Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.Spielsüchtiger böser Sieben/ morden würden. Auff seine Frage/ wie ersdenn anstellen möchte/ daß er dieser Gefahr entginge? giebt sie ihm den Rath: Er solte sich nur lustig und frölich/ und ihnen gleich stellen/ auch gute Camerad und Gesell- schafft mit ihnen machen/ über Tische sich in allen wie sie geberden. Nach essens würden sie spielen/ da solte er mit spielen/ es auch nicht achten/ wenn er gleich alle sein Gelt ver- spielete/ sondern nur sagen: Jchweiß schon wer und an welchen Orthe mir einer Mor- gen solch Gelt/ und noch ein mehrers wieder bringen soll. Das thut nun der Reisige/ und verspielet alle sein Gelt/ ist aber darbey ge- trost. Sie hatten aber den Gewinst allen auff einen Hauffen gelegt/ den sie hernach gleich unter einander theileten/ und also be- kam der Reisige sein Geld und noch ein meh- res wieder. Der Reisige bat/ ihn in ihre Ge- sellschafft auffzunehmen/ und also blieb er sicher/ und kam davon. Autor. cher und vorsichti- ger Spie- ler. Eines Rittmeisters Edel-Page hatte einst te
Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben/ morden wuͤrden. Auff ſeine Frage/ wie ersdenn anſtellen moͤchte/ daß er dieſer Gefahr entginge? giebt ſie ihm den Rath: Er ſolte ſich nur luſtig und froͤlich/ und ihnen gleich ſtellen/ auch gute Camerad und Geſell- ſchafft mit ihnen machen/ uͤber Tiſche ſich in allen wie ſie geberden. Nach eſſens wuͤrden ſie ſpielen/ da ſolte er mit ſpielen/ es auch nicht achten/ wenn er gleich alle ſein Gelt veꝛ- ſpielete/ ſondern nur ſagen: Jchweiß ſchon wer und an welchen Orthe mir einer Mor- gen ſolch Gelt/ und noch ein mehrers wieder bringen ſoll. Das thut nun der Reiſige/ und verſpielet alle ſein Gelt/ iſt aber darbey ge- troſt. Sie hatten aber den Gewinſt allen auff einen Hauffen gelegt/ den ſie hernach gleich unter einander theileten/ und alſo be- kam der Reiſige ſein Geld und noch ein meh- res wieder. Der Reiſige bat/ ihn in ihre Ge- ſellſchafft auffzunehmen/ und alſo blieb er ſicher/ und kam davon. Autor. cher und vorſichti- geꝛ Spie- ler. Eines Rittmeiſters Edel-Page hatte einſt te
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0168" n="164"/><fw place="top" type="header">Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben/</fw><lb/> morden wuͤrden. Auff ſeine Frage/ wie ers<lb/> denn anſtellen moͤchte/ daß er dieſer Gefahr<lb/> entginge? giebt ſie ihm den Rath: Er ſolte<lb/> ſich nur luſtig und froͤlich/ und ihnen gleich<lb/> ſtellen/ auch gute Camerad und Geſell-<lb/> ſchafft mit ihnen machen/ uͤber Tiſche ſich in<lb/> allen wie ſie geberden. Nach eſſens wuͤrden<lb/> ſie ſpielen/ da ſolte er mit ſpielen/ es auch<lb/> nicht achten/ wenn er gleich alle ſein Gelt veꝛ-<lb/> ſpielete/ ſondern nur ſagen: Jchweiß ſchon<lb/> wer und an welchen Orthe mir einer Mor-<lb/> gen ſolch Gelt/ und noch ein mehrers wieder<lb/> bringen ſoll. Das thut nun der Reiſige/ und<lb/> verſpielet alle ſein Gelt/ iſt aber darbey ge-<lb/> troſt. Sie hatten aber den Gewinſt allen<lb/> auff einen Hauffen gelegt/ den ſie hernach<lb/> gleich unter einander theileten/ und alſo be-<lb/> kam der Reiſige ſein Geld und noch ein meh-<lb/> res wieder. Der Reiſige bat/ ihn in ihre Ge-<lb/> ſellſchafft auffzunehmen/ und alſo blieb er<lb/> ſicher/ und kam davon. <hi rendition="#aq">Autor.</hi></p><lb/> <note place="left">Gluͤckli-<lb/> cher und<lb/> vorſichti-<lb/> geꝛ Spie-<lb/> ler.</note> <p>Eines Rittmeiſters Edel-Page hatte einſt<lb/> nichts mehr als 8. Groſchen/ der ſpielte mit<lb/> ſeines Gleichen/ und gewann 6. Reiß-Tha-<lb/> ler/ wurde darauff gereitzet mit etlichen Rei-<lb/> tern und Officirern zu ſpielen/ das that er/<lb/> und gewann 400. Reichs-Thlr. Zwo hun-<lb/> dert liehe er ſeinem Ritmeiſter/ der ſie auch<lb/> alsbald verſpielete/ und ihme nie wieder ga-<lb/> be! Von den uͤbrigen mundirte er ſich/ ſchaf-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0168]
Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben/
morden wuͤrden. Auff ſeine Frage/ wie ers
denn anſtellen moͤchte/ daß er dieſer Gefahr
entginge? giebt ſie ihm den Rath: Er ſolte
ſich nur luſtig und froͤlich/ und ihnen gleich
ſtellen/ auch gute Camerad und Geſell-
ſchafft mit ihnen machen/ uͤber Tiſche ſich in
allen wie ſie geberden. Nach eſſens wuͤrden
ſie ſpielen/ da ſolte er mit ſpielen/ es auch
nicht achten/ wenn er gleich alle ſein Gelt veꝛ-
ſpielete/ ſondern nur ſagen: Jchweiß ſchon
wer und an welchen Orthe mir einer Mor-
gen ſolch Gelt/ und noch ein mehrers wieder
bringen ſoll. Das thut nun der Reiſige/ und
verſpielet alle ſein Gelt/ iſt aber darbey ge-
troſt. Sie hatten aber den Gewinſt allen
auff einen Hauffen gelegt/ den ſie hernach
gleich unter einander theileten/ und alſo be-
kam der Reiſige ſein Geld und noch ein meh-
res wieder. Der Reiſige bat/ ihn in ihre Ge-
ſellſchafft auffzunehmen/ und alſo blieb er
ſicher/ und kam davon. Autor.
Eines Rittmeiſters Edel-Page hatte einſt
nichts mehr als 8. Groſchen/ der ſpielte mit
ſeines Gleichen/ und gewann 6. Reiß-Tha-
ler/ wurde darauff gereitzet mit etlichen Rei-
tern und Officirern zu ſpielen/ das that er/
und gewann 400. Reichs-Thlr. Zwo hun-
dert liehe er ſeinem Ritmeiſter/ der ſie auch
alsbald verſpielete/ und ihme nie wieder ga-
be! Von den uͤbrigen mundirte er ſich/ ſchaf-
te
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/168 |
Zitationshilfe: | Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/168>, abgerufen am 29.07.2024. |