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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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hör von Vorurtheilen zum Muster hinstellte,
nach dem er tadelte und lobte, billigte und
verwarf; ich sah sie alle nach dem Ringe des
Vergnügens und des Vorzugs rennen, ich
sah, daß sie nach jedem Vorzuge gierig grif-
fen, wenn er in meinen Augen gleich nicht
Eines Schrittes werth war, sollte er auch in
einer Schuhschnalle bestehn; ich sahe, daß
dem Vortheile alles weichen mußte, daß man
nur in Rücksicht auf ihn handelte, daß man
sich wechselsweise Lob und Bewundrung ab-
kaufte
, daß man gab, um zu empfangen,
daß das ganze Leben nur ein Kommerz von
Schmeicheleyen war, und daß man sich bey
dem Besitze eines solchen Beifalls glücklich
dünken konnte, ohne einen Augenblick daran
zu denken, daß er nur eingetauscht war, daß
er nicht dem Manne, sondern seinem Kleide,
seinem Pferde, seinem Titel, seinem Gelde
gehörte; ich sah bey meinem ersten Eintritte
unter die Menschen die freundliche Stirn, die
dienstfertigen Füße, die gefälligen Hände, die
ehrerbietigen Verbeugungen, die liebkosenden,
schmeichelnden, glatten Worte für die Doll-
metscher des Herzens an, und freute mich!--
und schalt alle wahnwitzig, die dem Menschen

Q 4

hoͤr von Vorurtheilen zum Muſter hinſtellte,
nach dem er tadelte und lobte, billigte und
verwarf; ich ſah ſie alle nach dem Ringe des
Vergnuͤgens und des Vorzugs rennen, ich
ſah, daß ſie nach jedem Vorzuge gierig grif-
fen, wenn er in meinen Augen gleich nicht
Eines Schrittes werth war, ſollte er auch in
einer Schuhſchnalle beſtehn; ich ſahe, daß
dem Vortheile alles weichen mußte, daß man
nur in Ruͤckſicht auf ihn handelte, daß man
ſich wechſelsweiſe Lob und Bewundrung ab-
kaufte
, daß man gab, um zu empfangen,
daß das ganze Leben nur ein Kommerz von
Schmeicheleyen war, und daß man ſich bey
dem Beſitze eines ſolchen Beifalls gluͤcklich
duͤnken konnte, ohne einen Augenblick daran
zu denken, daß er nur eingetauſcht war, daß
er nicht dem Manne, ſondern ſeinem Kleide,
ſeinem Pferde, ſeinem Titel, ſeinem Gelde
gehoͤrte; ich ſah bey meinem erſten Eintritte
unter die Menſchen die freundliche Stirn, die
dienſtfertigen Fuͤße, die gefaͤlligen Haͤnde, die
ehrerbietigen Verbeugungen, die liebkoſenden,
ſchmeichelnden, glatten Worte fuͤr die Doll-
metſcher des Herzens an, und freute mich!—
und ſchalt alle wahnwitzig, die dem Menſchen

Q 4
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[247/0267] hoͤr von Vorurtheilen zum Muſter hinſtellte, nach dem er tadelte und lobte, billigte und verwarf; ich ſah ſie alle nach dem Ringe des Vergnuͤgens und des Vorzugs rennen, ich ſah, daß ſie nach jedem Vorzuge gierig grif- fen, wenn er in meinen Augen gleich nicht Eines Schrittes werth war, ſollte er auch in einer Schuhſchnalle beſtehn; ich ſahe, daß dem Vortheile alles weichen mußte, daß man nur in Ruͤckſicht auf ihn handelte, daß man ſich wechſelsweiſe Lob und Bewundrung ab- kaufte, daß man gab, um zu empfangen, daß das ganze Leben nur ein Kommerz von Schmeicheleyen war, und daß man ſich bey dem Beſitze eines ſolchen Beifalls gluͤcklich duͤnken konnte, ohne einen Augenblick daran zu denken, daß er nur eingetauſcht war, daß er nicht dem Manne, ſondern ſeinem Kleide, ſeinem Pferde, ſeinem Titel, ſeinem Gelde gehoͤrte; ich ſah bey meinem erſten Eintritte unter die Menſchen die freundliche Stirn, die dienſtfertigen Fuͤße, die gefaͤlligen Haͤnde, die ehrerbietigen Verbeugungen, die liebkoſenden, ſchmeichelnden, glatten Worte fuͤr die Doll- metſcher des Herzens an, und freute mich!— und ſchalt alle wahnwitzig, die dem Menſchen Q 4

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/267>, abgerufen am 25.11.2024.