Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner ciere und Beamte auf dem Rauchplatze. Die Unterhaltungdrehte sich um ein großes Herrenfrühstück, das der Commandant des "Ernst August" am Tage zuvor zur Feier seines Geburts- tages an Bord seines Schiffes gegeben hatte und zu dem eine große Anzahl Gäste, wie auch verschiedene Officiere des "Barba- rossa" eingeladen gewesen waren. Daß es dabei sehr heiter hergegangen und mancher am andern Morgen mit schmerzenden Haaren aufgewacht war, kann man sich denken, da dergleichen auch anderwärts vorkommt. Mathy war wie gewöhnlich der Vortragende; die Wunden, "So scheint also das Amüsement ein allgemeines gewesen "Sicher," erwiderte Mathy. "Sie können es daraus ent- Eine kurze Pause, welche Mathy machte, schien Frank eine "Aber Frank," unterbrach Mathy seinen Rivalen bei diesen Werner ciere und Beamte auf dem Rauchplatze. Die Unterhaltungdrehte ſich um ein großes Herrenfrühſtück, das der Commandant des „Ernſt Auguſt“ am Tage zuvor zur Feier ſeines Geburts- tages an Bord ſeines Schiffes gegeben hatte und zu dem eine große Anzahl Gäſte, wie auch verſchiedene Officiere des „Barba- roſſa“ eingeladen geweſen waren. Daß es dabei ſehr heiter hergegangen und mancher am andern Morgen mit ſchmerzenden Haaren aufgewacht war, kann man ſich denken, da dergleichen auch anderwärts vorkommt. Mathy war wie gewöhnlich der Vortragende; die Wunden, „So ſcheint alſo das Amüſement ein allgemeines geweſen „Sicher,“ erwiderte Mathy. „Sie können es daraus ent- Eine kurze Pauſe, welche Mathy machte, ſchien Frank eine „Aber Frank,“ unterbrach Mathy ſeinen Rivalen bei dieſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0278" n="266"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> ciere und Beamte auf dem Rauchplatze. Die Unterhaltung<lb/> drehte ſich um ein großes Herrenfrühſtück, das der Commandant<lb/> des „Ernſt Auguſt“ am Tage zuvor zur Feier ſeines Geburts-<lb/> tages an Bord ſeines Schiffes gegeben hatte und zu dem eine<lb/> große Anzahl Gäſte, wie auch verſchiedene Officiere des „Barba-<lb/> roſſa“ eingeladen geweſen waren. Daß es dabei ſehr heiter<lb/> hergegangen und mancher am andern Morgen mit ſchmerzenden<lb/> Haaren aufgewacht war, kann man ſich denken, da dergleichen<lb/> auch anderwärts vorkommt.</p><lb/> <p>Mathy war wie gewöhnlich der Vortragende; die Wunden,<lb/> welche die Kartätſchbüchſen und die 68-Pfünder dem Doctor<lb/> Altmanns geſchlagen, waren noch nicht vernarbt und er beſchränkte<lb/> ſich auf das Zuhören. Fähnrich Frank hatte ſchon verſchiedene<lb/> Male vergebens verſucht, auch zu Worte zu kommen und den<lb/> Erzähler in ſeinem Referate zu ergänzen, allein es war ihm<lb/> nicht gelungen und er rückte infolge deſſen ſehr unruhig mit<lb/> ſeinem Stuhle hin und her.</p><lb/> <p>„So ſcheint alſo das Amüſement ein allgemeines geweſen<lb/> zu ſein,“ bemerkte Zahlmeiſter Albert.</p><lb/> <p>„Sicher,“ erwiderte Mathy. „Sie können es daraus ent-<lb/> nehmen, daß das Frühſtück netto zwölf Stunden dauerte, von<lb/> ein Uhr Mittags bis ein Uhr Nachts. Es fing an Bord mit<lb/> ſechszig Gäſten an und endete ſchließlich in Schillings Hotel<lb/> mit ſechs der tapferſten Streiter; der Verbrauch von achtzig<lb/> Flaſchen Champagner erklärt dieſen Ausfall zur Genüge.“</p><lb/> <p>Eine kurze Pauſe, welche Mathy machte, ſchien Frank eine<lb/> günſtige Gelegenheit zu bieten, den Zuhörern eine ſeiner Ge-<lb/> ſchichten zu verſetzen. „Ja,“ bekräftigte er, „es war eine ſolenne<lb/> F<hi rendition="#aq">ê</hi>te, wie ich ſie nur noch einmal in meinem Leben mitgemacht<lb/> habe. Nun, meine Herren, das war eine ganz famoſe Ge-<lb/> ſchichte, die ich Ihnen doch erzählen muß. Als ich noch in<lb/> Hamburg auf der Schule war . . . .“</p><lb/> <p>„Aber Frank,“ unterbrach Mathy ſeinen Rivalen bei dieſen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [266/0278]
Werner
ciere und Beamte auf dem Rauchplatze. Die Unterhaltung
drehte ſich um ein großes Herrenfrühſtück, das der Commandant
des „Ernſt Auguſt“ am Tage zuvor zur Feier ſeines Geburts-
tages an Bord ſeines Schiffes gegeben hatte und zu dem eine
große Anzahl Gäſte, wie auch verſchiedene Officiere des „Barba-
roſſa“ eingeladen geweſen waren. Daß es dabei ſehr heiter
hergegangen und mancher am andern Morgen mit ſchmerzenden
Haaren aufgewacht war, kann man ſich denken, da dergleichen
auch anderwärts vorkommt.
Mathy war wie gewöhnlich der Vortragende; die Wunden,
welche die Kartätſchbüchſen und die 68-Pfünder dem Doctor
Altmanns geſchlagen, waren noch nicht vernarbt und er beſchränkte
ſich auf das Zuhören. Fähnrich Frank hatte ſchon verſchiedene
Male vergebens verſucht, auch zu Worte zu kommen und den
Erzähler in ſeinem Referate zu ergänzen, allein es war ihm
nicht gelungen und er rückte infolge deſſen ſehr unruhig mit
ſeinem Stuhle hin und her.
„So ſcheint alſo das Amüſement ein allgemeines geweſen
zu ſein,“ bemerkte Zahlmeiſter Albert.
„Sicher,“ erwiderte Mathy. „Sie können es daraus ent-
nehmen, daß das Frühſtück netto zwölf Stunden dauerte, von
ein Uhr Mittags bis ein Uhr Nachts. Es fing an Bord mit
ſechszig Gäſten an und endete ſchließlich in Schillings Hotel
mit ſechs der tapferſten Streiter; der Verbrauch von achtzig
Flaſchen Champagner erklärt dieſen Ausfall zur Genüge.“
Eine kurze Pauſe, welche Mathy machte, ſchien Frank eine
günſtige Gelegenheit zu bieten, den Zuhörern eine ſeiner Ge-
ſchichten zu verſetzen. „Ja,“ bekräftigte er, „es war eine ſolenne
Fête, wie ich ſie nur noch einmal in meinem Leben mitgemacht
habe. Nun, meine Herren, das war eine ganz famoſe Ge-
ſchichte, die ich Ihnen doch erzählen muß. Als ich noch in
Hamburg auf der Schule war . . . .“
„Aber Frank,“ unterbrach Mathy ſeinen Rivalen bei dieſen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |