Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Jacobs Fünffter Handlung Funffzehnder Aufftrit. Jacob schlaffende/ Rahel, Peninna. Rah. Sie hat mich hieher begleitet/ nun muß ich mich schämen/ daß wir nichts gefunden haben. Pen. Ist doch der Weg noch vor uns. Und weil jhm der Schäfer kaum vor einer halben Stunde begegnet ist/ so müste er Flügel haben/ wenn er uns so gar nicht solte in das Gesichte kommen. Rah. Er hat Flügel; denn der Haß gegen seine Liebste treibet jhn fort: Doch wir haben auch Flügel/ denn meine getreue Liebe folget jhm nach. Pen. Also muß die Liebe den Haß überwinden. (Sie siehet Jacoben.) Ach Schwester ich erschrecke/ ist diß nicht Jacob? Ach er ist todt/ er hat sich aus Verzweifelung ein verborgenes Grab gesuchet. Rah. O wehe/ ich lege mich darneben und sterbe. (Sie rühret jhn an.) GOtt lob die Furcht ist vergebens/ er ist noch warm/ wir hätten bald aus einem süssen Schlaffe den bittern Tod gemacht. Pen. So müssen wir jhn aufwecken. Rah. Er wird mich vor Haß nicht ansehen wol- len. Pen.
Jacobs Fuͤnffter Handlung Funffzehnder Aufftrit. Jacob ſchlaffende/ Rahel, Peninna. Rah. Sie hat mich hieher begleitet/ nun muß ich mich ſchaͤmen/ daß wir nichts gefunden haben. Pen. Iſt doch der Weg noch vor uns. Und weil jhm der Schaͤfer kaum vor einer halben Stunde begegnet iſt/ ſo muͤſte er Fluͤgel haben/ wenn er uns ſo gar nicht ſolte in das Geſichte kommen. Rah. Er hat Fluͤgel; denn der Haß gegen ſeine Liebſte treibet jhn fort: Doch wir haben auch Fluͤgel/ denn meine getreue Liebe folget jhm nach. Pen. Alſo muß die Liebe den Haß uͤberwinden. (Sie ſiehet Jacoben.) Ach Schweſter ich erſchrecke/ iſt diß nicht Jacob? Ach er iſt todt/ er hat ſich aus Verzweifelung ein verborgenes Grab geſuchet. Rah. O wehe/ ich lege mich darneben und ſterbe. (Sie ruͤhret jhn an.) GOtt lob die Furcht iſt vergebens/ er iſt noch warm/ wir haͤtten bald aus einem ſuͤſſen Schlaffe den bittern Tod gemacht. Pen. So muͤſſen wir jhn aufwecken. Rah. Er wird mich vor Haß nicht anſehen wol- len. Pen.
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Pen. Iſt doch der Weg noch vor uns. Und weil
jhm der Schaͤfer kaum vor einer halben Stunde
begegnet iſt/ ſo muͤſte er Fluͤgel haben/ wenn er uns
ſo gar nicht ſolte in das Geſichte kommen.
Rah. Er hat Fluͤgel; denn der Haß gegen
ſeine Liebſte treibet jhn fort: Doch wir haben auch
Fluͤgel/ denn meine getreue Liebe folget jhm nach.
Pen. Alſo muß die Liebe den Haß uͤberwinden.
(Sie ſiehet Jacoben.)
Ach Schweſter ich erſchrecke/ iſt diß nicht Jacob?
Ach er iſt todt/ er hat ſich aus Verzweifelung ein
verborgenes Grab geſuchet.
Rah. O wehe/ ich lege mich darneben und ſterbe.
(Sie ruͤhret jhn an.)
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warm/ wir haͤtten bald aus einem ſuͤſſen Schlaffe
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Pen. So muͤſſen wir jhn aufwecken.
Rah. Er wird mich vor Haß nicht anſehen wol-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/235>, abgerufen am 16.02.2025. |