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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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vor 20. Thaler bezahle/ das hernach ein
ander Hungerleider um kahle andert-
halb Thaler kauffen kan.
Mod. Ob ich die Gänse um Pfingsten es-
se/ oder ob ich um Martini die rechte
Zeit erwarte/ das gibt meinem Appetit
eine schlechte Hinderniß.
Qver. Bruder/ laß mich wieder hinein/ ich
habe noch was vergessen/ das ich dem
Schurcken noch vorwerffen muß.
Mod. Bruder/ es ist kein Mensch mehr da/
spar es doch auff andre Gelegenheit.
Qver. Jch kan nicht/ der Kerle muß noch
heute hören/ was ich vor Raritäten in
Händen habe. Einen Folianten voll
Pasqville, ein Qvart-Buch abgemahlte
Mützen/ Hosen und Schuhe/ die in der
gantzen Welt getragen werden. Und
da ich so viel Mühe auff die frembden
Sachen geleget habe/ soll ich nicht um
den Vorzug mit einer solchen Distel-
Fincke streiten?
Mod. Jch lobe ein Buch/ daraus mir die
Bauern eine Zeile vor 16. Groschen
bezahlen.
Qver. Bruder/ was murmelst du? Jch
sehe
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vor 20. Thaler bezahle/ das hernach ein
ander Hungerleider um kahle andert-
halb Thaler kauffen kan.
Mod. Ob ich die Gaͤnſe um Pfingſten eſ-
ſe/ oder ob ich um Martini die rechte
Zeit erwarte/ das gibt meinem Appetit
eine ſchlechte Hinderniß.
Qver. Bruder/ laß mich wieder hinein/ ich
habe noch was vergeſſen/ das ich dem
Schurcken noch vorwerffen muß.
Mod. Bruder/ es iſt kein Menſch mehr da/
ſpar es doch auff andre Gelegenheit.
Qver. Jch kan nicht/ der Kerle muß noch
heute hoͤren/ was ich vor Raritaͤten in
Haͤnden habe. Einen Folianten voll
Pasqville, ein Qvart-Buch abgemahlte
Muͤtzen/ Hoſen und Schuhe/ die in der
gantzen Welt getragen werden. Und
da ich ſo viel Muͤhe auff die frembden
Sachen geleget habe/ ſoll ich nicht um
den Vorzug mit einer ſolchen Diſtel-
Fincke ſtreiten?
Mod. Jch lobe ein Buch/ daraus mir die
Bauern eine Zeile vor 16. Groſchen
bezahlen.
Qver. Bruder/ was murmelſt du? Jch
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[725/0893] vor 20. Thaler bezahle/ das hernach ein ander Hungerleider um kahle andert- halb Thaler kauffen kan. Mod. Ob ich die Gaͤnſe um Pfingſten eſ- ſe/ oder ob ich um Martini die rechte Zeit erwarte/ das gibt meinem Appetit eine ſchlechte Hinderniß. Qver. Bruder/ laß mich wieder hinein/ ich habe noch was vergeſſen/ das ich dem Schurcken noch vorwerffen muß. Mod. Bruder/ es iſt kein Menſch mehr da/ ſpar es doch auff andre Gelegenheit. Qver. Jch kan nicht/ der Kerle muß noch heute hoͤren/ was ich vor Raritaͤten in Haͤnden habe. Einen Folianten voll Pasqville, ein Qvart-Buch abgemahlte Muͤtzen/ Hoſen und Schuhe/ die in der gantzen Welt getragen werden. Und da ich ſo viel Muͤhe auff die frembden Sachen geleget habe/ ſoll ich nicht um den Vorzug mit einer ſolchen Diſtel- Fincke ſtreiten? Mod. Jch lobe ein Buch/ daraus mir die Bauern eine Zeile vor 16. Groſchen bezahlen. Qver. Bruder/ was murmelſt du? Jch ſehe H h 6

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/893>, abgerufen am 16.06.2024.