Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Absurda Bettelrode sol seine Comoedie von Tobia und derSchwalbe noch heute diesen Tag vor der gnädigsten Herrschafft praesentiren. Bon. Ihr wolweise Magnificentzen haben ja grof- fen Danck/ daß sie mir durch so ein gnädiges Urtheil zu statten kommen. Aber soll ich die Personen an- derswo her bestellen? Rob. Nein es sollen die andern ehrlichen Leute nicht außgeschlossen seyn: schreibet alle Personen auf einen Zettel/ und loset drum/ wer eine kriegt/ der sol sie auch behalten/ bey Vermeidung eines schweren Einsehens. Bon. Die Personen dürffen nicht abgeschrieben werden/ ich wil nur meinen Zettel da zerreissen: A- ber die Personen möchten nicht rum reichen/ darff ich hernach etliche Adjuvanten nehmen? Rob. Das stehet euch frey/ nur nehmet solche Leute/ davon die andern keinen Schimpff haben. Bon. Ach nein/ es sind alle gar ehrlicher Leute Kin- der: einer ist dabey/ dem ist der Vater 14. Tage zu- vor gehangen worden/ ehe er ist auf die Welt kom- men. Aber ich wil nicht hoffen/ daß er deßwegen an einer solchen Sache könte gehindert werden. A- ber darff ich mir nicht eine Person außlesen? ich bin der vornehmste/ und also wäre ich gerne der König zu Ninive. Rob. Durchaus nicht/ ihr habt Ehre genung/ daß eure Comoedie gespielet wird: Nun muß aller- dings drum geloset werden. Bon.
Absurda Bettelrode ſol ſeine Comœdie von Tobia und derSchwalbe noch heute dieſen Tag vor der gnaͤdigſten Herrſchafft præſentiren. Bon. Ihr wolweiſe Magnificentzen haben ja grof- fen Danck/ daß ſie mir durch ſo ein gnaͤdiges Urtheil zu ſtatten kommen. Aber ſoll ich die Perſonen an- derswo her beſtellen? Rob. Nein es ſollen die andern ehrlichen Leute nicht außgeſchloſſen ſeyn: ſchreibet alle Perſonen auf einen Zettel/ und loſet drum/ wer eine kriegt/ der ſol ſie auch behalten/ bey Vermeidung eines ſchweren Einſehens. Bon. Die Perſonen duͤrffen nicht abgeſchrieben werden/ ich wil nur meinen Zettel da zerreiſſen: A- ber die Perſonen moͤchten nicht rum reichen/ darff ich hernach etliche Adjuvanten nehmen? Rob. Das ſtehet euch frey/ nur nehmet ſolche Leute/ davon die andern keinen Schimpff haben. Bon. Ach nein/ es ſind alle gar ehrlicher Leute Kin- der: einer iſt dabey/ dem iſt der Vater 14. Tage zu- vor gehangen worden/ ehe er iſt auf die Welt kom- men. Aber ich wil nicht hoffen/ daß er deßwegen an einer ſolchen Sache koͤnte gehindert werden. A- ber darff ich mir nicht eine Perſon außleſen? ich bin der vornehmſte/ und alſo waͤre ich gerne der Koͤnig zu Ninive. Rob. Durchaus nicht/ ihr habt Ehre genung/ daß eure Comœdie geſpielet wird: Nun muß aller- dings drum geloſet werden. Bon.
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Absurda
Bettelrode ſol ſeine Comœdie von Tobia und der
Schwalbe noch heute dieſen Tag vor der gnaͤdigſten
Herrſchafft præſentiren.
Bon. Ihr wolweiſe Magnificentzen haben ja grof-
fen Danck/ daß ſie mir durch ſo ein gnaͤdiges Urtheil
zu ſtatten kommen. Aber ſoll ich die Perſonen an-
derswo her beſtellen?
Rob. Nein es ſollen die andern ehrlichen Leute
nicht außgeſchloſſen ſeyn: ſchreibet alle Perſonen
auf einen Zettel/ und loſet drum/ wer eine kriegt/
der ſol ſie auch behalten/ bey Vermeidung eines
ſchweren Einſehens.
Bon. Die Perſonen duͤrffen nicht abgeſchrieben
werden/ ich wil nur meinen Zettel da zerreiſſen: A-
ber die Perſonen moͤchten nicht rum reichen/ darff
ich hernach etliche Adjuvanten nehmen?
Rob. Das ſtehet euch frey/ nur nehmet ſolche
Leute/ davon die andern keinen Schimpff haben.
Bon. Ach nein/ es ſind alle gar ehrlicher Leute Kin-
der: einer iſt dabey/ dem iſt der Vater 14. Tage zu-
vor gehangen worden/ ehe er iſt auf die Welt kom-
men. Aber ich wil nicht hoffen/ daß er deßwegen
an einer ſolchen Sache koͤnte gehindert werden. A-
ber darff ich mir nicht eine Perſon außleſen? ich bin
der vornehmſte/ und alſo waͤre ich gerne der Koͤnig
zu Ninive.
Rob. Durchaus nicht/ ihr habt Ehre genung/
daß eure Comœdie geſpielet wird: Nun muß aller-
dings drum geloſet werden.
Bon.
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