Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.Section der britischen Naturforscher-Versammlung zu Man- Ich muss sagen, dass ich auch heute noch, trotz der Section der britischen Naturforscher-Versammlung zu Man- Ich muss sagen, dass ich auch heute noch, trotz der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="88"/> Section der britischen Naturforscher-Versammlung zu Man-<lb/> chester gegeben, als ich gefragt wurde, wie ich solche Fälle<lb/> mit meiner Theorie vereinigen könnte. Es gibt keine ein-<lb/> fachere Annahme, als die, dass die Spermatozoen zuweilen<lb/> bis ins Ovarium gelangen und dort in einzelne unreife Eier<lb/> eindringen. Amphimixis kann nicht stattfinden, da das Keim-<lb/> plasma des Eies noch nicht reif ist, aber der Kern der<lb/> Samenzelle bleibt unter Umständen lebendig und erhält sich<lb/> so bis zu der Zeit einer zweiten Begattung durch einen<lb/> zweiten Gatten. „Erfolgte dies einige Zeit nach Ablauf der<lb/> ersten Geburt, so würde es leicht ungefähr mit der zweiten<lb/> Begattung zusammentreffen, und so den Schein erwecken,<lb/> als ob die Befruchtung von dieser herrührte.“ Mit dieser<lb/> Andeutung einer Erklärung glaubte ich mich begnügen zu<lb/> dürfen und fuhr deshalb fort (a. a. O. p. 507): „Gesetzt, die<lb/> Telegonie würde erwiesen, so müsste man eine solche nach-<lb/> trägliche Befruchtung einer Eizelle für möglich halten; freilich<lb/> dürfte man sich dann billig wundern, warum nicht gelegent-<lb/> lich Stuten, Kühe oder Schafe trächtig werden, ohne zum<lb/> zweiten Male belegt worden zu sein. <hi rendition="#g">Bis jetzt ist dies<lb/> noch niemals beobachtet worden</hi>, und so möchte<lb/> ich glauben, dass die Ansicht von <hi rendition="#g">Settegast</hi> die richtige<lb/> ist, nach welcher es Telegonie überhaupt nicht gibt, und alle<lb/> dafür angeführten, und von ihm kritisch erörterten Fälle auf<lb/> Täuschung beruhen.“</p><lb/> <p>Ich muss sagen, dass ich auch heute noch, trotz der<lb/> von <hi rendition="#g">Spencer</hi> und von <hi rendition="#g">Romanes</hi> neu beigebrachten Fälle,<lb/> die Telegonie nicht für erwiesen halte, obgleich ich mich<lb/> dadurch bei <hi rendition="#g">Herbert Spencer</hi> dem Verdacht aus-<lb/> setze, dass ich nicht nur bereit bin, „to base conclusions on<lb/> things it is easy to imagine“, sondern dass ich auch „reluc-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0100]
Section der britischen Naturforscher-Versammlung zu Man-
chester gegeben, als ich gefragt wurde, wie ich solche Fälle
mit meiner Theorie vereinigen könnte. Es gibt keine ein-
fachere Annahme, als die, dass die Spermatozoen zuweilen
bis ins Ovarium gelangen und dort in einzelne unreife Eier
eindringen. Amphimixis kann nicht stattfinden, da das Keim-
plasma des Eies noch nicht reif ist, aber der Kern der
Samenzelle bleibt unter Umständen lebendig und erhält sich
so bis zu der Zeit einer zweiten Begattung durch einen
zweiten Gatten. „Erfolgte dies einige Zeit nach Ablauf der
ersten Geburt, so würde es leicht ungefähr mit der zweiten
Begattung zusammentreffen, und so den Schein erwecken,
als ob die Befruchtung von dieser herrührte.“ Mit dieser
Andeutung einer Erklärung glaubte ich mich begnügen zu
dürfen und fuhr deshalb fort (a. a. O. p. 507): „Gesetzt, die
Telegonie würde erwiesen, so müsste man eine solche nach-
trägliche Befruchtung einer Eizelle für möglich halten; freilich
dürfte man sich dann billig wundern, warum nicht gelegent-
lich Stuten, Kühe oder Schafe trächtig werden, ohne zum
zweiten Male belegt worden zu sein. Bis jetzt ist dies
noch niemals beobachtet worden, und so möchte
ich glauben, dass die Ansicht von Settegast die richtige
ist, nach welcher es Telegonie überhaupt nicht gibt, und alle
dafür angeführten, und von ihm kritisch erörterten Fälle auf
Täuschung beruhen.“
Ich muss sagen, dass ich auch heute noch, trotz der
von Spencer und von Romanes neu beigebrachten Fälle,
die Telegonie nicht für erwiesen halte, obgleich ich mich
dadurch bei Herbert Spencer dem Verdacht aus-
setze, dass ich nicht nur bereit bin, „to base conclusions on
things it is easy to imagine“, sondern dass ich auch „reluc-
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