ausreisten und unsre drey Europäer in einer zweyjährigen Sklaverey zurückließen, ohne daß einer den Aufenthalt des andern wußte.
Fromal machte während dieser Zeit ver- schiedene Versuche, sich und seine Freunde aus einem für Freygeborne so traurigen Zustande zu reißen: doch keiner gelang ihm, bis er es endlich dahinbrachte, unter einen Trupp von tausend Sklaven den Samen des Aufruhrs auszustreuen, der sich schnell ausbreitete. Große Armeen von Sklaven brachen sich los, befreyeten andre, und Fromal war ihr An- führer. Man stürmte, raßte, wütete: das ganze Land war Ein Gemählde des Aufruhrs. Die erbitterten verwilderten Sklaven würg- ten und verheerten, wohin sie geriethen: die Reichen starben in den Flammen ihrer Reich- thümer; man wollte alles ausrotten, was nicht Sklave war. Die Truppen der Re- publik sezten den Verwüstern zu, tödteten und wurden getödtet. Als alle Ebnen mit dem Blute und den Leichnamen der Aufrührer und ihrer Sieger besät waren, beschloß man das schreckliche Schauspiel mit den fürchterlich- sten Scenen einer barbarischen Justiz.
ausreiſten und unſre drey Europaͤer in einer zweyjaͤhrigen Sklaverey zuruͤckließen, ohne daß einer den Aufenthalt des andern wußte.
Fromal machte waͤhrend dieſer Zeit ver- ſchiedene Verſuche, ſich und ſeine Freunde aus einem fuͤr Freygeborne ſo traurigen Zuſtande zu reißen: doch keiner gelang ihm, bis er es endlich dahinbrachte, unter einen Trupp von tauſend Sklaven den Samen des Aufruhrs auszuſtreuen, der ſich ſchnell ausbreitete. Große Armeen von Sklaven brachen ſich los, befreyeten andre, und Fromal war ihr An- fuͤhrer. Man ſtuͤrmte, raßte, wuͤtete: das ganze Land war Ein Gemaͤhlde des Aufruhrs. Die erbitterten verwilderten Sklaven wuͤrg- ten und verheerten, wohin ſie geriethen: die Reichen ſtarben in den Flammen ihrer Reich- thuͤmer; man wollte alles ausrotten, was nicht Sklave war. Die Truppen der Re- publik ſezten den Verwuͤſtern zu, toͤdteten und wurden getoͤdtet. Als alle Ebnen mit dem Blute und den Leichnamen der Aufruͤhrer und ihrer Sieger beſaͤt waren, beſchloß man das ſchreckliche Schauſpiel mit den fuͤrchterlich- ſten Scenen einer barbariſchen Juſtiz.
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ausreiſten und unſre drey Europaͤer in einer
zweyjaͤhrigen Sklaverey zuruͤckließen, ohne
daß einer den Aufenthalt des andern wußte.
Fromal machte waͤhrend dieſer Zeit ver-
ſchiedene Verſuche, ſich und ſeine Freunde aus
einem fuͤr Freygeborne ſo traurigen Zuſtande
zu reißen: doch keiner gelang ihm, bis er es
endlich dahinbrachte, unter einen Trupp von
tauſend Sklaven den Samen des Aufruhrs
auszuſtreuen, der ſich ſchnell ausbreitete.
Große Armeen von Sklaven brachen ſich los,
befreyeten andre, und Fromal war ihr An-
fuͤhrer. Man ſtuͤrmte, raßte, wuͤtete: das
ganze Land war Ein Gemaͤhlde des Aufruhrs.
Die erbitterten verwilderten Sklaven wuͤrg-
ten und verheerten, wohin ſie geriethen: die
Reichen ſtarben in den Flammen ihrer Reich-
thuͤmer; man wollte alles ausrotten, was
nicht Sklave war. Die Truppen der Re-
publik ſezten den Verwuͤſtern zu, toͤdteten und
wurden getoͤdtet. Als alle Ebnen mit dem
Blute und den Leichnamen der Aufruͤhrer und
ihrer Sieger beſaͤt waren, beſchloß man das
ſchreckliche Schauſpiel mit den fuͤrchterlich-
ſten Scenen einer barbariſchen Juſtiz.
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/207>, abgerufen am 03.05.2024.
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