Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Haupt-Rebelle
Alleg. Ich hätte nimmermehr gedacht/ daß der
Herr Secretarius so ein ehrlicher Mann wäre; a-
ber nun seh ich wohl/ wenn er seine Finantz mit ein-
gezogen hat/ so hat er gedacht/ wie unser Hund/
der brachte uns allemahl das Fleisch auff die Stu-
be: Doch wie einmahl die andern Hunde sich wol-
ten zu Gaste bitten/ und er mit seinen Widerstan-
de zu schwach war/ so denckt der Hund/ eh ein an-
der Reckel das beste Stücke weg schnappen soll/ so
wil er das seinige auch dabey thun/ und frist aus
gantzen Leibes-Kräfften drauff loß. Und wie spre-
chen die Soldaten: es ist keine Sünde/ das ich steh-
le/ der Herr behält doch nichts davon: nehm ichs
nicht/ so nimts ein ander. Doch last hören wie
sich unser Herr aus dem Hauffe finden wird; denn
was die mit dem Degen verderben/ das sollen die
mit der Feder wieder gut machen.

Don. Wir müssens erwarten/ was jhre Excel-
len
tz werden ausgewircket haben/ denn das ist ge-
wiß/ der Zoll muß abgeschaffet werden.

Ferr. Dabey verderben die meisten Familien[.]
Don. So behaltet den Zoll/ und last eure Häu-
ser zustören.

Ferr. Es ist um die Königliche Majestät zuthun/
welche darunter angegriffen wird.

Don. Ich betaure den Zustand der Könige/ daß
sie mehrentheils von dem Nutzen nicht viel zugenies-
sen haben/ da sie doch bey der Gefahr allezeit das
meiste tragen sollen.
Er-
Der Haupt-Rebelle
Alleg. Ich haͤtte nimmermehr gedacht/ daß der
Herr Secretarius ſo ein ehrlicher Mann waͤre; a-
ber nun ſeh ich wohl/ wenn er ſeine Finantz mit ein-
gezogen hat/ ſo hat er gedacht/ wie unſer Hund/
der brachte uns allemahl das Fleiſch auff die Stu-
be: Doch wie einmahl die andern Hunde ſich wol-
ten zu Gaſte bitten/ und er mit ſeinen Widerſtan-
de zu ſchwach war/ ſo denckt der Hund/ eh ein an-
der Reckel das beſte Stuͤcke weg ſchnappen ſoll/ ſo
wil er das ſeinige auch dabey thun/ und friſt aus
gantzen Leibes-Kraͤfften drauff loß. Und wie ſpre-
chen die Soldaten: es iſt keine Suͤnde/ das ich ſteh-
le/ der Herr behaͤlt doch nichts davon: nehm ichs
nicht/ ſo nimts ein ander. Doch laſt hoͤren wie
ſich unſer Herr aus dem Hauffe finden wird; denn
was die mit dem Degen verderben/ das ſollen die
mit der Feder wieder gut machen.

Don. Wir muͤſſens erwarten/ was jhre Excel-
len
tz werden ausgewircket haben/ denn das iſt ge-
wiß/ der Zoll muß abgeſchaffet werden.

Ferr. Dabey verderben die meiſten Familien[.]
Don. So behaltet den Zoll/ und laſt eure Haͤu-
ſer zuſtoͤren.

Ferr. Es iſt um die Koͤnigliche Majeſtaͤt zuthun/
welche darunter angegriffen wird.

Don. Ich betaure den Zuſtand der Koͤnige/ daß
ſie mehrentheils von dem Nutzen nicht viel zugenieſ-
ſen haben/ da ſie doch bey der Gefahr allezeit das
meiſte tragen ſollen.
Er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0369" n="28"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Haupt-Rebelle</hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Alleg.</hi> </speaker>
              <p>Ich ha&#x0364;tte nimmermehr gedacht/ daß der<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Secretarius</hi> &#x017F;o ein ehrlicher Mann wa&#x0364;re; a-<lb/>
ber nun &#x017F;eh ich wohl/ wenn er &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Finan</hi>tz mit ein-<lb/>
gezogen hat/ &#x017F;o hat er gedacht/ wie un&#x017F;er Hund/<lb/>
der brachte uns allemahl das Flei&#x017F;ch auff die Stu-<lb/>
be: Doch wie einmahl die andern Hunde &#x017F;ich wol-<lb/>
ten zu Ga&#x017F;te bitten/ und er mit &#x017F;einen Wider&#x017F;tan-<lb/>
de zu &#x017F;chwach war/ &#x017F;o denckt der Hund/ eh ein an-<lb/>
der Reckel das be&#x017F;te Stu&#x0364;cke weg &#x017F;chnappen &#x017F;oll/ &#x017F;o<lb/>
wil er das &#x017F;einige auch dabey thun/ und fri&#x017F;t aus<lb/>
gantzen Leibes-Kra&#x0364;fften drauff loß. Und wie &#x017F;pre-<lb/>
chen die Soldaten: es i&#x017F;t keine Su&#x0364;nde/ das ich &#x017F;teh-<lb/>
le/ der Herr beha&#x0364;lt doch nichts davon: nehm ichs<lb/>
nicht/ &#x017F;o nimts ein ander. Doch la&#x017F;t ho&#x0364;ren wie<lb/>
&#x017F;ich un&#x017F;er Herr aus dem Hauffe finden wird; denn<lb/>
was die mit dem Degen verderben/ das &#x017F;ollen die<lb/>
mit der Feder wieder gut machen.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Don.</hi> </speaker>
              <p>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ens erwarten/ was jhre <hi rendition="#aq">Excel-<lb/>
len</hi>tz werden ausgewircket haben/ denn das i&#x017F;t ge-<lb/>
wiß/ der Zoll muß abge&#x017F;chaffet werden.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ferr.</hi> </speaker>
              <p>Dabey verderben die mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Familien<supplied>.</supplied></hi></p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Don.</hi> </speaker>
              <p>So behaltet den Zoll/ und la&#x017F;t eure Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;er zu&#x017F;to&#x0364;ren.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ferr.</hi> </speaker>
              <p>Es i&#x017F;t um die Ko&#x0364;nigliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t zuthun/<lb/>
welche darunter angegriffen wird.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Don.</hi> </speaker>
              <p>Ich betaure den Zu&#x017F;tand der Ko&#x0364;nige/ daß<lb/>
&#x017F;ie mehrentheils von dem Nutzen nicht viel zugenie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en haben/ da &#x017F;ie doch bey der Gefahr allezeit das<lb/>
mei&#x017F;te tragen &#x017F;ollen.</p>
            </sp>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Er-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0369] Der Haupt-Rebelle Alleg. Ich haͤtte nimmermehr gedacht/ daß der Herr Secretarius ſo ein ehrlicher Mann waͤre; a- ber nun ſeh ich wohl/ wenn er ſeine Finantz mit ein- gezogen hat/ ſo hat er gedacht/ wie unſer Hund/ der brachte uns allemahl das Fleiſch auff die Stu- be: Doch wie einmahl die andern Hunde ſich wol- ten zu Gaſte bitten/ und er mit ſeinen Widerſtan- de zu ſchwach war/ ſo denckt der Hund/ eh ein an- der Reckel das beſte Stuͤcke weg ſchnappen ſoll/ ſo wil er das ſeinige auch dabey thun/ und friſt aus gantzen Leibes-Kraͤfften drauff loß. Und wie ſpre- chen die Soldaten: es iſt keine Suͤnde/ das ich ſteh- le/ der Herr behaͤlt doch nichts davon: nehm ichs nicht/ ſo nimts ein ander. Doch laſt hoͤren wie ſich unſer Herr aus dem Hauffe finden wird; denn was die mit dem Degen verderben/ das ſollen die mit der Feder wieder gut machen. Don. Wir muͤſſens erwarten/ was jhre Excel- lentz werden ausgewircket haben/ denn das iſt ge- wiß/ der Zoll muß abgeſchaffet werden. Ferr. Dabey verderben die meiſten Familien. Don. So behaltet den Zoll/ und laſt eure Haͤu- ſer zuſtoͤren. Ferr. Es iſt um die Koͤnigliche Majeſtaͤt zuthun/ welche darunter angegriffen wird. Don. Ich betaure den Zuſtand der Koͤnige/ daß ſie mehrentheils von dem Nutzen nicht viel zugenieſ- ſen haben/ da ſie doch bey der Gefahr allezeit das meiſte tragen ſollen. Er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/369
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/369>, abgerufen am 03.12.2024.