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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Eine erste Seereise
wie Mützen und Schuhe wurden daraus hergestellt und die
Ueberbleibsel der in der Nordsee fortgeflogenen Segel stiegen
bedeutend im Werthe.

Aus mitgenommenem Havannahstroh, das in allen See-
plätzen käuflich ist, wurden Hüte geflochten und es war wirklich
zu bewundern, wie geschickt sich die Matrosen in all' dergleichen
zeigten. Hatte man die Kleider in Ordnung gebracht, dann
ging es an das Teppichnähen. Freilich waren die Zuthaten
nur primitiv; getheertes braunes und weißes Manillatauwerk,
zu denen noch etwas rothe oder blaue Stoffwolle trat; mehr
hatte man nicht, aber Geduld und Geschick schufen aus diesen
einfachen Sachen ganz hübsche Gegenstände.

Zu den unnützen Beschäftigungen gehörte das Tätowiren,
das unter den Matrosen sehr im Schwange ist, und das man
natürlich als junger Mensch auch hübsch findet und mitmacht,
während man später nicht begreifen kann, wie man an einer
solchen Geschmacklosigkeit hat Gefallen finden können und sich
glücklich schätzt, wenigstens nur solche Körpertheile verunstaltet
zu haben, die gewöhnlich durch die Kleidung verdeckt werden.
Drei Nähnadeln werden so zusammengebunden, daß sie ein
Dreieck bilden und die vorderste ein wenig mehr vorsteht, als
die beiden hintern -- das ist das Instrument, mit dem man
sich in den Konturen der vorher aufgezeichneten Figuren die
Haut aufreißt, um in die kleinen Löcher chinesische Tusche oder
Zinnober zu reiben, je nachdem man blaue oder rothe Täto-
wirung wünscht. Es ist eine ziemlich schmerzhafte Operation
und mir immer unbegreiflich gewesen, wie manche Seeleute sich
den ganzen Körper haben tätowiren lassen können.

Kommt etwas Jagdbares in Sicht, so wird jedoch schleunigst
jede andere Beschäftigung bei Seite geworfen. Tümmler oder
Meerschweine, Delphine und Bonniten sieht man in den Tropen
sehr viel; oft umspielen sie in großen Herden, namentlich die
Tümmler, das Schiff und jagen sich in tollen Sprüngen. Sie

Eine erſte Seereiſe
wie Mützen und Schuhe wurden daraus hergeſtellt und die
Ueberbleibſel der in der Nordſee fortgeflogenen Segel ſtiegen
bedeutend im Werthe.

Aus mitgenommenem Havannahſtroh, das in allen See-
plätzen käuflich iſt, wurden Hüte geflochten und es war wirklich
zu bewundern, wie geſchickt ſich die Matroſen in all’ dergleichen
zeigten. Hatte man die Kleider in Ordnung gebracht, dann
ging es an das Teppichnähen. Freilich waren die Zuthaten
nur primitiv; getheertes braunes und weißes Manillatauwerk,
zu denen noch etwas rothe oder blaue Stoffwolle trat; mehr
hatte man nicht, aber Geduld und Geſchick ſchufen aus dieſen
einfachen Sachen ganz hübſche Gegenſtände.

Zu den unnützen Beſchäftigungen gehörte das Tätowiren,
das unter den Matroſen ſehr im Schwange iſt, und das man
natürlich als junger Menſch auch hübſch findet und mitmacht,
während man ſpäter nicht begreifen kann, wie man an einer
ſolchen Geſchmackloſigkeit hat Gefallen finden können und ſich
glücklich ſchätzt, wenigſtens nur ſolche Körpertheile verunſtaltet
zu haben, die gewöhnlich durch die Kleidung verdeckt werden.
Drei Nähnadeln werden ſo zuſammengebunden, daß ſie ein
Dreieck bilden und die vorderſte ein wenig mehr vorſteht, als
die beiden hintern — das iſt das Inſtrument, mit dem man
ſich in den Konturen der vorher aufgezeichneten Figuren die
Haut aufreißt, um in die kleinen Löcher chineſiſche Tuſche oder
Zinnober zu reiben, je nachdem man blaue oder rothe Täto-
wirung wünſcht. Es iſt eine ziemlich ſchmerzhafte Operation
und mir immer unbegreiflich geweſen, wie manche Seeleute ſich
den ganzen Körper haben tätowiren laſſen können.

Kommt etwas Jagdbares in Sicht, ſo wird jedoch ſchleunigſt
jede andere Beſchäftigung bei Seite geworfen. Tümmler oder
Meerſchweine, Delphine und Bonniten ſieht man in den Tropen
ſehr viel; oft umſpielen ſie in großen Herden, namentlich die
Tümmler, das Schiff und jagen ſich in tollen Sprüngen. Sie

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[53/0065] Eine erſte Seereiſe wie Mützen und Schuhe wurden daraus hergeſtellt und die Ueberbleibſel der in der Nordſee fortgeflogenen Segel ſtiegen bedeutend im Werthe. Aus mitgenommenem Havannahſtroh, das in allen See- plätzen käuflich iſt, wurden Hüte geflochten und es war wirklich zu bewundern, wie geſchickt ſich die Matroſen in all’ dergleichen zeigten. Hatte man die Kleider in Ordnung gebracht, dann ging es an das Teppichnähen. Freilich waren die Zuthaten nur primitiv; getheertes braunes und weißes Manillatauwerk, zu denen noch etwas rothe oder blaue Stoffwolle trat; mehr hatte man nicht, aber Geduld und Geſchick ſchufen aus dieſen einfachen Sachen ganz hübſche Gegenſtände. Zu den unnützen Beſchäftigungen gehörte das Tätowiren, das unter den Matroſen ſehr im Schwange iſt, und das man natürlich als junger Menſch auch hübſch findet und mitmacht, während man ſpäter nicht begreifen kann, wie man an einer ſolchen Geſchmackloſigkeit hat Gefallen finden können und ſich glücklich ſchätzt, wenigſtens nur ſolche Körpertheile verunſtaltet zu haben, die gewöhnlich durch die Kleidung verdeckt werden. Drei Nähnadeln werden ſo zuſammengebunden, daß ſie ein Dreieck bilden und die vorderſte ein wenig mehr vorſteht, als die beiden hintern — das iſt das Inſtrument, mit dem man ſich in den Konturen der vorher aufgezeichneten Figuren die Haut aufreißt, um in die kleinen Löcher chineſiſche Tuſche oder Zinnober zu reiben, je nachdem man blaue oder rothe Täto- wirung wünſcht. Es iſt eine ziemlich ſchmerzhafte Operation und mir immer unbegreiflich geweſen, wie manche Seeleute ſich den ganzen Körper haben tätowiren laſſen können. Kommt etwas Jagdbares in Sicht, ſo wird jedoch ſchleunigſt jede andere Beſchäftigung bei Seite geworfen. Tümmler oder Meerſchweine, Delphine und Bonniten ſieht man in den Tropen ſehr viel; oft umſpielen ſie in großen Herden, namentlich die Tümmler, das Schiff und jagen ſich in tollen Sprüngen. Sie

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/65>, abgerufen am 22.11.2024.