Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Der Haupt-Rebelle Franc. Ich wil es gantz heimlich sagen. (Er stellt sich als woll Er sie küssen.) Flav. Gewiß/ eh ich diesen Heiligen wil anbe- ten/ eh wil ich wiederum mitten unter die Solda- ten lauffen. Franc. Aber es ist meiner Ordens-Regel zu wieder/ daß ich eine so vornehme Person muthwil- ig verterben lasse. (Francesco schlept Flavia hinein: Bona- vita kömt.) Bon. Ihr Gnaden sind gar allein gelassen wor- den. Mar. Was hilffts/ ich wuste es schon/ daß sich ein Wohlthäter noch finden würde. Bon. Wir sind arme Leute/ und also können sie unsere Wohlthaten nicht allzu hoch schätzen. Mar. Wo man das Leben erhalten kan/ da ist die Wohlthat unschätzbar. Bon. So wird auch unser Glück unschätzbar seyn/ daß wir in unserm Kloster solchen schönen Personen das Leben erhalten können. Bon. Es wird keines Danckes bedürffen/ viel- mehr wird uns obliegen sehr schön zu dancken/ wo- fern die geringen Zellen jhr Gnaden nicht unan- genehm gewesen. Mar. Ich bin mit allem Glücke zufrieden. Wa- rum solte mir die Conversation so eines stattlichen Mannes zu wieder seyn? Bon.
Der Haupt-Rebelle Franc. Ich wil es gantz heimlich ſagen. (Er ſtellt ſich als woll Er ſie kuͤſſen.) Flav. Gewiß/ eh ich dieſen Heiligen wil anbe- ten/ eh wil ich wiederum mitten unter die Solda- ten lauffen. Franc. Aber es iſt meiner Ordens-Regel zu wieder/ daß ich eine ſo vornehme Perſon muthwil- ig verterben laſſe. (Franceſco ſchlept Flavia hinein: Bona- vita koͤmt.) Bon. Ihr Gnaden ſind gar allein gelaſſen wor- den. Mar. Was hilffts/ ich wuſte es ſchon/ daß ſich ein Wohlthaͤter noch finden wuͤrde. Bon. Wir ſind arme Leute/ und alſo koͤnnen ſie unſere Wohlthaten nicht allzu hoch ſchaͤtzen. Mar. Wo man das Leben erhalten kan/ da iſt die Wohlthat unſchaͤtzbar. Bon. So wird auch unſer Gluͤck unſchaͤtzbar ſeyn/ daß wir in unſerm Kloſter ſolchen ſchoͤnen Perſonen das Leben erhalten koͤnnen. Bon. Es wird keines Danckes beduͤrffen/ viel- mehr wird uns obliegen ſehr ſchoͤn zu dancken/ wo- fern die geringen Zellen jhr Gnaden nicht unan- genehm geweſen. Mar. Ich bin mit allem Gluͤcke zufrieden. Wa- rum ſolte mir die Converſation ſo eines ſtattlichen Mannes zu wieder ſeyn? Bon.
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Der Haupt-Rebelle
Franc. Ich wil es gantz heimlich ſagen.
(Er ſtellt ſich als woll Er ſie kuͤſſen.)
Flav. Gewiß/ eh ich dieſen Heiligen wil anbe-
ten/ eh wil ich wiederum mitten unter die Solda-
ten lauffen.
Franc. Aber es iſt meiner Ordens-Regel zu
wieder/ daß ich eine ſo vornehme Perſon muthwil-
ig verterben laſſe.
(Franceſco ſchlept Flavia hinein: Bona-
vita koͤmt.)
Bon. Ihr Gnaden ſind gar allein gelaſſen wor-
den.
Mar. Was hilffts/ ich wuſte es ſchon/ daß ſich
ein Wohlthaͤter noch finden wuͤrde.
Bon. Wir ſind arme Leute/ und alſo koͤnnen ſie
unſere Wohlthaten nicht allzu hoch ſchaͤtzen.
Mar. Wo man das Leben erhalten kan/ da iſt
die Wohlthat unſchaͤtzbar.
Bon. So wird auch unſer Gluͤck unſchaͤtzbar
ſeyn/ daß wir in unſerm Kloſter ſolchen ſchoͤnen
Perſonen das Leben erhalten koͤnnen.
Bon. Es wird keines Danckes beduͤrffen/ viel-
mehr wird uns obliegen ſehr ſchoͤn zu dancken/ wo-
fern die geringen Zellen jhr Gnaden nicht unan-
genehm geweſen.
Mar. Ich bin mit allem Gluͤcke zufrieden. Wa-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/397>, abgerufen am 23.07.2024. |