Fußſolen gegeben hatte,
ohne ein Ja aus ihm herauszwingen zu koͤn-
nen, ſo wurde er feierlich fuͤr unſchuldig er-
klaͤrt und zum Glaſe zugelaſſen, was ihm
aber wenig ſchmeckte: denn ſeine Fußſolen
brannten wie Feuer.
Willſt du mit fuͤr die Freiheit fechten? frag-
ten ihn einige. — Gebt mir nur die meinige,
dann ſeht, wie ihr die eurige behauptet! —
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/61>, abgerufen am 23.11.2024.
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