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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Sirup. Das ist ein glückseliger Medicus,
dessen Patienten noch geschriebene
Zeugnisse geben können.
Galat. Aber wo der Medicus das Patent
von den Erben kriegt/ so ist der Patient
unglücklich.
AEscul. Aber was habt ihr vor Proben?
Chin. Mein Herr/ in dem grossen Bran-
de sind wir um die meisten Privilegia
kommen/ doch das sprechen alle Leute/
daß meine Sachen bewährt seyn.
Sir. Die Frau trägt ihre Kunst im Kopffe/
auff dem Brieffe wäre alles mit ver-
brannt.
Galat. Wer schlimme Sachen hat/ der
freuet sich/ wenn der Plunder im Bran-
de drauff geht/ so kan es niemand reco-
gnosci
ren/ und die Betrieger bleiben in
geruhiger Possession.
AEscul. Wo habt ihr diese Wissenschafft
erlanget?
Lik. Etwas habe ich von meinen Eltern/
etwas von vielen Reisen/ auch etwas
von mir selber.
Chin. Was ich weiß/ das habe ich meinem
seligen Herrn zu dancken/ der hat deucht
mich
Sirup. Das iſt ein gluͤckſeliger Medicus,
deſſen Patienten noch geſchriebene
Zeugniſſe geben koͤnnen.
Galat. Aber wo der Medicus das Patent
von den Erben kriegt/ ſo iſt der Patient
ungluͤcklich.
Æſcul. Aber was habt ihr vor Proben?
Chin. Mein Herr/ in dem groſſen Bran-
de ſind wir um die meiſten Privilegia
kommen/ doch das ſprechen alle Leute/
daß meine Sachen bewaͤhrt ſeyn.
Sir. Die Frau traͤgt ihre Kunſt im Kopffe/
auff dem Brieffe waͤre alles mit ver-
brannt.
Galat. Wer ſchlimme Sachen hat/ der
freuet ſich/ wenn der Plunder im Bran-
de drauff geht/ ſo kan es niemand reco-
gnoſci
ren/ und die Betrieger bleiben in
geruhiger Poſſeſſion.
Æſcul. Wo habt ihr dieſe Wiſſenſchafft
erlanget?
Lik. Etwas habe ich von meinen Eltern/
etwas von vielen Reiſen/ auch etwas
von mir ſelber.
Chin. Was ich weiß/ das habe ich meinem
ſeligen Herrn zu dancken/ der hat deucht
mich
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[635/0803] Sirup. Das iſt ein gluͤckſeliger Medicus, deſſen Patienten noch geſchriebene Zeugniſſe geben koͤnnen. Galat. Aber wo der Medicus das Patent von den Erben kriegt/ ſo iſt der Patient ungluͤcklich. Æſcul. Aber was habt ihr vor Proben? Chin. Mein Herr/ in dem groſſen Bran- de ſind wir um die meiſten Privilegia kommen/ doch das ſprechen alle Leute/ daß meine Sachen bewaͤhrt ſeyn. Sir. Die Frau traͤgt ihre Kunſt im Kopffe/ auff dem Brieffe waͤre alles mit ver- brannt. Galat. Wer ſchlimme Sachen hat/ der freuet ſich/ wenn der Plunder im Bran- de drauff geht/ ſo kan es niemand reco- gnoſciren/ und die Betrieger bleiben in geruhiger Poſſeſſion. Æſcul. Wo habt ihr dieſe Wiſſenſchafft erlanget? Lik. Etwas habe ich von meinen Eltern/ etwas von vielen Reiſen/ auch etwas von mir ſelber. Chin. Was ich weiß/ das habe ich meinem ſeligen Herrn zu dancken/ der hat deucht mich

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/803>, abgerufen am 22.11.2024.