Unser Geschwader trat nach Empfang der neuen Segel- ordre alsbald seine Rückreise nach Europa an, aber es lag auf der Hand, daß der veränderte Reiseplan nicht den ungetheilten Beifall auf den Schiffen fand. Die Aussicht auf eine Reise um die Erde war für die Meisten zu verlockend gewesen, als daß ein wahrscheinlich sehr langweiliger Wachtdienst an der spanischen Küste dafür Ersatz bieten konnte.
Wehmüthig wurde Havannah Adieu gesagt, und es ging ostwärts, während der "Albatroß" in Westindien blieb. Die Reise war nicht angenehm; wir trafen im Durchschnitte nur schlechtes Wetter und wurden von den Wellen des atlantischen Oceans gehörig durchgeschüttelt. Um unsere Kohlen zu ergänzen, liefen wir Horta auf Fayal an, sahen es jedoch nur von außen, da wir, weil von Havannah kommend, Quarantäne halten mußten und blieben auch nur einen Tag.
In England trennte sich die "Elisabeth" vom Geschwader und ging direct nach Spanien. Der "Friedrich Karl" war jedoch gezwungen mit den beiden andern Schiffen nach Wilhelmshaven zu segeln, theils um einige Reparaturen an seiner Maschine vorzunehmen, theils im Trockendock den Boden zu reinigen. Es ist das für Schiffe mit eisernem Boden eine höchst unan- genehme Zugabe, und bis jetzt ist es mit durchschlagendem Er- folg noch nicht gelungen, das Bewachsen des Bodens mit Muscheln und Pflanzen zu verhindern. Namentlich in den Tropen findet letzteres mit rapider Schnelligkeit statt und auch bei dem "Friedrich Karl" war es in einer Weise geschehen, daß derselbe ein Dritttheil seiner Fahrgeschwindigkeit einge- büßt hatte.
Man hat allerlei Farbeanstriche mit Metallgiften versucht, aber sie haben immer nur auf kurze Zeit das Ansetzen ver- hindern können. Kupferbeschlag ist zu gefährlich, weil er mit unbedingter Sicherheit sich von dem eisernen Boden nicht isoliren läßt und dann der entstehende galvanische Strom sehr schnell
Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
Unſer Geſchwader trat nach Empfang der neuen Segel- ordre alsbald ſeine Rückreiſe nach Europa an, aber es lag auf der Hand, daß der veränderte Reiſeplan nicht den ungetheilten Beifall auf den Schiffen fand. Die Ausſicht auf eine Reiſe um die Erde war für die Meiſten zu verlockend geweſen, als daß ein wahrſcheinlich ſehr langweiliger Wachtdienſt an der ſpaniſchen Küſte dafür Erſatz bieten konnte.
Wehmüthig wurde Havannah Adieu geſagt, und es ging oſtwärts, während der „Albatroß“ in Weſtindien blieb. Die Reiſe war nicht angenehm; wir trafen im Durchſchnitte nur ſchlechtes Wetter und wurden von den Wellen des atlantiſchen Oceans gehörig durchgeſchüttelt. Um unſere Kohlen zu ergänzen, liefen wir Horta auf Fayal an, ſahen es jedoch nur von außen, da wir, weil von Havannah kommend, Quarantäne halten mußten und blieben auch nur einen Tag.
In England trennte ſich die „Eliſabeth“ vom Geſchwader und ging direct nach Spanien. Der „Friedrich Karl“ war jedoch gezwungen mit den beiden andern Schiffen nach Wilhelmshaven zu ſegeln, theils um einige Reparaturen an ſeiner Maſchine vorzunehmen, theils im Trockendock den Boden zu reinigen. Es iſt das für Schiffe mit eiſernem Boden eine höchſt unan- genehme Zugabe, und bis jetzt iſt es mit durchſchlagendem Er- folg noch nicht gelungen, das Bewachſen des Bodens mit Muſcheln und Pflanzen zu verhindern. Namentlich in den Tropen findet letzteres mit rapider Schnelligkeit ſtatt und auch bei dem „Friedrich Karl“ war es in einer Weiſe geſchehen, daß derſelbe ein Dritttheil ſeiner Fahrgeſchwindigkeit einge- büßt hatte.
Man hat allerlei Farbeanſtriche mit Metallgiften verſucht, aber ſie haben immer nur auf kurze Zeit das Anſetzen ver- hindern können. Kupferbeſchlag iſt zu gefährlich, weil er mit unbedingter Sicherheit ſich von dem eiſernen Boden nicht iſoliren läßt und dann der entſtehende galvaniſche Strom ſehr ſchnell
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0393"n="381"/><fwplace="top"type="header">Nach Weſtindien und dem Mittelmeer</fw><lb/><p>Unſer Geſchwader trat nach Empfang der neuen Segel-<lb/>
ordre alsbald ſeine Rückreiſe nach Europa an, aber es lag auf<lb/>
der Hand, daß der veränderte Reiſeplan nicht den ungetheilten<lb/>
Beifall auf den Schiffen fand. Die Ausſicht auf eine Reiſe<lb/>
um die Erde war für die Meiſten zu verlockend geweſen, als<lb/>
daß ein wahrſcheinlich ſehr langweiliger Wachtdienſt an der<lb/>ſpaniſchen Küſte dafür Erſatz bieten konnte.</p><lb/><p>Wehmüthig wurde Havannah Adieu geſagt, und es ging<lb/>
oſtwärts, während der „Albatroß“ in Weſtindien blieb. Die<lb/>
Reiſe war nicht angenehm; wir trafen im Durchſchnitte nur<lb/>ſchlechtes Wetter und wurden von den Wellen des atlantiſchen<lb/>
Oceans gehörig durchgeſchüttelt. Um unſere Kohlen zu ergänzen,<lb/>
liefen wir Horta auf Fayal an, ſahen es jedoch nur von außen,<lb/>
da wir, weil von Havannah kommend, Quarantäne halten mußten<lb/>
und blieben auch nur einen Tag.</p><lb/><p>In England trennte ſich die „Eliſabeth“ vom Geſchwader<lb/>
und ging direct nach Spanien. Der „Friedrich Karl“ war jedoch<lb/>
gezwungen mit den beiden andern Schiffen nach Wilhelmshaven<lb/>
zu ſegeln, theils um einige Reparaturen an ſeiner Maſchine<lb/>
vorzunehmen, theils im Trockendock den Boden zu reinigen.<lb/>
Es iſt das für Schiffe mit eiſernem Boden eine höchſt unan-<lb/>
genehme Zugabe, und bis jetzt iſt es mit durchſchlagendem Er-<lb/>
folg noch nicht gelungen, das Bewachſen des Bodens mit<lb/>
Muſcheln und Pflanzen zu verhindern. Namentlich in den<lb/>
Tropen findet letzteres mit rapider Schnelligkeit ſtatt und auch<lb/>
bei dem „Friedrich Karl“ war es in einer Weiſe geſchehen,<lb/>
daß derſelbe ein Dritttheil ſeiner Fahrgeſchwindigkeit einge-<lb/>
büßt hatte.</p><lb/><p>Man hat allerlei Farbeanſtriche mit Metallgiften verſucht,<lb/>
aber ſie haben immer nur auf kurze Zeit das Anſetzen ver-<lb/>
hindern können. Kupferbeſchlag iſt zu gefährlich, weil er mit<lb/>
unbedingter Sicherheit ſich von dem eiſernen Boden nicht iſoliren<lb/>
läßt und dann der entſtehende galvaniſche Strom ſehr ſchnell<lb/></p></div></body></text></TEI>
[381/0393]
Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
Unſer Geſchwader trat nach Empfang der neuen Segel-
ordre alsbald ſeine Rückreiſe nach Europa an, aber es lag auf
der Hand, daß der veränderte Reiſeplan nicht den ungetheilten
Beifall auf den Schiffen fand. Die Ausſicht auf eine Reiſe
um die Erde war für die Meiſten zu verlockend geweſen, als
daß ein wahrſcheinlich ſehr langweiliger Wachtdienſt an der
ſpaniſchen Küſte dafür Erſatz bieten konnte.
Wehmüthig wurde Havannah Adieu geſagt, und es ging
oſtwärts, während der „Albatroß“ in Weſtindien blieb. Die
Reiſe war nicht angenehm; wir trafen im Durchſchnitte nur
ſchlechtes Wetter und wurden von den Wellen des atlantiſchen
Oceans gehörig durchgeſchüttelt. Um unſere Kohlen zu ergänzen,
liefen wir Horta auf Fayal an, ſahen es jedoch nur von außen,
da wir, weil von Havannah kommend, Quarantäne halten mußten
und blieben auch nur einen Tag.
In England trennte ſich die „Eliſabeth“ vom Geſchwader
und ging direct nach Spanien. Der „Friedrich Karl“ war jedoch
gezwungen mit den beiden andern Schiffen nach Wilhelmshaven
zu ſegeln, theils um einige Reparaturen an ſeiner Maſchine
vorzunehmen, theils im Trockendock den Boden zu reinigen.
Es iſt das für Schiffe mit eiſernem Boden eine höchſt unan-
genehme Zugabe, und bis jetzt iſt es mit durchſchlagendem Er-
folg noch nicht gelungen, das Bewachſen des Bodens mit
Muſcheln und Pflanzen zu verhindern. Namentlich in den
Tropen findet letzteres mit rapider Schnelligkeit ſtatt und auch
bei dem „Friedrich Karl“ war es in einer Weiſe geſchehen,
daß derſelbe ein Dritttheil ſeiner Fahrgeſchwindigkeit einge-
büßt hatte.
Man hat allerlei Farbeanſtriche mit Metallgiften verſucht,
aber ſie haben immer nur auf kurze Zeit das Anſetzen ver-
hindern können. Kupferbeſchlag iſt zu gefährlich, weil er mit
unbedingter Sicherheit ſich von dem eiſernen Boden nicht iſoliren
läßt und dann der entſtehende galvaniſche Strom ſehr ſchnell
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/393>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.