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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Heyrath.
Jac. Je länger mit Heyrathen gespielet wird/
desto verdrießlicher wird die Vollziehung. Ich bit-
te nochmahls im Nahmen meiner höchstgeliebte-
sten Mutter/ welche die Nachricht von mir schon
erhalten hat/ und welche vielleicht die heutigen
Stunden vor Mütterlicher Freude zehlen wird/
Er wolle doch geruhen meine bißherige Hoffnung
durch einen Väterlichen Außspruch zu vollziehen.

Lab. Vielleicht kan von sechs Monaten etwas
abgebrochen werden. Doch so viel Zeit werde ich
haben müssen/ daß meine Söhne/ meine Nachbarn
und Freunde das Ehren-Wort bekommen und
um Rath gefraget werden.

Jac. Mein Herr sage Ja/ und lade sie allerseits
zur Hochzeit/ so wird das Ehren-Wort abgele-
get seyn.

Lab. Ich liesse mir dieses gefallen. Aber was
vor Freude solte ich meiner Schwester machen/
wenn ich zuvor einen expressen Boten dahin ab-
fertigte.

Jac. Die Botschafft ist schon vor etlichen Jah-
ren verrichtet worden. Der weite Weg wird uns
gar wol entschuldigen/ und ich wil hoffen die Post
der vollzogenen Freude werde meinen geliebtesten
Eltern angenehmer seyn/ als die Nachricht eines
ungewissen Anfanges.

Lab. Ein Vater/ der die Tochter vergiebet/ muß
andere Gedancken führen/ als ein Freyer/ der mit
der Braut wil zu Bette gehen.
Jac.
B 4
Heyrath.
Jac. Je laͤnger mit Heyrathen geſpielet wird/
deſto verdrießlicher wird die Vollziehung. Ich bit-
te nochmahls im Nahmen meiner hoͤchſtgeliebte-
ſten Mutter/ welche die Nachricht von mir ſchon
erhalten hat/ und welche vielleicht die heutigen
Stunden vor Muͤtterlicher Freude zehlen wird/
Er wolle doch geruhen meine bißherige Hoffnung
durch einen Vaͤterlichen Außſpruch zu vollziehen.

Lab. Vielleicht kan von ſechs Monaten etwas
abgebrochen werden. Doch ſo viel Zeit werde ich
haben muͤſſen/ daß meine Soͤhne/ meine Nachbarn
und Freunde das Ehren-Wort bekommen und
um Rath gefraget werden.

Jac. Mein Herr ſage Ja/ und lade ſie allerſeits
zur Hochzeit/ ſo wird das Ehren-Wort abgele-
get ſeyn.

Lab. Ich lieſſe mir dieſes gefallen. Aber was
vor Freude ſolte ich meiner Schweſter machen/
wenn ich zuvor einen expreſſen Boten dahin ab-
fertigte.

Jac. Die Botſchafft iſt ſchon vor etlichen Jah-
ren verrichtet worden. Der weite Weg wird uns
gar wol entſchuldigen/ und ich wil hoffen die Poſt
der vollzogenen Freude werde meinen geliebteſten
Eltern angenehmer ſeyn/ als die Nachricht eines
ungewiſſen Anfanges.

Lab. Ein Vater/ der die Tochter vergiebet/ muß
andere Gedancken fuͤhren/ als ein Freyer/ der mit
der Braut wil zu Bette gehen.
Jac.
B 4
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[23/0044] Heyrath. Jac. Je laͤnger mit Heyrathen geſpielet wird/ deſto verdrießlicher wird die Vollziehung. Ich bit- te nochmahls im Nahmen meiner hoͤchſtgeliebte- ſten Mutter/ welche die Nachricht von mir ſchon erhalten hat/ und welche vielleicht die heutigen Stunden vor Muͤtterlicher Freude zehlen wird/ Er wolle doch geruhen meine bißherige Hoffnung durch einen Vaͤterlichen Außſpruch zu vollziehen. Lab. Vielleicht kan von ſechs Monaten etwas abgebrochen werden. Doch ſo viel Zeit werde ich haben muͤſſen/ daß meine Soͤhne/ meine Nachbarn und Freunde das Ehren-Wort bekommen und um Rath gefraget werden. Jac. Mein Herr ſage Ja/ und lade ſie allerſeits zur Hochzeit/ ſo wird das Ehren-Wort abgele- get ſeyn. Lab. Ich lieſſe mir dieſes gefallen. Aber was vor Freude ſolte ich meiner Schweſter machen/ wenn ich zuvor einen expreſſen Boten dahin ab- fertigte. Jac. Die Botſchafft iſt ſchon vor etlichen Jah- ren verrichtet worden. Der weite Weg wird uns gar wol entſchuldigen/ und ich wil hoffen die Poſt der vollzogenen Freude werde meinen geliebteſten Eltern angenehmer ſeyn/ als die Nachricht eines ungewiſſen Anfanges. Lab. Ein Vater/ der die Tochter vergiebet/ muß andere Gedancken fuͤhren/ als ein Freyer/ der mit der Braut wil zu Bette gehen. Jac. B 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/44>, abgerufen am 20.04.2024.