werden, ohne zum zweiten Male belegt worden zu sein. Bis jetzt ist dies noch niemals beobachtet worden, und so möchte ich glauben, dass die Ansicht von Settegast1) die richtige ist, nach welcher es eine "Infection" überhaupt nicht giebt, und alle dafür angeführten, und von ihm kritisch er- örterten Fälle auf Täuschung beruhen.
2. Einfluss vorübergehender Zustände des Zeugenden auf das Kind.
Obgleich ich nicht der Ansicht bin, dass es sich in den in der Überschrift bezeichneten Fällen um wirkliche Vererbung handelt, möchte ich die betreffende Frage doch nicht ganz un- besprochen lassen.
Es ist oft behauptet worden, dass Trunkenheit der Eltern während der Zeugung einen nachtheiligen Einfluss auf die Beschaffenheit des Kindes ausüben könne. Dasselbe soll körper- lich und geistig von schwacher Constitution werden, zu Schwach- sinn, ja zu Irrsinn neigen u. s. w., und dies auch dann, wenn die Eltern körperlich und geistig normal waren.
Dem stehen nun allerdings Fälle entgegen, in welchen trunkene Eltern ein völlig normales Kind erzeugten, allein darin liegt kein vollkommner Gegenbeweis, und obgleich jene Angaben von nachtheiligen Wirkungen meist oder vielleicht alle einer scharfen Kritik nicht Stand halten, so möchte ich doch die Möglichkeit eines schlechten Einflusses nicht ganz in Abrede stellen; nur handelt es sich dabei nicht um Vererbung, sondern um Affection des Keimes durch einen von aussen kom- menden Einfluss.
Wir wissen durch die Versuche von O. und R. Hertwig, dass die Entwickelung des befruchteten Eies niederer Thiere
1)Settegast, a. a. O.
werden, ohne zum zweiten Male belegt worden zu sein. Bis jetzt ist dies noch niemals beobachtet worden, und so möchte ich glauben, dass die Ansicht von Settegast1) die richtige ist, nach welcher es eine „Infection“ überhaupt nicht giebt, und alle dafür angeführten, und von ihm kritisch er- örterten Fälle auf Täuschung beruhen.
2. Einfluss vorübergehender Zustände des Zeugenden auf das Kind.
Obgleich ich nicht der Ansicht bin, dass es sich in den in der Überschrift bezeichneten Fällen um wirkliche Vererbung handelt, möchte ich die betreffende Frage doch nicht ganz un- besprochen lassen.
Es ist oft behauptet worden, dass Trunkenheit der Eltern während der Zeugung einen nachtheiligen Einfluss auf die Beschaffenheit des Kindes ausüben könne. Dasselbe soll körper- lich und geistig von schwacher Constitution werden, zu Schwach- sinn, ja zu Irrsinn neigen u. s. w., und dies auch dann, wenn die Eltern körperlich und geistig normal waren.
Dem stehen nun allerdings Fälle entgegen, in welchen trunkene Eltern ein völlig normales Kind erzeugten, allein darin liegt kein vollkommner Gegenbeweis, und obgleich jene Angaben von nachtheiligen Wirkungen meist oder vielleicht alle einer scharfen Kritik nicht Stand halten, so möchte ich doch die Möglichkeit eines schlechten Einflusses nicht ganz in Abrede stellen; nur handelt es sich dabei nicht um Vererbung, sondern um Affection des Keimes durch einen von aussen kom- menden Einfluss.
Wir wissen durch die Versuche von O. und R. Hertwig, dass die Entwickelung des befruchteten Eies niederer Thiere
1)Settegast, a. a. O.
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[507/0531]
werden, ohne zum zweiten Male belegt worden zu sein. Bis
jetzt ist dies noch niemals beobachtet worden, und so
möchte ich glauben, dass die Ansicht von Settegast 1) die
richtige ist, nach welcher es eine „Infection“ überhaupt nicht
giebt, und alle dafür angeführten, und von ihm kritisch er-
örterten Fälle auf Täuschung beruhen.
2. Einfluss vorübergehender Zustände des Zeugenden auf
das Kind.
Obgleich ich nicht der Ansicht bin, dass es sich in den in
der Überschrift bezeichneten Fällen um wirkliche Vererbung
handelt, möchte ich die betreffende Frage doch nicht ganz un-
besprochen lassen.
Es ist oft behauptet worden, dass Trunkenheit der Eltern
während der Zeugung einen nachtheiligen Einfluss auf die
Beschaffenheit des Kindes ausüben könne. Dasselbe soll körper-
lich und geistig von schwacher Constitution werden, zu Schwach-
sinn, ja zu Irrsinn neigen u. s. w., und dies auch dann, wenn
die Eltern körperlich und geistig normal waren.
Dem stehen nun allerdings Fälle entgegen, in welchen
trunkene Eltern ein völlig normales Kind erzeugten, allein darin
liegt kein vollkommner Gegenbeweis, und obgleich jene Angaben
von nachtheiligen Wirkungen meist oder vielleicht alle einer
scharfen Kritik nicht Stand halten, so möchte ich doch die
Möglichkeit eines schlechten Einflusses nicht ganz in Abrede
stellen; nur handelt es sich dabei nicht um Vererbung, sondern
um Affection des Keimes durch einen von aussen kom-
menden Einfluss.
Wir wissen durch die Versuche von O. und R. Hertwig,
dass die Entwickelung des befruchteten Eies niederer Thiere
1) Settegast, a. a. O.
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/531>, abgerufen am 22.11.2024.
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