Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.grade darin, diese unzähligen Verschiebungen in der Onto- Gewiss liegt darin, dass die Keimzellen bei Verte- grade darin, diese unzähligen Verschiebungen in der Onto- Gewiss liegt darin, dass die Keimzellen bei Verte- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="69"/> grade darin, diese unzähligen Verschiebungen in der Onto-<lb/> genese herauszufinden und auf die primären Verhältnisse<lb/> zurückzuführen? Inwiefern beweist also das späte Auf-<lb/> treten der Keimzellen bei diesen Thiergruppen und vielen<lb/> anderen noch, dass die <hi rendition="#g">primäre</hi> Differenzirung nicht die-<lb/> jenige in somatische und propagatorische war?</p><lb/> <p>Gewiss liegt darin, dass die Keimzellen bei Verte-<lb/> braten und anderen Thieren sich erst spät differenziren,<lb/> auch noch kein Beweis dafür, dass sie sich ursprünglich<lb/> zu Anfang der Ontogenese differenzirten, aber in Aufsatz IV<lb/> ist ein Beweis dafür gegeben (p. 243 d. D. A.), insofern<lb/> gezeigt wird, dass heute noch bei gewissen niederen Or-<lb/> ganismen dieser Zustand der ersten Differenzirung eines<lb/> mehrzelligen Wesens erhalten geblieben ist; zum Ueber-<lb/> fluss ist sogar eine Abbildung der Algen Pandorina und<lb/> Volvox beigegeben. Bei der erstgenannten Art ist noch<lb/> keine Arbeitstheilung eingetreten, alle Zellen der Kolonie<lb/> stehen noch gleichzeitig der Ernährung und der Fort-<lb/> pflanzung vor, während bei dem naheverwandten Volvox<lb/> die Zellen in somatische Zellen für Ernährung, Bewegung<lb/> u. s. w. und in Fortpflanzungszellen getrennt sind. Wir<lb/> haben also hier dicht nebeneinander noch die zwei von<lb/> der Theorie geforderten, aufeinander folgenden Stufen phy-<lb/> letischer Entwickelung bis auf unsere Tage erhalten vor uns.<lb/> Wer freilich diese Thatsachen nicht kennt, für den stellen<lb/> sie auch keinen Beweis dar, und ich gestehe, dass mich die<lb/> Kritik <hi rendition="#g">Herbert Spencer’s</hi> ein wenig an jenen Mann<lb/> erinnert, der sagte: „ich kenne zwar Ihre Gründe nicht,<lb/> aber ich missbillige sie“. Und nicht nur ignorirt <hi rendition="#g">Spencer</hi><lb/> den grössten Theil meiner Aufsätze, sondern auch solche<lb/> Argumente, die im Aufsatz II enthalten sind, den er ge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0081]
grade darin, diese unzähligen Verschiebungen in der Onto-
genese herauszufinden und auf die primären Verhältnisse
zurückzuführen? Inwiefern beweist also das späte Auf-
treten der Keimzellen bei diesen Thiergruppen und vielen
anderen noch, dass die primäre Differenzirung nicht die-
jenige in somatische und propagatorische war?
Gewiss liegt darin, dass die Keimzellen bei Verte-
braten und anderen Thieren sich erst spät differenziren,
auch noch kein Beweis dafür, dass sie sich ursprünglich
zu Anfang der Ontogenese differenzirten, aber in Aufsatz IV
ist ein Beweis dafür gegeben (p. 243 d. D. A.), insofern
gezeigt wird, dass heute noch bei gewissen niederen Or-
ganismen dieser Zustand der ersten Differenzirung eines
mehrzelligen Wesens erhalten geblieben ist; zum Ueber-
fluss ist sogar eine Abbildung der Algen Pandorina und
Volvox beigegeben. Bei der erstgenannten Art ist noch
keine Arbeitstheilung eingetreten, alle Zellen der Kolonie
stehen noch gleichzeitig der Ernährung und der Fort-
pflanzung vor, während bei dem naheverwandten Volvox
die Zellen in somatische Zellen für Ernährung, Bewegung
u. s. w. und in Fortpflanzungszellen getrennt sind. Wir
haben also hier dicht nebeneinander noch die zwei von
der Theorie geforderten, aufeinander folgenden Stufen phy-
letischer Entwickelung bis auf unsere Tage erhalten vor uns.
Wer freilich diese Thatsachen nicht kennt, für den stellen
sie auch keinen Beweis dar, und ich gestehe, dass mich die
Kritik Herbert Spencer’s ein wenig an jenen Mann
erinnert, der sagte: „ich kenne zwar Ihre Gründe nicht,
aber ich missbillige sie“. Und nicht nur ignorirt Spencer
den grössten Theil meiner Aufsätze, sondern auch solche
Argumente, die im Aufsatz II enthalten sind, den er ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |