Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Der Haupt-Rebelle jhm selbst mit dem Blutvergiessen gedienet/ undbat jhn/ er möchte nur das Recht ergehen lassen. Leon. So wird er vielleicht aus Trotz das Wie- derspiel befohlen haben. Anacl. Ach nein/ er winckte schon seinem Scharf- Richter/ welcher zur Execution greiffen solte. Al- lein der Herr Ertz-Bischoff sagte/ es wäre vor die- ses mahl ein glückseliger Tag/ da man sich mit Blutvergiessen nicht bemühen dürffte. Auff den morgenden Tag wolte er dem Spectacul selbst bey- wohnen/ er solte sich nur vor dießmahl eine kleine Recreation machen/ und nach Polisippo fahren. Leon. Und also ward der Vorschlag angenom- men? Anacl. Er gieng sehr wohl von statten: die Ge- fangenen wurden in jhren Bauden bewacht/ und der Fischer-Knecht versuchte/ ob er die Lufft auff der See noch vertragen könte. Leon. Er hat viel Stadt-Lufft in sich gesogen/ mich dünckt/ die freye Lufft wird jhm zu wieder seyn. Anacl. Gnädigste Frau/ ob die Lufft was gethan hat/ das weiß ich nicht; allein er übernahm sich im Weine/ der mochte jhm als einem gebohrnen Was- ser-Manne den Kopff in schädliche Confusion bringen. Leon. So recht/ wer viel rothes Blut vergos- sen hat/ der muß in dem rothen Weine Blut und Gifft hinein sauffen. Fünff-
Der Haupt-Rebelle jhm ſelbſt mit dem Blutvergieſſen gedienet/ undbat jhn/ er moͤchte nur das Recht ergehen laſſen. Leon. So wird er vielleicht aus Trotz das Wie- derſpiel befohlen haben. Anacl. Ach nein/ er winckte ſchon ſeinem Scharf- Richter/ welcher zur Execution greiffen ſolte. Al- lein der Herr Ertz-Biſchoff ſagte/ es waͤre vor die- ſes mahl ein gluͤckſeliger Tag/ da man ſich mit Blutvergieſſen nicht bemuͤhen duͤrffte. Auff den morgenden Tag wolte er dem Spectacul ſelbſt bey- wohnen/ er ſolte ſich nur vor dießmahl eine kleine Recreation machen/ und nach Poliſippo fahren. Leon. Und alſo ward der Vorſchlag angenom- men? Anacl. Er gieng ſehr wohl von ſtatten: die Ge- fangenen wurden in jhren Bauden bewacht/ und der Fiſcher-Knecht verſuchte/ ob er die Lufft auff der See noch vertragen koͤnte. Leon. Er hat viel Stadt-Lufft in ſich geſogen/ mich duͤnckt/ die freye Lufft wird jhm zu wieder ſeyn. Anacl. Gnaͤdigſte Frau/ ob die Lufft was gethan hat/ das weiß ich nicht; allein er uͤbernahm ſich im Weine/ der mochte jhm als einem gebohrnen Waſ- ſer-Manne den Kopff in ſchaͤdliche Confuſion bringen. Leon. So recht/ wer viel rothes Blut vergoſ- ſen hat/ der muß in dem rothen Weine Blut und Gifft hinein ſauffen. Fuͤnff-
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Der Haupt-Rebelle
jhm ſelbſt mit dem Blutvergieſſen gedienet/ und
bat jhn/ er moͤchte nur das Recht ergehen laſſen.
Leon. So wird er vielleicht aus Trotz das Wie-
derſpiel befohlen haben.
Anacl. Ach nein/ er winckte ſchon ſeinem Scharf-
Richter/ welcher zur Execution greiffen ſolte. Al-
lein der Herr Ertz-Biſchoff ſagte/ es waͤre vor die-
ſes mahl ein gluͤckſeliger Tag/ da man ſich mit
Blutvergieſſen nicht bemuͤhen duͤrffte. Auff den
morgenden Tag wolte er dem Spectacul ſelbſt bey-
wohnen/ er ſolte ſich nur vor dießmahl eine kleine
Recreation machen/ und nach Poliſippo fahren.
Leon. Und alſo ward der Vorſchlag angenom-
men?
Anacl. Er gieng ſehr wohl von ſtatten: die Ge-
fangenen wurden in jhren Bauden bewacht/ und
der Fiſcher-Knecht verſuchte/ ob er die Lufft auff
der See noch vertragen koͤnte.
Leon. Er hat viel Stadt-Lufft in ſich geſogen/
mich duͤnckt/ die freye Lufft wird jhm zu wieder
ſeyn.
Anacl. Gnaͤdigſte Frau/ ob die Lufft was gethan
hat/ das weiß ich nicht; allein er uͤbernahm ſich im
Weine/ der mochte jhm als einem gebohrnen Waſ-
ſer-Manne den Kopff in ſchaͤdliche Confuſion
bringen.
Leon. So recht/ wer viel rothes Blut vergoſ-
ſen hat/ der muß in dem rothen Weine Blut und
Gifft hinein ſauffen.
Fuͤnff-
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