verschieden wären. Nahezu scheint dies bei manchen Thieren wirklich der Fall zu sein, denn bei den Räderthieren z. B. sind die Männchen häufig so sehr verschieden von den Weibchen, dass sie sogar, wie die Geschlechtsthiere der Reblaus, aus besonderen kleineren Eiern ihren Ursprung nehmen. Man würde aber doch fehlgehen, wollte man glauben, dass hier männliche und weib- liche Ide auf die beiden Eierarten vertheilt wären. Wohl werden nur eine geringe Zahl von gemeinsamen Determinanten vor- handen sein, aber dennoch muss das Keimplasma jeden Eies auch hier sämmtliche weibliche und männliche Determinanten enthalten. Das beweist die Einschaltung rein weiblicher Gene- rationen in den Generations-Cyklus jeden Jahres; die partheno- genetischen Weibchen bringen schliesslich Männchen hervor.
Ich muss hier noch einmal auf den sexuellen Rück- schlag -- wenn man so sagen darf -- zurückkommen, von dem oben die Rede war, ich meine das Hervortreten entgegen- gesetzter Geschlechtscharaktere nach Castration, oder Entartung der Geschlechtsdrüsen. Man hat dies bisher immer als eine all- gemeine Erscheinung aufgefasst, ich glaube aber nicht, dass wir zu einer solchen Ansicht berechtigt sind. Beobachtungen solchen "sexuellen Rückschlags" beziehen sich, wie oben gezeigt wurde, wohl nur auf Säugethiere und Vögel, und auch bei diesen nicht immer auf alle Theile, welche bei den betreffenden Arten sexuell dimorph sind. Man hat allerdings Fälle beobachtet, in welchen z. B. eine "alte Henne, welche aufgehört hatte zu legen, nicht nur das Gefieder, sondern auch die Stimme, die Sporne und das kriegerische Temperament des Hahnes" an- nahm (Darwin, Domestication II, p. 58). Dies beweist, dass bei diesen Vögeln alle sekundären Sexualcharaktere des Männchens im Soma des Weibchens in latentem Zustande vorhanden sind, wir werden aber vermuthen dürfen, dass dies nur dann der Fall
Weismann, Das Keimplasma. 31
verschieden wären. Nahezu scheint dies bei manchen Thieren wirklich der Fall zu sein, denn bei den Räderthieren z. B. sind die Männchen häufig so sehr verschieden von den Weibchen, dass sie sogar, wie die Geschlechtsthiere der Reblaus, aus besonderen kleineren Eiern ihren Ursprung nehmen. Man würde aber doch fehlgehen, wollte man glauben, dass hier männliche und weib- liche Ide auf die beiden Eierarten vertheilt wären. Wohl werden nur eine geringe Zahl von gemeinsamen Determinanten vor- handen sein, aber dennoch muss das Keimplasma jeden Eies auch hier sämmtliche weibliche und männliche Determinanten enthalten. Das beweist die Einschaltung rein weiblicher Gene- rationen in den Generations-Cyklus jeden Jahres; die partheno- genetischen Weibchen bringen schliesslich Männchen hervor.
Ich muss hier noch einmal auf den sexuellen Rück- schlag — wenn man so sagen darf — zurückkommen, von dem oben die Rede war, ich meine das Hervortreten entgegen- gesetzter Geschlechtscharaktere nach Castration, oder Entartung der Geschlechtsdrüsen. Man hat dies bisher immer als eine all- gemeine Erscheinung aufgefasst, ich glaube aber nicht, dass wir zu einer solchen Ansicht berechtigt sind. Beobachtungen solchen „sexuellen Rückschlags“ beziehen sich, wie oben gezeigt wurde, wohl nur auf Säugethiere und Vögel, und auch bei diesen nicht immer auf alle Theile, welche bei den betreffenden Arten sexuell dimorph sind. Man hat allerdings Fälle beobachtet, in welchen z. B. eine „alte Henne, welche aufgehört hatte zu legen, nicht nur das Gefieder, sondern auch die Stimme, die Sporne und das kriegerische Temperament des Hahnes“ an- nahm (Darwin, Domestication II, p. 58). Dies beweist, dass bei diesen Vögeln alle sekundären Sexualcharaktere des Männchens im Soma des Weibchens in latentem Zustande vorhanden sind, wir werden aber vermuthen dürfen, dass dies nur dann der Fall
Weismann, Das Keimplasma. 31
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verschieden wären. Nahezu scheint dies bei manchen Thieren
wirklich der Fall zu sein, denn bei den Räderthieren z. B. sind
die Männchen häufig so sehr verschieden von den Weibchen, dass
sie sogar, wie die Geschlechtsthiere der Reblaus, aus besonderen
kleineren Eiern ihren Ursprung nehmen. Man würde aber doch
fehlgehen, wollte man glauben, dass hier männliche und weib-
liche Ide auf die beiden Eierarten vertheilt wären. Wohl werden
nur eine geringe Zahl von gemeinsamen Determinanten vor-
handen sein, aber dennoch muss das Keimplasma jeden Eies
auch hier sämmtliche weibliche und männliche Determinanten
enthalten. Das beweist die Einschaltung rein weiblicher Gene-
rationen in den Generations-Cyklus jeden Jahres; die partheno-
genetischen Weibchen bringen schliesslich Männchen hervor.
Ich muss hier noch einmal auf den sexuellen Rück-
schlag — wenn man so sagen darf — zurückkommen, von
dem oben die Rede war, ich meine das Hervortreten entgegen-
gesetzter Geschlechtscharaktere nach Castration, oder Entartung
der Geschlechtsdrüsen. Man hat dies bisher immer als eine all-
gemeine Erscheinung aufgefasst, ich glaube aber nicht, dass wir
zu einer solchen Ansicht berechtigt sind. Beobachtungen solchen
„sexuellen Rückschlags“ beziehen sich, wie oben gezeigt
wurde, wohl nur auf Säugethiere und Vögel, und auch bei
diesen nicht immer auf alle Theile, welche bei den betreffenden
Arten sexuell dimorph sind. Man hat allerdings Fälle beobachtet,
in welchen z. B. eine „alte Henne, welche aufgehört hatte zu
legen, nicht nur das Gefieder, sondern auch die Stimme, die
Sporne und das kriegerische Temperament des Hahnes“ an-
nahm (Darwin, Domestication II, p. 58). Dies beweist, dass bei
diesen Vögeln alle sekundären Sexualcharaktere des Männchens
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wir werden aber vermuthen dürfen, dass dies nur dann der Fall
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/505>, abgerufen am 22.11.2024.
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