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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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der Schiffe unter Wasser die Ursache, und bei der Wichtigkeit,
welche Manövrir- und Drehfähigkeit für die Panzer namentlich
im Kampfe haben, ist es merkwürdig genug, daß die Techniker
diesem Punkte bisher so wenig Aufmerksamkeit gewidmet haben.
Ein Panzerschiff, das in vier Minuten einen Kreis beschreibt,
wird auch einem stärkeren Gegner, der dazu der doppelten Zeit
bedarf, bedeutend überlegen sein, da es seinen Sporn und seine
Artillerie ganz anders ausnutzen kann wie jener. Man kann
hier wirklich sagen: "Wozu in die Ferne schweifen, sieh das
Gute liegt so nah;" etwas weniger Theorie und mehr Praxis
würde ganz angebracht sein.

Auch der Laie wird es leicht verstehen können, daß, wenn
es möglich wäre, dem Schiffskörper unter Wasser die Form
eines mit der Spitze nach unten gerichteten Kegels zu geben,
dies das Ideal der Manövrirfähigkeit sein müßte. Das ist
nun zwar nicht angängig, aber je mehr man sich diesem Ideal
nähert, desto besser wird das Schiff manövriren und desto
weniger Zeit und Raum wird es zu einer Drehung gebrauchen,
während im entgegengesetzten Falle das Umgekehrte eintritt. Bei
den alten Holzschiffen fand eine Näherung statt, das Verhältniß
ihrer Länge zur Breite war kleiner, ihr Vorsteven, die vordere
Fläche des Rumpfes, schrägte sich nach unten und hinten ab
und letzterer erhielt dadurch die Form eines Trapezes, dessen
Langseite in der Wasserlinie lag. Bei den jetzigen Panzerschiffen
findet jedoch das Gegentheil statt. Wegen des Sporns und
um größere Tragkraft für die schweren Gewichte des Panzers
zu gewinnen, springt der Vorsteven vor, anstatt zurückzuweichen;
es entsteht auch eine Trapezform, aber seine Langseite liegt jetzt
nicht in der Wasserlinie, sondern im Kiel oder wenigstens in
dessen Nähe. Die Folge ist, daß bei Drehungen mehr Wasser
zu verdrängen ist und erstere dadurch erschwert werden.

Nun läßt sich zwar die Form des Rumpfes unter Wasser
aus verschiedenen Gründen nicht gut ändern, aber es liegt doch

Werner
der Schiffe unter Waſſer die Urſache, und bei der Wichtigkeit,
welche Manövrir- und Drehfähigkeit für die Panzer namentlich
im Kampfe haben, iſt es merkwürdig genug, daß die Techniker
dieſem Punkte bisher ſo wenig Aufmerkſamkeit gewidmet haben.
Ein Panzerſchiff, das in vier Minuten einen Kreis beſchreibt,
wird auch einem ſtärkeren Gegner, der dazu der doppelten Zeit
bedarf, bedeutend überlegen ſein, da es ſeinen Sporn und ſeine
Artillerie ganz anders ausnutzen kann wie jener. Man kann
hier wirklich ſagen: „Wozu in die Ferne ſchweifen, ſieh das
Gute liegt ſo nah;“ etwas weniger Theorie und mehr Praxis
würde ganz angebracht ſein.

Auch der Laie wird es leicht verſtehen können, daß, wenn
es möglich wäre, dem Schiffskörper unter Waſſer die Form
eines mit der Spitze nach unten gerichteten Kegels zu geben,
dies das Ideal der Manövrirfähigkeit ſein müßte. Das iſt
nun zwar nicht angängig, aber je mehr man ſich dieſem Ideal
nähert, deſto beſſer wird das Schiff manövriren und deſto
weniger Zeit und Raum wird es zu einer Drehung gebrauchen,
während im entgegengeſetzten Falle das Umgekehrte eintritt. Bei
den alten Holzſchiffen fand eine Näherung ſtatt, das Verhältniß
ihrer Länge zur Breite war kleiner, ihr Vorſteven, die vordere
Fläche des Rumpfes, ſchrägte ſich nach unten und hinten ab
und letzterer erhielt dadurch die Form eines Trapezes, deſſen
Langſeite in der Waſſerlinie lag. Bei den jetzigen Panzerſchiffen
findet jedoch das Gegentheil ſtatt. Wegen des Sporns und
um größere Tragkraft für die ſchweren Gewichte des Panzers
zu gewinnen, ſpringt der Vorſteven vor, anſtatt zurückzuweichen;
es entſteht auch eine Trapezform, aber ſeine Langſeite liegt jetzt
nicht in der Waſſerlinie, ſondern im Kiel oder wenigſtens in
deſſen Nähe. Die Folge iſt, daß bei Drehungen mehr Waſſer
zu verdrängen iſt und erſtere dadurch erſchwert werden.

Nun läßt ſich zwar die Form des Rumpfes unter Waſſer
aus verſchiedenen Gründen nicht gut ändern, aber es liegt doch

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[306/0318] Werner der Schiffe unter Waſſer die Urſache, und bei der Wichtigkeit, welche Manövrir- und Drehfähigkeit für die Panzer namentlich im Kampfe haben, iſt es merkwürdig genug, daß die Techniker dieſem Punkte bisher ſo wenig Aufmerkſamkeit gewidmet haben. Ein Panzerſchiff, das in vier Minuten einen Kreis beſchreibt, wird auch einem ſtärkeren Gegner, der dazu der doppelten Zeit bedarf, bedeutend überlegen ſein, da es ſeinen Sporn und ſeine Artillerie ganz anders ausnutzen kann wie jener. Man kann hier wirklich ſagen: „Wozu in die Ferne ſchweifen, ſieh das Gute liegt ſo nah;“ etwas weniger Theorie und mehr Praxis würde ganz angebracht ſein. Auch der Laie wird es leicht verſtehen können, daß, wenn es möglich wäre, dem Schiffskörper unter Waſſer die Form eines mit der Spitze nach unten gerichteten Kegels zu geben, dies das Ideal der Manövrirfähigkeit ſein müßte. Das iſt nun zwar nicht angängig, aber je mehr man ſich dieſem Ideal nähert, deſto beſſer wird das Schiff manövriren und deſto weniger Zeit und Raum wird es zu einer Drehung gebrauchen, während im entgegengeſetzten Falle das Umgekehrte eintritt. Bei den alten Holzſchiffen fand eine Näherung ſtatt, das Verhältniß ihrer Länge zur Breite war kleiner, ihr Vorſteven, die vordere Fläche des Rumpfes, ſchrägte ſich nach unten und hinten ab und letzterer erhielt dadurch die Form eines Trapezes, deſſen Langſeite in der Waſſerlinie lag. Bei den jetzigen Panzerſchiffen findet jedoch das Gegentheil ſtatt. Wegen des Sporns und um größere Tragkraft für die ſchweren Gewichte des Panzers zu gewinnen, ſpringt der Vorſteven vor, anſtatt zurückzuweichen; es entſteht auch eine Trapezform, aber ſeine Langſeite liegt jetzt nicht in der Waſſerlinie, ſondern im Kiel oder wenigſtens in deſſen Nähe. Die Folge iſt, daß bei Drehungen mehr Waſſer zu verdrängen iſt und erſtere dadurch erſchwert werden. Nun läßt ſich zwar die Form des Rumpfes unter Waſſer aus verſchiedenen Gründen nicht gut ändern, aber es liegt doch

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/318>, abgerufen am 22.11.2024.