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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Werner
land gelangte erst im Spätherbst 1849 in den wirklichen Besitz
des Schiffes.

Das war viel Unglück auf einmal, aber es kam noch ande-
res hinzu, um die gehegten Hoffnungen auf ein zum Frühjahr
kriegsbereites deutsches Geschwader gründlich zu zerstören.

Die preußische Regierung weigerte sich, den Anträgen der
Centralgewalt Folge zu leisten und ihre Postdampfschiffe
"Preußischer Adler" und "Elisabeth" zur Disposition zu stellen
und gab außerdem die Erklärung ab, daß die ihr gehörigen
Kriegsschiffe und Kanonenboote nicht die schwarzrothgoldene,
sondern die preußische Flagge führen würden. Das war wol
der härteste Schlag, den die junge deutsche Flotte empfing und
sah einem Todesstreich erschreckend ähnlich.

Auf materiellem Gebiete stellten sich die Sachen nicht
günstiger.

Die von der Nationalversammlung für Gründung einer
Flotte bewilligten sechs Millionen Thaler sollten in zwei Raten,
am 1. October 1848 und am 1. Mai 1849 eingezahlt werden.
Oesterreich weigerte jedoch überhaupt Zahlung; Bayern, Sach-
sen, Luxemburg und Limburg blieben im Rückstande. Ebenso
behielt Preußen seine zweite fällige Rate zur Deckung der Kosten
für die 1848 übernommene Gestellung von 39 Kanonenbooten
ein. Die letzteren waren fertig, aber wie Preußen die Führung
der deutschen Flagge verweigerte, hielt es auch die Kanonenboote
von der Reichsflotte und für sich zurück.

So schmolzen die bewilligten sechs Millionen auf 21/2 Mil-
lionen zusammen und die Marineverwaltung, welche bereits drei
Millionen verausgabt, befand sich im Mai mit einer halben
Million im Vorschuß, die vorläufig aus anderen Fonds ent-
nommen wurden. Die gesammten freiwilligen Beiträge
Deutschlands hatten noch nicht einmal die Höhe von 100,000
Thalern erreicht.

Daß unter solchen Umständen die leitenden Persönlichkeiten,

Werner
land gelangte erſt im Spätherbſt 1849 in den wirklichen Beſitz
des Schiffes.

Das war viel Unglück auf einmal, aber es kam noch ande-
res hinzu, um die gehegten Hoffnungen auf ein zum Frühjahr
kriegsbereites deutſches Geſchwader gründlich zu zerſtören.

Die preußiſche Regierung weigerte ſich, den Anträgen der
Centralgewalt Folge zu leiſten und ihre Poſtdampfſchiffe
„Preußiſcher Adler“ und „Eliſabeth“ zur Dispoſition zu ſtellen
und gab außerdem die Erklärung ab, daß die ihr gehörigen
Kriegsſchiffe und Kanonenboote nicht die ſchwarzrothgoldene,
ſondern die preußiſche Flagge führen würden. Das war wol
der härteſte Schlag, den die junge deutſche Flotte empfing und
ſah einem Todesſtreich erſchreckend ähnlich.

Auf materiellem Gebiete ſtellten ſich die Sachen nicht
günſtiger.

Die von der Nationalverſammlung für Gründung einer
Flotte bewilligten ſechs Millionen Thaler ſollten in zwei Raten,
am 1. October 1848 und am 1. Mai 1849 eingezahlt werden.
Oeſterreich weigerte jedoch überhaupt Zahlung; Bayern, Sach-
ſen, Luxemburg und Limburg blieben im Rückſtande. Ebenſo
behielt Preußen ſeine zweite fällige Rate zur Deckung der Koſten
für die 1848 übernommene Geſtellung von 39 Kanonenbooten
ein. Die letzteren waren fertig, aber wie Preußen die Führung
der deutſchen Flagge verweigerte, hielt es auch die Kanonenboote
von der Reichsflotte und für ſich zurück.

So ſchmolzen die bewilligten ſechs Millionen auf 2½ Mil-
lionen zuſammen und die Marineverwaltung, welche bereits drei
Millionen verausgabt, befand ſich im Mai mit einer halben
Million im Vorſchuß, die vorläufig aus anderen Fonds ent-
nommen wurden. Die geſammten freiwilligen Beiträge
Deutſchlands hatten noch nicht einmal die Höhe von 100,000
Thalern erreicht.

Daß unter ſolchen Umſtänden die leitenden Perſönlichkeiten,

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[164/0176] Werner land gelangte erſt im Spätherbſt 1849 in den wirklichen Beſitz des Schiffes. Das war viel Unglück auf einmal, aber es kam noch ande- res hinzu, um die gehegten Hoffnungen auf ein zum Frühjahr kriegsbereites deutſches Geſchwader gründlich zu zerſtören. Die preußiſche Regierung weigerte ſich, den Anträgen der Centralgewalt Folge zu leiſten und ihre Poſtdampfſchiffe „Preußiſcher Adler“ und „Eliſabeth“ zur Dispoſition zu ſtellen und gab außerdem die Erklärung ab, daß die ihr gehörigen Kriegsſchiffe und Kanonenboote nicht die ſchwarzrothgoldene, ſondern die preußiſche Flagge führen würden. Das war wol der härteſte Schlag, den die junge deutſche Flotte empfing und ſah einem Todesſtreich erſchreckend ähnlich. Auf materiellem Gebiete ſtellten ſich die Sachen nicht günſtiger. Die von der Nationalverſammlung für Gründung einer Flotte bewilligten ſechs Millionen Thaler ſollten in zwei Raten, am 1. October 1848 und am 1. Mai 1849 eingezahlt werden. Oeſterreich weigerte jedoch überhaupt Zahlung; Bayern, Sach- ſen, Luxemburg und Limburg blieben im Rückſtande. Ebenſo behielt Preußen ſeine zweite fällige Rate zur Deckung der Koſten für die 1848 übernommene Geſtellung von 39 Kanonenbooten ein. Die letzteren waren fertig, aber wie Preußen die Führung der deutſchen Flagge verweigerte, hielt es auch die Kanonenboote von der Reichsflotte und für ſich zurück. So ſchmolzen die bewilligten ſechs Millionen auf 2½ Mil- lionen zuſammen und die Marineverwaltung, welche bereits drei Millionen verausgabt, befand ſich im Mai mit einer halben Million im Vorſchuß, die vorläufig aus anderen Fonds ent- nommen wurden. Die geſammten freiwilligen Beiträge Deutſchlands hatten noch nicht einmal die Höhe von 100,000 Thalern erreicht. Daß unter ſolchen Umſtänden die leitenden Perſönlichkeiten,

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/176>, abgerufen am 23.11.2024.