Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.schlechtere Arbeiterinnen hervorbringt, durchaus noch nicht schlechtere Arbeiterinnen hervorbringt, durchaus noch nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="41"/> schlechtere Arbeiterinnen hervorbringt, durchaus noch nicht<lb/> zum Aussterben veranlasst werden, denn ihr Stock würde<lb/> zugleich durch andere Königinnen mit Arbeiterbrut ver-<lb/> sehen, und wenn unter diesen die Mehrzahl bessere Arbeite-<lb/> rinnen hervorbrächte, so würde der Stock sich im Kampf<lb/> ums Dasein mit anderen Stöcken noch lange halten können,<lb/> so lange, bis die schlechtere Arbeiterbrut einmal das ent-<lb/> schiedene Uebergewicht in dem Stock bekäme. Offenbar<lb/> müssen die Arbeiterinnen rascher verbessert werden, wenn<lb/> sie in einem Stock alle von <hi rendition="#g">einer</hi> Königin herstammen,<lb/> d. h. wenn sie alle gleich oder doch nahezu gleich sind.<lb/> Nun überlebte der Stock im Kampf ums Dasein, wenn diese<lb/><hi rendition="#g">eine</hi> Königin bessere Arbeiterinnen hervorbrachte, wenn<lb/> dadurch rascher und besser die Brut versorgt wurde, wenn<lb/> mehr Vorräthe für den Winter gesammelt wurden, und in<lb/> Folge dessen eine geringere Sterblichkeit im Stock herrschte.<lb/> Ich möchte deshalb vermuthen, dass die merkwürdige Be-<lb/> schränkung der fruchtbaren Weibchen auf wenige (Termiten)<lb/> oder gar nur auf <hi rendition="#g">eine</hi> (Bienen) darin ihren Grund hat, dass<lb/> dadurch die allmälige Verbesserung der Geschlechtslosen<lb/> durch Naturzüchtung einigermaassen leichter und schneller<lb/> erfolgen konnte; oder besser: darin, dass die Stöcke mit<lb/> wenig Königinnen im Vortheil waren, weil sie sich relativ<lb/> rascher verbessern konnten. Mir scheint, dass sich die<lb/> Selection der Arbeiter unter diesen Umständen „<hi rendition="#g">leichter<lb/> vorstellen</hi>“ <hi rendition="#g">lässt</hi>, wenn freilich auch nur im Princip<lb/> und nicht im Einzelnen. Sobald man den Selectionsprocess,<lb/> durch welchen etwa das Bürstchen oder das Körbchen der<lb/> Arbeiterinnen der Bienen entstanden ist, im Einzelnen aus-<lb/> denken will, erkennt man, dass dazu noch alle und jede<lb/> Einzeldata fehlen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [41/0053]
schlechtere Arbeiterinnen hervorbringt, durchaus noch nicht
zum Aussterben veranlasst werden, denn ihr Stock würde
zugleich durch andere Königinnen mit Arbeiterbrut ver-
sehen, und wenn unter diesen die Mehrzahl bessere Arbeite-
rinnen hervorbrächte, so würde der Stock sich im Kampf
ums Dasein mit anderen Stöcken noch lange halten können,
so lange, bis die schlechtere Arbeiterbrut einmal das ent-
schiedene Uebergewicht in dem Stock bekäme. Offenbar
müssen die Arbeiterinnen rascher verbessert werden, wenn
sie in einem Stock alle von einer Königin herstammen,
d. h. wenn sie alle gleich oder doch nahezu gleich sind.
Nun überlebte der Stock im Kampf ums Dasein, wenn diese
eine Königin bessere Arbeiterinnen hervorbrachte, wenn
dadurch rascher und besser die Brut versorgt wurde, wenn
mehr Vorräthe für den Winter gesammelt wurden, und in
Folge dessen eine geringere Sterblichkeit im Stock herrschte.
Ich möchte deshalb vermuthen, dass die merkwürdige Be-
schränkung der fruchtbaren Weibchen auf wenige (Termiten)
oder gar nur auf eine (Bienen) darin ihren Grund hat, dass
dadurch die allmälige Verbesserung der Geschlechtslosen
durch Naturzüchtung einigermaassen leichter und schneller
erfolgen konnte; oder besser: darin, dass die Stöcke mit
wenig Königinnen im Vortheil waren, weil sie sich relativ
rascher verbessern konnten. Mir scheint, dass sich die
Selection der Arbeiter unter diesen Umständen „leichter
vorstellen“ lässt, wenn freilich auch nur im Princip
und nicht im Einzelnen. Sobald man den Selectionsprocess,
durch welchen etwa das Bürstchen oder das Körbchen der
Arbeiterinnen der Bienen entstanden ist, im Einzelnen aus-
denken will, erkennt man, dass dazu noch alle und jede
Einzeldata fehlen.
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