Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="68"/><lb/> weit tiefer ausgeprägt ist, als in andern Kräm-<lb/> pfen, und da die Wirkungs-Seite dieses Sy-<lb/> stems von der Herrschaft des in seiner höch-<lb/> sten Lebens-Action begriffenen Muskel-Systems<lb/> losgerissen werden muss, so erfordert der Te-<lb/> tanus weit grössere Gaben Opium, als alle üb-<lb/> rigen Krampf-Krankheiten und überhaupt alle<lb/> Krankheiten, worin dieses seine Anwendung<lb/> findet; und eben wegen des bedeutenden Miss-<lb/> verhältnisses zwischen den beyden Factoren<lb/> des Nerven-Systemes, tritt seine Wirkung auf<lb/> das Gehirn, auch bey starken Gaben selten<lb/> in ihrem höheren Grade hervor. Tritt aber<lb/> betäubter soporöser Zustand ein, zeigen sich<lb/> Congestionen nach dem Kopf und andere Zei-<lb/> chen einer stärkeren Opium-Wirkung, so muss<lb/> das Mittel schnell ausgesetzt werden, und es<lb/> werden dann die sogenannten Gegen-Mittel<lb/> des Opiums empfohlen : starker Kaffee, Wein,<lb/> Aether u. s. w., dessen Gebrauch nach Ver-<lb/> schwinden der nachtheiligen Wirkung wieder<lb/> fortgesetzt werden soll. Wenn aber der Starr-<lb/> krampf auch während des soporösen Zustan-<lb/> des nicht verschwindet, oder doch sogleich<lb/> nach dessen Verschwinden wiederkehrt, so<lb/> scheint mir das ein Beweis zu seyn, dass die<lb/> Wirkung des Opiums die Heilung allein nicht<lb/> zu bewerkstelligen vermag, oder dass doch<lb/> die Erzwingung der Heilung auf diesem Wege<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0078]
weit tiefer ausgeprägt ist, als in andern Kräm-
pfen, und da die Wirkungs-Seite dieses Sy-
stems von der Herrschaft des in seiner höch-
sten Lebens-Action begriffenen Muskel-Systems
losgerissen werden muss, so erfordert der Te-
tanus weit grössere Gaben Opium, als alle üb-
rigen Krampf-Krankheiten und überhaupt alle
Krankheiten, worin dieses seine Anwendung
findet; und eben wegen des bedeutenden Miss-
verhältnisses zwischen den beyden Factoren
des Nerven-Systemes, tritt seine Wirkung auf
das Gehirn, auch bey starken Gaben selten
in ihrem höheren Grade hervor. Tritt aber
betäubter soporöser Zustand ein, zeigen sich
Congestionen nach dem Kopf und andere Zei-
chen einer stärkeren Opium-Wirkung, so muss
das Mittel schnell ausgesetzt werden, und es
werden dann die sogenannten Gegen-Mittel
des Opiums empfohlen : starker Kaffee, Wein,
Aether u. s. w., dessen Gebrauch nach Ver-
schwinden der nachtheiligen Wirkung wieder
fortgesetzt werden soll. Wenn aber der Starr-
krampf auch während des soporösen Zustan-
des nicht verschwindet, oder doch sogleich
nach dessen Verschwinden wiederkehrt, so
scheint mir das ein Beweis zu seyn, dass die
Wirkung des Opiums die Heilung allein nicht
zu bewerkstelligen vermag, oder dass doch
die Erzwingung der Heilung auf diesem Wege
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