Du Barbarinn! rief Belphegor; kann ich mich nun noch wundern, daß du grausam ge- nug warest, mir meine Hüften zu lähmen, wenn du so viele Menschen um eines Ent- wurfs willen tödten konntest, der dir nichts half? -- Du Mörderinn! --
Bester Belphegor! ich bin nicht der einzige Sterbliche, der sein Gewissen und seine Ruhe einem fremden Nutzen aufgeopfert hat. Man dünkt sich schon groß, indem man große Ab- sichten befördert, daran arbeitet; und jener Mann schäzte sich schon glücklich und groß genug, wenn er nur Troßbube bey der Ar- mee des macedonischen Alexanders oder des Dschengis-Kan gewesen wäre. --
Wenn aber nun euer Projektchen geschei- tert wäre? sagte Medardus. --
Je so hätten wir es gemacht, wie die mei- sten unsrer Vorgänger: die Schwachen und Furchtsamen hätten wir angefahren und sie unter die Füße getreten, und den Starken und Herzhaften wären wir zwischen den Bei- nen durchgekrochen. List oder Gewalt! --
Um eines solchen eitlen leeren Vorzugs willen so viele vernünftige Kreaturen umbrin-
Du Barbarinn! rief Belphegor; kann ich mich nun noch wundern, daß du grauſam ge- nug wareſt, mir meine Huͤften zu laͤhmen, wenn du ſo viele Menſchen um eines Ent- wurfs willen toͤdten konnteſt, der dir nichts half? — Du Moͤrderinn! —
Beſter Belphegor! ich bin nicht der einzige Sterbliche, der ſein Gewiſſen und ſeine Ruhe einem fremden Nutzen aufgeopfert hat. Man duͤnkt ſich ſchon groß, indem man große Ab- ſichten befoͤrdert, daran arbeitet; und jener Mann ſchaͤzte ſich ſchon gluͤcklich und groß genug, wenn er nur Troßbube bey der Ar- mee des macedoniſchen Alexanders oder des Dſchengis-Kan geweſen waͤre. —
Wenn aber nun euer Projektchen geſchei- tert waͤre? ſagte Medardus. —
Je ſo haͤtten wir es gemacht, wie die mei- ſten unſrer Vorgaͤnger: die Schwachen und Furchtſamen haͤtten wir angefahren und ſie unter die Fuͤße getreten, und den Starken und Herzhaften waͤren wir zwiſchen den Bei- nen durchgekrochen. Liſt oder Gewalt! —
Um eines ſolchen eitlen leeren Vorzugs willen ſo viele vernuͤnftige Kreaturen umbrin-
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Du Barbarinn! rief Belphegor; kann ich
mich nun noch wundern, daß du grauſam ge-
nug wareſt, mir meine Huͤften zu laͤhmen,
wenn du ſo viele Menſchen um eines Ent-
wurfs willen toͤdten konnteſt, der dir nichts
half? — Du Moͤrderinn! —
Beſter Belphegor! ich bin nicht der einzige
Sterbliche, der ſein Gewiſſen und ſeine Ruhe
einem fremden Nutzen aufgeopfert hat. Man
duͤnkt ſich ſchon groß, indem man große Ab-
ſichten befoͤrdert, daran arbeitet; und jener
Mann ſchaͤzte ſich ſchon gluͤcklich und groß
genug, wenn er nur Troßbube bey der Ar-
mee des macedoniſchen Alexanders oder des
Dſchengis-Kan geweſen waͤre. —
Wenn aber nun euer Projektchen geſchei-
tert waͤre? ſagte Medardus. —
Je ſo haͤtten wir es gemacht, wie die mei-
ſten unſrer Vorgaͤnger: die Schwachen und
Furchtſamen haͤtten wir angefahren und ſie
unter die Fuͤße getreten, und den Starken
und Herzhaften waͤren wir zwiſchen den Bei-
nen durchgekrochen. Liſt oder Gewalt! —
Um eines ſolchen eitlen leeren Vorzugs
willen ſo viele vernuͤnftige Kreaturen umbrin-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/120>, abgerufen am 16.07.2024.
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