Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.zen diejenige seyn, die ich vorhin angab, oder kein Geschlecht von Geschöpfen hat bisher sei- ner Bestimmung so sehr zuwider gelebt als die Menschen. Belph. Jch bitte, ich beschwöre dich, Fr. Lügst? -- Das möchte ich bewiesen zen diejenige ſeyn, die ich vorhin angab, oder kein Geſchlecht von Geſchoͤpfen hat bisher ſei- ner Beſtimmung ſo ſehr zuwider gelebt als die Menſchen. Belph. Jch bitte, ich beſchwoͤre dich, Fr. Luͤgſt? — Das moͤchte ich bewieſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0226" n="206"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> zen diejenige ſeyn, die ich vorhin angab, oder<lb/> kein Geſchlecht von Geſchoͤpfen hat bisher ſei-<lb/> ner Beſtimmung ſo ſehr zuwider gelebt als<lb/> die Menſchen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Belph.</hi> Jch bitte, ich beſchwoͤre dich,<lb/> Fromal, mache den verhaßten Schluß nicht!<lb/> laß mich ihn nicht wiſſen, wenn er gleich<lb/> Wahrheit iſt! — Und wenn ja der Menſch<lb/><hi rendition="#fr">im Ganzen</hi> das war, wie du ihn ſchilderſt,<lb/> ſo ſagt mir doch mein Herz, daß, den Men-<lb/> ſchen <hi rendition="#fr">im einzelnen</hi> betrachtet — daß du<lb/> da laͤgſt. —</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Fr.</hi> Luͤgſt? — Das moͤchte ich bewieſen<lb/> ſehn! Haſt du nicht durchgaͤngig <hi rendition="#fr">Neid</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Vorzugsſucht,</hi> als zwey der ſtaͤrkſten Ge-<lb/> wichte, in jedem Menſchenherze geſunden?<lb/> Jch daͤchte, du haͤtteſt zu deinem Herzeleide<lb/> Beiſpiele genug davon erlebt. Dein eignes<lb/> menſchenfreundliches Herz iſt, offenherzig ge-<lb/> ſprochen, nicht davon leer: aber wohl dir,<lb/> daß die Natur mit deiner ſanften liebenden<lb/> Empfindung dir ein Gegengewicht einhieng,<lb/> das jenem die Wage haͤlt! Laß deinen izt<lb/> nur glimmenden Neid, deine izt nur lau-<lb/> ſchende Vorzugsſucht Zunder finden — ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0226]
zen diejenige ſeyn, die ich vorhin angab, oder
kein Geſchlecht von Geſchoͤpfen hat bisher ſei-
ner Beſtimmung ſo ſehr zuwider gelebt als
die Menſchen.
Belph. Jch bitte, ich beſchwoͤre dich,
Fromal, mache den verhaßten Schluß nicht!
laß mich ihn nicht wiſſen, wenn er gleich
Wahrheit iſt! — Und wenn ja der Menſch
im Ganzen das war, wie du ihn ſchilderſt,
ſo ſagt mir doch mein Herz, daß, den Men-
ſchen im einzelnen betrachtet — daß du
da laͤgſt. —
Fr. Luͤgſt? — Das moͤchte ich bewieſen
ſehn! Haſt du nicht durchgaͤngig Neid und
Vorzugsſucht, als zwey der ſtaͤrkſten Ge-
wichte, in jedem Menſchenherze geſunden?
Jch daͤchte, du haͤtteſt zu deinem Herzeleide
Beiſpiele genug davon erlebt. Dein eignes
menſchenfreundliches Herz iſt, offenherzig ge-
ſprochen, nicht davon leer: aber wohl dir,
daß die Natur mit deiner ſanften liebenden
Empfindung dir ein Gegengewicht einhieng,
das jenem die Wage haͤlt! Laß deinen izt
nur glimmenden Neid, deine izt nur lau-
ſchende Vorzugsſucht Zunder finden — ich
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