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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
Flagge, welche ich als Palladium zu schützen versprach, darf
nicht von der Sache, der sie gewidmet ward, getrennt werden.

So lange das deutsche Geschwader noch besteht, soll diese
Flagge nur auf dem Schiffe, das meine Flagge führt, über
meinem Haupte wehen, und hat endlich die Marine zu Deutsch-
lands unauslöschlicher Schmach aufgehört zu bestehen, dann
werde ich sie als ein heiliges Zeichen der Erinnerung ver-
schwundener hehrer Tage, eines schönen Traumes, aufbewahren.

Einst aber soll diese Flagge, welche ich so glücklich war,
den Feinden des Vaterlandes zuerst im offenen Kampfe auf
unserem deutschen Meer entgegenzuführen, wenn die Täuschungen
der Gegenwart auf immer entschwunden sind, meine irdischen
Reste in kühlem Grabe schützend einhüllen, wie ich dieselbe im
Leben und trotz aller Widerwärtigkeiten treu und redlich ge-
schützt habe."

Admiral Brommy war es nicht vergönnt, das Morgenroth
besserer Tage anbrechen und, wenn auch nicht die schwarzroth-
goldene, so doch die schwarzweißrothe Flagge des einigen und
mächtigen deutschen Reiches auf dem Ocean sich entfalten und
die Achtung der Welt erringen zu sehen.

Er starb am 9. Januar 1860 in St. Magnus an den
Ufern der Weser, wohin er sich zurückgezogen, und jene Flagge
war das Leichentuch, mit dem man ihn, seinem Wunsche gemäß,
in das Grab legte. Sein einziger Sohn Rudolph fiel auf dem
Felde der Ehre für König und Vaterland im Feldzuge 1870
bei St. Privat.

Auch Duckwitz, jener unermüdliche Kämpfer für Deutsch-
lands Einheit und Geltung zur See, konnte nicht mehr das
neu erstandene Reich begrüßen und wurde früher in das Jen-
seits berufen. Ehre ihrem Andenken!

Von den damaligen Officieren und Beamten der deutschen
Marine existirt nur noch eine kleine Zahl. Ein Theil derselben
hat sich zu ehrenvollen Stellungen emporgearbeitet, ein anderer

15*

Die deutſche Marine 1848—1852
Flagge, welche ich als Palladium zu ſchützen verſprach, darf
nicht von der Sache, der ſie gewidmet ward, getrennt werden.

So lange das deutſche Geſchwader noch beſteht, ſoll dieſe
Flagge nur auf dem Schiffe, das meine Flagge führt, über
meinem Haupte wehen, und hat endlich die Marine zu Deutſch-
lands unauslöſchlicher Schmach aufgehört zu beſtehen, dann
werde ich ſie als ein heiliges Zeichen der Erinnerung ver-
ſchwundener hehrer Tage, eines ſchönen Traumes, aufbewahren.

Einſt aber ſoll dieſe Flagge, welche ich ſo glücklich war,
den Feinden des Vaterlandes zuerſt im offenen Kampfe auf
unſerem deutſchen Meer entgegenzuführen, wenn die Täuſchungen
der Gegenwart auf immer entſchwunden ſind, meine irdiſchen
Reſte in kühlem Grabe ſchützend einhüllen, wie ich dieſelbe im
Leben und trotz aller Widerwärtigkeiten treu und redlich ge-
ſchützt habe.“

Admiral Brommy war es nicht vergönnt, das Morgenroth
beſſerer Tage anbrechen und, wenn auch nicht die ſchwarzroth-
goldene, ſo doch die ſchwarzweißrothe Flagge des einigen und
mächtigen deutſchen Reiches auf dem Ocean ſich entfalten und
die Achtung der Welt erringen zu ſehen.

Er ſtarb am 9. Januar 1860 in St. Magnus an den
Ufern der Weſer, wohin er ſich zurückgezogen, und jene Flagge
war das Leichentuch, mit dem man ihn, ſeinem Wunſche gemäß,
in das Grab legte. Sein einziger Sohn Rudolph fiel auf dem
Felde der Ehre für König und Vaterland im Feldzuge 1870
bei St. Privat.

Auch Duckwitz, jener unermüdliche Kämpfer für Deutſch-
lands Einheit und Geltung zur See, konnte nicht mehr das
neu erſtandene Reich begrüßen und wurde früher in das Jen-
ſeits berufen. Ehre ihrem Andenken!

Von den damaligen Officieren und Beamten der deutſchen
Marine exiſtirt nur noch eine kleine Zahl. Ein Theil derſelben
hat ſich zu ehrenvollen Stellungen emporgearbeitet, ein anderer

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[227/0239] Die deutſche Marine 1848—1852 Flagge, welche ich als Palladium zu ſchützen verſprach, darf nicht von der Sache, der ſie gewidmet ward, getrennt werden. So lange das deutſche Geſchwader noch beſteht, ſoll dieſe Flagge nur auf dem Schiffe, das meine Flagge führt, über meinem Haupte wehen, und hat endlich die Marine zu Deutſch- lands unauslöſchlicher Schmach aufgehört zu beſtehen, dann werde ich ſie als ein heiliges Zeichen der Erinnerung ver- ſchwundener hehrer Tage, eines ſchönen Traumes, aufbewahren. Einſt aber ſoll dieſe Flagge, welche ich ſo glücklich war, den Feinden des Vaterlandes zuerſt im offenen Kampfe auf unſerem deutſchen Meer entgegenzuführen, wenn die Täuſchungen der Gegenwart auf immer entſchwunden ſind, meine irdiſchen Reſte in kühlem Grabe ſchützend einhüllen, wie ich dieſelbe im Leben und trotz aller Widerwärtigkeiten treu und redlich ge- ſchützt habe.“ Admiral Brommy war es nicht vergönnt, das Morgenroth beſſerer Tage anbrechen und, wenn auch nicht die ſchwarzroth- goldene, ſo doch die ſchwarzweißrothe Flagge des einigen und mächtigen deutſchen Reiches auf dem Ocean ſich entfalten und die Achtung der Welt erringen zu ſehen. Er ſtarb am 9. Januar 1860 in St. Magnus an den Ufern der Weſer, wohin er ſich zurückgezogen, und jene Flagge war das Leichentuch, mit dem man ihn, ſeinem Wunſche gemäß, in das Grab legte. Sein einziger Sohn Rudolph fiel auf dem Felde der Ehre für König und Vaterland im Feldzuge 1870 bei St. Privat. Auch Duckwitz, jener unermüdliche Kämpfer für Deutſch- lands Einheit und Geltung zur See, konnte nicht mehr das neu erſtandene Reich begrüßen und wurde früher in das Jen- ſeits berufen. Ehre ihrem Andenken! Von den damaligen Officieren und Beamten der deutſchen Marine exiſtirt nur noch eine kleine Zahl. Ein Theil derſelben hat ſich zu ehrenvollen Stellungen emporgearbeitet, ein anderer 15*

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/239>, abgerufen am 22.11.2024.