herige Freiheit der Neger gefährlich sei und so wurden durch eine Verfassungsänderung ihre politischen Rechte beschränkt.
Jamaika erhält durch seine Vegetation einen ganz besonde- ren Character. Es bietet nicht wie die meisten und namentlich die von hohen Gebirgen durchzogenen Tropenländer das Bild einer durch ihre Großartigkeit und Wildheit imponirenden Natur, sondern hinterläßt den Eindruck einer ruhigen friedlichen Land- schaft. Dazu tragen vor allem drei Baumformen bei, welche in den bewohnten oder zugänglichen Gegenden das Gros der Bewaldung bilden und ihr den das Auge so angenehm berüh- renden idyllischen Reiz verleihen. Es sind dies die Farren, der Bambus und der Mangobaum. Die Farren sind heimisch auf der Insel; in Hunderten von Arten vertreten, bedecken sie theils als Gesträuch große Strecken der von einer Menge Rinn- salen durchströmten Niederungen und der sich leise abflachenden Abhänge, theils krönen sie als mächtige Bäume von acht bis zehn Meter Höhe die Berggipfel in dichten Waldungen. Ihre in lichtem Grün strahlenden Blattwedel mit den verschiedensten feingeschnittenen Mustern haben etwas so Sanftes und Weiches in ihrer Erscheinung, daß der Blick unwillkührlich von ihnen angezogen wird und gern auf ihnen weilt. Einen ähnlichen erfreuenden Anblick gewähren die Bambusgebüsche mit ihren schlanken hohen Stämmen und feingefiederten Blättern, die sich mit leisem Rauschen im Winde wiegen und flüsternd aus ihrer Heimath im fernen Osten erzählen, aus der dieser ebenso schöne wie nützliche Strauch oder Baum -- wie man ihn nennen will -- hier eingeführt ist. Er hat auf Jamaika alle Lebens- bedingungen gefunden, um in üppigster Fülle zu gedeihen und es ist eine wahre Pracht, ihn in seiner Entfaltung zu sehen.
Der Mango, mit seiner breiten Krone, seinen glänzenden dunkelgrünen Blättern und goldgelben Früchten, ist ebenfalls aus Ostindien im ersten Viertel unseres Jahrhunderts eingeführt, hat sich aber bereits bis zu den mittleren Lagen der Höhenzüge
Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
herige Freiheit der Neger gefährlich ſei und ſo wurden durch eine Verfaſſungsänderung ihre politiſchen Rechte beſchränkt.
Jamaika erhält durch ſeine Vegetation einen ganz beſonde- ren Character. Es bietet nicht wie die meiſten und namentlich die von hohen Gebirgen durchzogenen Tropenländer das Bild einer durch ihre Großartigkeit und Wildheit imponirenden Natur, ſondern hinterläßt den Eindruck einer ruhigen friedlichen Land- ſchaft. Dazu tragen vor allem drei Baumformen bei, welche in den bewohnten oder zugänglichen Gegenden das Gros der Bewaldung bilden und ihr den das Auge ſo angenehm berüh- renden idylliſchen Reiz verleihen. Es ſind dies die Farren, der Bambus und der Mangobaum. Die Farren ſind heimiſch auf der Inſel; in Hunderten von Arten vertreten, bedecken ſie theils als Geſträuch große Strecken der von einer Menge Rinn- ſalen durchſtrömten Niederungen und der ſich leiſe abflachenden Abhänge, theils krönen ſie als mächtige Bäume von acht bis zehn Meter Höhe die Berggipfel in dichten Waldungen. Ihre in lichtem Grün ſtrahlenden Blattwedel mit den verſchiedenſten feingeſchnittenen Muſtern haben etwas ſo Sanftes und Weiches in ihrer Erſcheinung, daß der Blick unwillkührlich von ihnen angezogen wird und gern auf ihnen weilt. Einen ähnlichen erfreuenden Anblick gewähren die Bambusgebüſche mit ihren ſchlanken hohen Stämmen und feingefiederten Blättern, die ſich mit leiſem Rauſchen im Winde wiegen und flüſternd aus ihrer Heimath im fernen Oſten erzählen, aus der dieſer ebenſo ſchöne wie nützliche Strauch oder Baum — wie man ihn nennen will — hier eingeführt iſt. Er hat auf Jamaika alle Lebens- bedingungen gefunden, um in üppigſter Fülle zu gedeihen und es iſt eine wahre Pracht, ihn in ſeiner Entfaltung zu ſehen.
Der Mango, mit ſeiner breiten Krone, ſeinen glänzenden dunkelgrünen Blättern und goldgelben Früchten, iſt ebenfalls aus Oſtindien im erſten Viertel unſeres Jahrhunderts eingeführt, hat ſich aber bereits bis zu den mittleren Lagen der Höhenzüge
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Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
herige Freiheit der Neger gefährlich ſei und ſo wurden durch
eine Verfaſſungsänderung ihre politiſchen Rechte beſchränkt.
Jamaika erhält durch ſeine Vegetation einen ganz beſonde-
ren Character. Es bietet nicht wie die meiſten und namentlich
die von hohen Gebirgen durchzogenen Tropenländer das Bild
einer durch ihre Großartigkeit und Wildheit imponirenden Natur,
ſondern hinterläßt den Eindruck einer ruhigen friedlichen Land-
ſchaft. Dazu tragen vor allem drei Baumformen bei, welche
in den bewohnten oder zugänglichen Gegenden das Gros der
Bewaldung bilden und ihr den das Auge ſo angenehm berüh-
renden idylliſchen Reiz verleihen. Es ſind dies die Farren,
der Bambus und der Mangobaum. Die Farren ſind heimiſch
auf der Inſel; in Hunderten von Arten vertreten, bedecken ſie
theils als Geſträuch große Strecken der von einer Menge Rinn-
ſalen durchſtrömten Niederungen und der ſich leiſe abflachenden
Abhänge, theils krönen ſie als mächtige Bäume von acht bis
zehn Meter Höhe die Berggipfel in dichten Waldungen. Ihre
in lichtem Grün ſtrahlenden Blattwedel mit den verſchiedenſten
feingeſchnittenen Muſtern haben etwas ſo Sanftes und Weiches
in ihrer Erſcheinung, daß der Blick unwillkührlich von ihnen
angezogen wird und gern auf ihnen weilt. Einen ähnlichen
erfreuenden Anblick gewähren die Bambusgebüſche mit ihren
ſchlanken hohen Stämmen und feingefiederten Blättern, die ſich
mit leiſem Rauſchen im Winde wiegen und flüſternd aus ihrer
Heimath im fernen Oſten erzählen, aus der dieſer ebenſo ſchöne
wie nützliche Strauch oder Baum — wie man ihn nennen
will — hier eingeführt iſt. Er hat auf Jamaika alle Lebens-
bedingungen gefunden, um in üppigſter Fülle zu gedeihen und
es iſt eine wahre Pracht, ihn in ſeiner Entfaltung zu ſehen.
Der Mango, mit ſeiner breiten Krone, ſeinen glänzenden
dunkelgrünen Blättern und goldgelben Früchten, iſt ebenfalls
aus Oſtindien im erſten Viertel unſeres Jahrhunderts eingeführt,
hat ſich aber bereits bis zu den mittleren Lagen der Höhenzüge
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/377>, abgerufen am 25.11.2024.
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