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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Ernstes und Heiteres
Erziehung nicht die Wahrscheinlichkeit bot, für die Dauer ge-
eignete Mitglieder eines Officiercorps zu sein, ohne weitere
Schwierigkeit bald wieder entlassen werden konnten. Er hatte
zu diesem Zwecke zwei Kategorien von Seeofficieren geschaffen,
die Hülfsofficiere und die Fähnriche, die beide zwar denselben
militärischen Rang als Secondelientenant bekleideten, von denen
erstere aber höheres Gehalt bezogen. Dagegen war den Hülfs-
officieren keinerlei Zukunft in der Marine garantirt und in
ihrem Anstellungsdecret ausgesprochen, daß eine Beförderung
eventuell wol erfolgen könne, aber nicht müsse. Dieser Klasse
wurden diejenigen eingereiht, die, um das höhere Gehalt
zu beziehen, entweder selbst auf die erwähnten Vortheile ver-
zichteten oder denen practische Tüchtigkeit allein als Empfehlung
zur Seite stand. Als Fähnriche dagegen wurden, mit Patent
und Aussicht auf Avancement, solche jüngeren Leute einge-
stellt, welche von guter Herkunft waren, neben fachlicher auch
wissenschaftliche Bildung besaßen und deshalb brauchbare See-
officiere zu werden versprachen. Bei den ungeregelten Zu-
ständen, welche bei Gründung der Flotte begreiflicher Weise in
Frankfurt herrschten, kamen bisweilen auch Verwechselungen
vor; Einzelne erhielten Patente als Fähnriche, die sich nur zu
Hülfsofficieren eigneten, andere wieder sahen sich plötzlich als
Hülfsofficiere angestellt, die sich zu Fähnrichen gemeldet hatten
und sich auch vollständig dazu qualificirten.

Außer den eigentlichen Seeofficieren bestand der Stab der
Schiffe noch aus den Aerzten, den Zahlmeistern, Secretären
und auf den Dampfschiffen aus den Maschinen-Ingenieuren. Die
letzteren waren sämmtlich Engländer, da Deutschland damals
im Schiffsmaschinenwesen noch nicht auf eigenen Füßen stand;
sie zeigten sich, im Gegensatze zu ihren als Officiere fungirenden
Landsleuten, in ihrem Fache als sehr tüchtig, wenn man in
anderer Beziehung auch öfter ein Auge zudrücken mußte.

Aerzte, Zahlmeister und Secretäre stammten aus den ver-

R. Werner, Erinnerungen. 16

Ernſtes und Heiteres
Erziehung nicht die Wahrſcheinlichkeit bot, für die Dauer ge-
eignete Mitglieder eines Officiercorps zu ſein, ohne weitere
Schwierigkeit bald wieder entlaſſen werden konnten. Er hatte
zu dieſem Zwecke zwei Kategorien von Seeofficieren geſchaffen,
die Hülfsofficiere und die Fähnriche, die beide zwar denſelben
militäriſchen Rang als Secondelientenant bekleideten, von denen
erſtere aber höheres Gehalt bezogen. Dagegen war den Hülfs-
officieren keinerlei Zukunft in der Marine garantirt und in
ihrem Anſtellungsdecret ausgeſprochen, daß eine Beförderung
eventuell wol erfolgen könne, aber nicht müſſe. Dieſer Klaſſe
wurden diejenigen eingereiht, die, um das höhere Gehalt
zu beziehen, entweder ſelbſt auf die erwähnten Vortheile ver-
zichteten oder denen practiſche Tüchtigkeit allein als Empfehlung
zur Seite ſtand. Als Fähnriche dagegen wurden, mit Patent
und Ausſicht auf Avancement, ſolche jüngeren Leute einge-
ſtellt, welche von guter Herkunft waren, neben fachlicher auch
wiſſenſchaftliche Bildung beſaßen und deshalb brauchbare See-
officiere zu werden verſprachen. Bei den ungeregelten Zu-
ſtänden, welche bei Gründung der Flotte begreiflicher Weiſe in
Frankfurt herrſchten, kamen bisweilen auch Verwechſelungen
vor; Einzelne erhielten Patente als Fähnriche, die ſich nur zu
Hülfsofficieren eigneten, andere wieder ſahen ſich plötzlich als
Hülfsofficiere angeſtellt, die ſich zu Fähnrichen gemeldet hatten
und ſich auch vollſtändig dazu qualificirten.

Außer den eigentlichen Seeofficieren beſtand der Stab der
Schiffe noch aus den Aerzten, den Zahlmeiſtern, Secretären
und auf den Dampfſchiffen aus den Maſchinen-Ingenieuren. Die
letzteren waren ſämmtlich Engländer, da Deutſchland damals
im Schiffsmaſchinenweſen noch nicht auf eigenen Füßen ſtand;
ſie zeigten ſich, im Gegenſatze zu ihren als Officiere fungirenden
Landsleuten, in ihrem Fache als ſehr tüchtig, wenn man in
anderer Beziehung auch öfter ein Auge zudrücken mußte.

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R. Werner, Erinnerungen. 16
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[241/0253] Ernſtes und Heiteres Erziehung nicht die Wahrſcheinlichkeit bot, für die Dauer ge- eignete Mitglieder eines Officiercorps zu ſein, ohne weitere Schwierigkeit bald wieder entlaſſen werden konnten. Er hatte zu dieſem Zwecke zwei Kategorien von Seeofficieren geſchaffen, die Hülfsofficiere und die Fähnriche, die beide zwar denſelben militäriſchen Rang als Secondelientenant bekleideten, von denen erſtere aber höheres Gehalt bezogen. Dagegen war den Hülfs- officieren keinerlei Zukunft in der Marine garantirt und in ihrem Anſtellungsdecret ausgeſprochen, daß eine Beförderung eventuell wol erfolgen könne, aber nicht müſſe. Dieſer Klaſſe wurden diejenigen eingereiht, die, um das höhere Gehalt zu beziehen, entweder ſelbſt auf die erwähnten Vortheile ver- zichteten oder denen practiſche Tüchtigkeit allein als Empfehlung zur Seite ſtand. Als Fähnriche dagegen wurden, mit Patent und Ausſicht auf Avancement, ſolche jüngeren Leute einge- ſtellt, welche von guter Herkunft waren, neben fachlicher auch wiſſenſchaftliche Bildung beſaßen und deshalb brauchbare See- officiere zu werden verſprachen. Bei den ungeregelten Zu- ſtänden, welche bei Gründung der Flotte begreiflicher Weiſe in Frankfurt herrſchten, kamen bisweilen auch Verwechſelungen vor; Einzelne erhielten Patente als Fähnriche, die ſich nur zu Hülfsofficieren eigneten, andere wieder ſahen ſich plötzlich als Hülfsofficiere angeſtellt, die ſich zu Fähnrichen gemeldet hatten und ſich auch vollſtändig dazu qualificirten. Außer den eigentlichen Seeofficieren beſtand der Stab der Schiffe noch aus den Aerzten, den Zahlmeiſtern, Secretären und auf den Dampfſchiffen aus den Maſchinen-Ingenieuren. Die letzteren waren ſämmtlich Engländer, da Deutſchland damals im Schiffsmaſchinenweſen noch nicht auf eigenen Füßen ſtand; ſie zeigten ſich, im Gegenſatze zu ihren als Officiere fungirenden Landsleuten, in ihrem Fache als ſehr tüchtig, wenn man in anderer Beziehung auch öfter ein Auge zudrücken mußte. Aerzte, Zahlmeiſter und Secretäre ſtammten aus den ver- R. Werner, Erinnerungen. 16

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/253>, abgerufen am 24.11.2024.