denn er hatte seine geschwollne Hüfte ge- drückt. --
"Lustig, lustig, Belphegor! Hast du denn "gar die Narrheit begangen, ein Misanthrop "zu werden? -- Mit deinem verdammten "philosophiren, spekuliren, meditiren! Jch "sagte dirs wohl: alles das Zeug wird dei- "ner Frölichkeit den Hals brechen."
Ach, Fromal, wie glücklich, wäre mein gan- zes Leben nichts als eiskalte Spekulation ge- wesen! Hätte nie Eine Empfindung sich dar- unter gemischt! Aber --
"Was hast du denn mit deiner Empfin- "dung für Zank? -- Sey frölich! und den "andern Empfindungen schlage die Thür "vor der Nase zu, wie ich!"
O wüßtest du, bester Fromal! die Treulose --
"Ey, ey! du hast dich verliebt, und bist "betrogen worden? -- Ja, wer hat dich "das geheißen? --
Meine Empfindung, mein Gefühl, ihre Rei- ze, ihre Anmuth, ihre unaussprechliche An- muth; alles, alles befahl es mir. So un-
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denn er hatte ſeine geſchwollne Huͤfte ge- druͤckt. —
„Luſtig, luſtig, Belphegor! Haſt du denn „gar die Narrheit begangen, ein Miſanthrop „zu werden? — Mit deinem verdammten „philoſophiren, ſpekuliren, meditiren! Jch „ſagte dirs wohl: alles das Zeug wird dei- „ner Froͤlichkeit den Hals brechen.‟
Ach, Fromal, wie gluͤcklich, waͤre mein gan- zes Leben nichts als eiskalte Spekulation ge- weſen! Haͤtte nie Eine Empfindung ſich dar- unter gemiſcht! Aber —
„Was haſt du denn mit deiner Empfin- „dung fuͤr Zank? — Sey froͤlich! und den „andern Empfindungen ſchlage die Thuͤr „vor der Naſe zu, wie ich!‟
O wuͤßteſt du, beſter Fromal! die Treuloſe —
„Ey, ey! du haſt dich verliebt, und biſt „betrogen worden? — Ja, wer hat dich „das geheißen? —
Meine Empfindung, mein Gefuͤhl, ihre Rei- ze, ihre Anmuth, ihre unausſprechliche An- muth; alles, alles befahl es mir. So un-
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denn er hatte ſeine geſchwollne Huͤfte ge-
druͤckt. —
„Luſtig, luſtig, Belphegor! Haſt du denn
„gar die Narrheit begangen, ein Miſanthrop
„zu werden? — Mit deinem verdammten
„philoſophiren, ſpekuliren, meditiren! Jch
„ſagte dirs wohl: alles das Zeug wird dei-
„ner Froͤlichkeit den Hals brechen.‟
Ach, Fromal, wie gluͤcklich, waͤre mein gan-
zes Leben nichts als eiskalte Spekulation ge-
weſen! Haͤtte nie Eine Empfindung ſich dar-
unter gemiſcht! Aber —
„Was haſt du denn mit deiner Empfin-
„dung fuͤr Zank? — Sey froͤlich! und den
„andern Empfindungen ſchlage die Thuͤr
„vor der Naſe zu, wie ich!‟
O wuͤßteſt du, beſter Fromal! die Treuloſe —
„Ey, ey! du haſt dich verliebt, und biſt
„betrogen worden? — Ja, wer hat dich
„das geheißen? —
Meine Empfindung, mein Gefuͤhl, ihre Rei-
ze, ihre Anmuth, ihre unausſprechliche An-
muth; alles, alles befahl es mir. So un-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/27>, abgerufen am 16.02.2025.
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