er noch nebst der Grazie, die er beschützen wollte, von den dastehenden Gerechtigkeits- pflegern in Verhaft genommen, die um so viel erbitterter auf ihn waren, weil er ihnen eine Lust verdorben hatte, und an die Herr- schaft des Mädchens ausgeliefert.
Durch einen glücklichen Zufall war es ver- anstaltet worden, daß gerade damals zwischen den beiden Monarchen, demjenigen, welchem sie übergeben, und demjenigen, von welchem sie ausgeliefert wurden, eine Zwistigkeit herrschte, die oft in einen Privatkrieg aus- brach -- wie er nämlich nach Einführung des Landfriedens Statt findet. Eine von den beiden Damen dieser Herren hatte bey ei- ner Feierlichkeit, die die ganze schöne Welt der dasigen Gegend durch ihre Gegenwart verherrlichte, an der andern, die eine ganze Stufe im Range unter ihr war, einen Hals- schmuck wahrgenommen, dessen Anblick ihr sogleich alle Nerven angriff, daß sie nicht an- ders als die Besitzerinn desselben von ganzem Herzen hassen mußte. Da ihre Männer, weil sie durch die Ehe Ein Fleisch und Ein Blut mit ihnen geworden waren, es für ihre Pflicht hielten, sich gleichfalls deswegen von
er noch nebſt der Grazie, die er beſchuͤtzen wollte, von den daſtehenden Gerechtigkeits- pflegern in Verhaft genommen, die um ſo viel erbitterter auf ihn waren, weil er ihnen eine Luſt verdorben hatte, und an die Herr- ſchaft des Maͤdchens ausgeliefert.
Durch einen gluͤcklichen Zufall war es ver- anſtaltet worden, daß gerade damals zwiſchen den beiden Monarchen, demjenigen, welchem ſie uͤbergeben, und demjenigen, von welchem ſie ausgeliefert wurden, eine Zwiſtigkeit herrſchte, die oft in einen Privatkrieg aus- brach — wie er naͤmlich nach Einfuͤhrung des Landfriedens Statt findet. Eine von den beiden Damen dieſer Herren hatte bey ei- ner Feierlichkeit, die die ganze ſchoͤne Welt der daſigen Gegend durch ihre Gegenwart verherrlichte, an der andern, die eine ganze Stufe im Range unter ihr war, einen Hals- ſchmuck wahrgenommen, deſſen Anblick ihr ſogleich alle Nerven angriff, daß ſie nicht an- ders als die Beſitzerinn deſſelben von ganzem Herzen haſſen mußte. Da ihre Maͤnner, weil ſie durch die Ehe Ein Fleiſch und Ein Blut mit ihnen geworden waren, es fuͤr ihre Pflicht hielten, ſich gleichfalls deswegen von
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er noch nebſt der Grazie, die er beſchuͤtzen
wollte, von den daſtehenden Gerechtigkeits-
pflegern in Verhaft genommen, die um ſo
viel erbitterter auf ihn waren, weil er ihnen
eine Luſt verdorben hatte, und an die Herr-
ſchaft des Maͤdchens ausgeliefert.
Durch einen gluͤcklichen Zufall war es ver-
anſtaltet worden, daß gerade damals zwiſchen
den beiden Monarchen, demjenigen, welchem
ſie uͤbergeben, und demjenigen, von welchem
ſie ausgeliefert wurden, eine Zwiſtigkeit
herrſchte, die oft in einen Privatkrieg aus-
brach — wie er naͤmlich nach Einfuͤhrung
des Landfriedens Statt findet. Eine von
den beiden Damen dieſer Herren hatte bey ei-
ner Feierlichkeit, die die ganze ſchoͤne Welt
der daſigen Gegend durch ihre Gegenwart
verherrlichte, an der andern, die eine ganze
Stufe im Range unter ihr war, einen Hals-
ſchmuck wahrgenommen, deſſen Anblick ihr
ſogleich alle Nerven angriff, daß ſie nicht an-
ders als die Beſitzerinn deſſelben von ganzem
Herzen haſſen mußte. Da ihre Maͤnner,
weil ſie durch die Ehe Ein Fleiſch und Ein
Blut mit ihnen geworden waren, es fuͤr ihre
Pflicht hielten, ſich gleichfalls deswegen von
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/48>, abgerufen am 24.11.2024.
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