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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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Einleitung.

A. Historischer Theil.

Den ersten Versuch unserer Zeit, die Vererbung theoretisch
zu erklären, hat wohl Herbert Spencer1) gemacht, indem er
seine "physiologischen Einheiten" aufstellte. Die Regeneration
verloren gegangener Theile, z. B. eines Beines oder Schwanzes
des Salamanders führt ihn zu der Vorstellung dieser Einheiten,
"in welchen allen das Vermögen schlummert, sich in die Form
dieser Art umzugestalten, gerade wie in den Molekülen eines
Salzes die innere Fähigkeit schlummert, nach einem bestimmten
System zu krystallisiren". Er bezeichnet dieses Vermögen als
"Polarität der organischen Einheiten" und bestimmt diese selbst
als die Mitte haltend zwischen den chemischen Einheiten, den
Molekülen und den "morphologischen" Einheiten, den Zellen;
es müssen "Einheiten unendlich viel complicirterer Art sein, als
die chemischen Einheiten", also Molekül-Gruppen. Es ist sehr
interessant, sich heute, wo wir in der Theorie der Vererbung
doch schon etwas weiter vorgedrungen sind, sich darüber Rechen-
schaft zu geben, welche Fähigkeiten und Kräfte Herbert
Spencer
seinen "physiologischen Einheiten" zuschreiben zu
müssen glaubte, um die Erscheinungen erklären zu können.
Obgleich der Abschnitt über Vererbung und Regeneration ja
nur ein kleiner Theil seines grossen Werkes über die "Prin-

1) Herbert Spencer: "Die Principien der Biologie", übersetzt
von Vetter. Stuttgart 1876.
Weismann, Das Keimplasma. 1
Einleitung.

A. Historischer Theil.

Den ersten Versuch unserer Zeit, die Vererbung theoretisch
zu erklären, hat wohl Herbert Spencer1) gemacht, indem er
seine „physiologischen Einheiten“ aufstellte. Die Regeneration
verloren gegangener Theile, z. B. eines Beines oder Schwanzes
des Salamanders führt ihn zu der Vorstellung dieser Einheiten,
„in welchen allen das Vermögen schlummert, sich in die Form
dieser Art umzugestalten, gerade wie in den Molekülen eines
Salzes die innere Fähigkeit schlummert, nach einem bestimmten
System zu krystallisiren“. Er bezeichnet dieses Vermögen als
„Polarität der organischen Einheiten“ und bestimmt diese selbst
als die Mitte haltend zwischen den chemischen Einheiten, den
Molekülen und den „morphologischen“ Einheiten, den Zellen;
es müssen „Einheiten unendlich viel complicirterer Art sein, als
die chemischen Einheiten“, also Molekül-Gruppen. Es ist sehr
interessant, sich heute, wo wir in der Theorie der Vererbung
doch schon etwas weiter vorgedrungen sind, sich darüber Rechen-
schaft zu geben, welche Fähigkeiten und Kräfte Herbert
Spencer
seinen „physiologischen Einheiten“ zuschreiben zu
müssen glaubte, um die Erscheinungen erklären zu können.
Obgleich der Abschnitt über Vererbung und Regeneration ja
nur ein kleiner Theil seines grossen Werkes über die „Prin-

1) Herbert Spencer: „Die Principien der Biologie“, übersetzt
von Vetter. Stuttgart 1876.
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[[1]/0025] Einleitung. A. Historischer Theil. Den ersten Versuch unserer Zeit, die Vererbung theoretisch zu erklären, hat wohl Herbert Spencer 1) gemacht, indem er seine „physiologischen Einheiten“ aufstellte. Die Regeneration verloren gegangener Theile, z. B. eines Beines oder Schwanzes des Salamanders führt ihn zu der Vorstellung dieser Einheiten, „in welchen allen das Vermögen schlummert, sich in die Form dieser Art umzugestalten, gerade wie in den Molekülen eines Salzes die innere Fähigkeit schlummert, nach einem bestimmten System zu krystallisiren“. Er bezeichnet dieses Vermögen als „Polarität der organischen Einheiten“ und bestimmt diese selbst als die Mitte haltend zwischen den chemischen Einheiten, den Molekülen und den „morphologischen“ Einheiten, den Zellen; es müssen „Einheiten unendlich viel complicirterer Art sein, als die chemischen Einheiten“, also Molekül-Gruppen. Es ist sehr interessant, sich heute, wo wir in der Theorie der Vererbung doch schon etwas weiter vorgedrungen sind, sich darüber Rechen- schaft zu geben, welche Fähigkeiten und Kräfte Herbert Spencer seinen „physiologischen Einheiten“ zuschreiben zu müssen glaubte, um die Erscheinungen erklären zu können. Obgleich der Abschnitt über Vererbung und Regeneration ja nur ein kleiner Theil seines grossen Werkes über die „Prin- 1) Herbert Spencer: „Die Principien der Biologie“, übersetzt von Vetter. Stuttgart 1876. Weismann, Das Keimplasma. 1

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/25>, abgerufen am 24.11.2024.