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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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Bei Zunahme der Wärme eines Wohnortes der Art wurden
viele der Determinanten der betreffenden Flügelschuppen im
Keimplasma nach und nach so verändert, dass es nur noch
wenig weiterer Wärmewirkung auf die Flügelanlage der einzelnen
Puppe bedurfte, damit schwarze Schuppen durch sie erzeugt
wurden. Auf diesem Punkte der phyletischen Umwandlung
steht die Art z. B. in Deutschland, und wenn nun hier heisse
Tage gerade auf die Verpuppungszeit der zweiten Jahresbrut
fallen, so entstehen einzelne schwärzlich angeflogene Schmetter-
linge. Dies wird um so leichter eintreten, je weiter die innere
Umstimmung der betreffenden Determinanten vorgeschritten ist,
und die schwarze Bestäubung wird um so stärker ausfallen, je
zahlreichere Schuppen-Determinanten des Keimplasma's auf
diesem Stadium der Umstimmung angelangt sind. Beides wird
dort am meisten eintreffen, wo auch die gewöhnlichen Sommer
schon ziemlich warm sind, und so erklärt es sich, dass schwärz-
liche Stücke von Phlaeas sehr selten im Norden Deutschlands,
im hohen Norden gar nicht, in den heissen Thälern des Wallis
aber verhältnissmässig oft und mit starker Bestäubung gefangen
werden.

In noch wärmeren Landstrichen, z. B. an der Riviera ist
so ziemlich jede Sommerbrut von Phlaeas hohen Wärmegraden
ausgesetzt; die Umstimmung der Schuppen-Determinanten wird
somit eine so bedeutende werden, dass mit Hülfe der auch zur
Verpuppungszeit kaum je fehlenden Sommerhitze die Variation
Eleus entsteht. In der Frühjahrsbrut entsteht sie nicht, weil
hier jene letzte, zu vollständiger Umwandlung der Schuppen-
Determinanten noch fehlende Wärme während der Verpuppung
nicht eintritt.

Stellt man sich ein von den Polarländern bis Süditalien
oder Nordafrika reichendes ununterbrochenes Verbreitungsgebiet
der Art vor, so würden auf demselben alle Zwischenstufen vom

Weismann, Das Keimplasma. 34

Bei Zunahme der Wärme eines Wohnortes der Art wurden
viele der Determinanten der betreffenden Flügelschuppen im
Keimplasma nach und nach so verändert, dass es nur noch
wenig weiterer Wärmewirkung auf die Flügelanlage der einzelnen
Puppe bedurfte, damit schwarze Schuppen durch sie erzeugt
wurden. Auf diesem Punkte der phyletischen Umwandlung
steht die Art z. B. in Deutschland, und wenn nun hier heisse
Tage gerade auf die Verpuppungszeit der zweiten Jahresbrut
fallen, so entstehen einzelne schwärzlich angeflogene Schmetter-
linge. Dies wird um so leichter eintreten, je weiter die innere
Umstimmung der betreffenden Determinanten vorgeschritten ist,
und die schwarze Bestäubung wird um so stärker ausfallen, je
zahlreichere Schuppen-Determinanten des Keimplasma’s auf
diesem Stadium der Umstimmung angelangt sind. Beides wird
dort am meisten eintreffen, wo auch die gewöhnlichen Sommer
schon ziemlich warm sind, und so erklärt es sich, dass schwärz-
liche Stücke von Phlaeas sehr selten im Norden Deutschlands,
im hohen Norden gar nicht, in den heissen Thälern des Wallis
aber verhältnissmässig oft und mit starker Bestäubung gefangen
werden.

In noch wärmeren Landstrichen, z. B. an der Riviera ist
so ziemlich jede Sommerbrut von Phlaeas hohen Wärmegraden
ausgesetzt; die Umstimmung der Schuppen-Determinanten wird
somit eine so bedeutende werden, dass mit Hülfe der auch zur
Verpuppungszeit kaum je fehlenden Sommerhitze die Variation
Elēus entsteht. In der Frühjahrsbrut entsteht sie nicht, weil
hier jene letzte, zu vollständiger Umwandlung der Schuppen-
Determinanten noch fehlende Wärme während der Verpuppung
nicht eintritt.

Stellt man sich ein von den Polarländern bis Süditalien
oder Nordafrika reichendes ununterbrochenes Verbreitungsgebiet
der Art vor, so würden auf demselben alle Zwischenstufen vom

Weismann, Das Keimplasma. 34
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[529/0553] Bei Zunahme der Wärme eines Wohnortes der Art wurden viele der Determinanten der betreffenden Flügelschuppen im Keimplasma nach und nach so verändert, dass es nur noch wenig weiterer Wärmewirkung auf die Flügelanlage der einzelnen Puppe bedurfte, damit schwarze Schuppen durch sie erzeugt wurden. Auf diesem Punkte der phyletischen Umwandlung steht die Art z. B. in Deutschland, und wenn nun hier heisse Tage gerade auf die Verpuppungszeit der zweiten Jahresbrut fallen, so entstehen einzelne schwärzlich angeflogene Schmetter- linge. Dies wird um so leichter eintreten, je weiter die innere Umstimmung der betreffenden Determinanten vorgeschritten ist, und die schwarze Bestäubung wird um so stärker ausfallen, je zahlreichere Schuppen-Determinanten des Keimplasma’s auf diesem Stadium der Umstimmung angelangt sind. Beides wird dort am meisten eintreffen, wo auch die gewöhnlichen Sommer schon ziemlich warm sind, und so erklärt es sich, dass schwärz- liche Stücke von Phlaeas sehr selten im Norden Deutschlands, im hohen Norden gar nicht, in den heissen Thälern des Wallis aber verhältnissmässig oft und mit starker Bestäubung gefangen werden. In noch wärmeren Landstrichen, z. B. an der Riviera ist so ziemlich jede Sommerbrut von Phlaeas hohen Wärmegraden ausgesetzt; die Umstimmung der Schuppen-Determinanten wird somit eine so bedeutende werden, dass mit Hülfe der auch zur Verpuppungszeit kaum je fehlenden Sommerhitze die Variation Elēus entsteht. In der Frühjahrsbrut entsteht sie nicht, weil hier jene letzte, zu vollständiger Umwandlung der Schuppen- Determinanten noch fehlende Wärme während der Verpuppung nicht eintritt. Stellt man sich ein von den Polarländern bis Süditalien oder Nordafrika reichendes ununterbrochenes Verbreitungsgebiet der Art vor, so würden auf demselben alle Zwischenstufen vom Weismann, Das Keimplasma. 34

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/553>, abgerufen am 22.11.2024.