Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner und auch das Bettzeug ist naß von den am Eisenbeschlag derVerdecke sich verdichtenden Dünsten. Bei den geschlossenen Luken herrscht im Schiffe und in den Wohnräumen eine dumpfe übel- riechende Luft, und endlich bleibt keine Nachtruhe ungestört, weil bald dieser bald jener unliebsame Anlaß sie unterbricht. Wenn solche Zustände vorübergehen, so läßt man sie sich Alle diese Mißtöne schwinden jedoch vor dem Hauche des Für uns hatten die 14 Tage der Reise noch die besondere Barbados, die Bärtige, wie es von den entdeckenden Werner und auch das Bettzeug iſt naß von den am Eiſenbeſchlag derVerdecke ſich verdichtenden Dünſten. Bei den geſchloſſenen Luken herrſcht im Schiffe und in den Wohnräumen eine dumpfe übel- riechende Luft, und endlich bleibt keine Nachtruhe ungeſtört, weil bald dieſer bald jener unliebſame Anlaß ſie unterbricht. Wenn ſolche Zuſtände vorübergehen, ſo läßt man ſie ſich Alle dieſe Mißtöne ſchwinden jedoch vor dem Hauche des Für uns hatten die 14 Tage der Reiſe noch die beſondere Barbados, die Bärtige, wie es von den entdeckenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0334" n="322"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> und auch das Bettzeug iſt naß von den am Eiſenbeſchlag der<lb/> Verdecke ſich verdichtenden Dünſten. Bei den geſchloſſenen Luken<lb/> herrſcht im Schiffe und in den Wohnräumen eine dumpfe übel-<lb/> riechende Luft, und endlich bleibt keine Nachtruhe ungeſtört, weil<lb/> bald dieſer bald jener unliebſame Anlaß ſie unterbricht.</p><lb/> <p>Wenn ſolche Zuſtände vorübergehen, ſo läßt man ſie ſich<lb/> gefallen und macht gute Miene zum böſen Spiel, dauern ſie<lb/> aber Wochen, dann hilft auch der zäheſte Humor nicht mehr<lb/> darüber fort und eine höchſt gereizte Stimmung iſt die natür-<lb/> liche Folge, die nicht dazu beiträgt, das gezwungene Zuſammen-<lb/> leben angenehm zu machen.</p><lb/> <p>Alle dieſe Mißtöne ſchwinden jedoch vor dem Hauche des<lb/> Paſſats und er wird auch dieſerhalb von den Betheiligten will-<lb/> kommen geheißen.</p><lb/> <p>Für uns hatten die 14 Tage der Reiſe noch die beſondere<lb/> Annehmlichkeit, daß wir mit dem günſtigen Winde ſegeln konnten<lb/> und die Maſchine nicht gebrauchten. Wie wurde dieſer ſeltene<lb/> Umſtand vom Commandanten bis zum letzten Matroſen <hi rendition="#aq">con<lb/> amore</hi> genoſſen; wie wurde geputzt und das Schiff in allen<lb/> ſeinen Theilen mit wahrer Luſt auf den Höhepunkt der Rein-<lb/> lichkeit gebracht, weil man die Gewißheit hatte, nicht wieder alles<lb/> am nächſten Tage durch Kohlenſtaub beſchmutzt zu ſehen! Ich<lb/> glaube, der „Friedrich Karl“ hat niemals ſo hübſch und ſauber<lb/> ausgeſchaut wie in dieſer Zeit, und dem Aufenthalt in Bar-<lb/> bados wurde ſchon darum mit ungetrübter Freude entgegen<lb/> geſehen, weil keine Kohlen ergänzt zu werden brauchten. Ende<lb/> November trafen wir dort ein und fanden die beiden Cor-<lb/> vetten vor, ſodaß unſer Geſchwader jetzt eine anſehnliche Macht<lb/> bildete und aus fünf Schiffen mit achtzig Kanonen und 1800<lb/> Mann Beſatzung beſtand.</p><lb/> <p>Barbados, die Bärtige, wie es von den entdeckenden<lb/> Portugieſen nach den mit Luftwurzeln verſehenen Banianenbäumen<lb/> genannt wurde, die ſie in großer Menge vorfanden, iſt die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [322/0334]
Werner
und auch das Bettzeug iſt naß von den am Eiſenbeſchlag der
Verdecke ſich verdichtenden Dünſten. Bei den geſchloſſenen Luken
herrſcht im Schiffe und in den Wohnräumen eine dumpfe übel-
riechende Luft, und endlich bleibt keine Nachtruhe ungeſtört, weil
bald dieſer bald jener unliebſame Anlaß ſie unterbricht.
Wenn ſolche Zuſtände vorübergehen, ſo läßt man ſie ſich
gefallen und macht gute Miene zum böſen Spiel, dauern ſie
aber Wochen, dann hilft auch der zäheſte Humor nicht mehr
darüber fort und eine höchſt gereizte Stimmung iſt die natür-
liche Folge, die nicht dazu beiträgt, das gezwungene Zuſammen-
leben angenehm zu machen.
Alle dieſe Mißtöne ſchwinden jedoch vor dem Hauche des
Paſſats und er wird auch dieſerhalb von den Betheiligten will-
kommen geheißen.
Für uns hatten die 14 Tage der Reiſe noch die beſondere
Annehmlichkeit, daß wir mit dem günſtigen Winde ſegeln konnten
und die Maſchine nicht gebrauchten. Wie wurde dieſer ſeltene
Umſtand vom Commandanten bis zum letzten Matroſen con
amore genoſſen; wie wurde geputzt und das Schiff in allen
ſeinen Theilen mit wahrer Luſt auf den Höhepunkt der Rein-
lichkeit gebracht, weil man die Gewißheit hatte, nicht wieder alles
am nächſten Tage durch Kohlenſtaub beſchmutzt zu ſehen! Ich
glaube, der „Friedrich Karl“ hat niemals ſo hübſch und ſauber
ausgeſchaut wie in dieſer Zeit, und dem Aufenthalt in Bar-
bados wurde ſchon darum mit ungetrübter Freude entgegen
geſehen, weil keine Kohlen ergänzt zu werden brauchten. Ende
November trafen wir dort ein und fanden die beiden Cor-
vetten vor, ſodaß unſer Geſchwader jetzt eine anſehnliche Macht
bildete und aus fünf Schiffen mit achtzig Kanonen und 1800
Mann Beſatzung beſtand.
Barbados, die Bärtige, wie es von den entdeckenden
Portugieſen nach den mit Luftwurzeln verſehenen Banianenbäumen
genannt wurde, die ſie in großer Menge vorfanden, iſt die
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