Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Arn. (fält ihm mit der rechten Hand ins Schwerdt.) Mons. Biron ich bit- te um ihrer Seelen willen/ sie beflecken doch den Ausgang ihres Lebens mit kei- ner ungeschickten Sache: Sie rühren das Schwerdt selber an/ und wollen von dem Besitzer nicht berühret seyn. Bir. (wirfft das Schwerdt hin.) Mag er doch das verfluchte Schwerdt behal- ten. Ha ich sage doch: Da stirbt ein Cavallier, dessen Franckreich nicht wür- dig gewesen ist. Meine Lebens-Zeit hab ich in Kriegs-Travaillen zuge- bracht: Eine Wunde nach der andern ist mir geschlagen worden/ und da ich den Lohn meiner Tapfferkeit und die Ruhe des Lebens geniessen soll; Ach! da ich den süssen Nahmen eines Ehe- Mannes und die angenehme Liebe ei- nes Vaters erfahren soll/ ach so will man mir keinen Tropffen Blut in den Adern gönnen! Arn. Die Reden sind vergebens: Wer an den Himmel dencket/ der hat sich um die Welt nicht weiter zu bekümmern. Bir. Warum soll ich aber nicht an die Welt B b 7
Arn. (faͤlt ihm mit der rechten Hand ins Schwerdt.) Monſ. Biron ich bit- te um ihrer Seelen willen/ ſie beflecken doch den Ausgang ihres Lebens mit kei- ner ungeſchickten Sache: Sie ruͤhren das Schwerdt ſelber an/ und wollen von dem Beſitzer nicht beruͤhret ſeyn. Bir. (wirfft das Schwerdt hin.) Mag er doch das verfluchte Schwerdt behal- ten. Ha ich ſage doch: Da ſtirbt ein Cavallier, deſſen Franckreich nicht wuͤr- dig geweſen iſt. Meine Lebens-Zeit hab ich in Kriegs-Travaillen zuge- bracht: Eine Wunde nach der andern iſt mir geſchlagen worden/ und da ich den Lohn meiner Tapfferkeit und die Ruhe des Lebens genieſſen ſoll; Ach! da ich den ſuͤſſen Nahmen eines Ehe- Mannes und die angenehme Liebe ei- nes Vaters erfahren ſoll/ ach ſo will man mir keinen Tropffen Blut in den Adern goͤnnen! Arn. Die Reden ſind vergebens: Wer an den Himmel dencket/ der hat ſich um die Welt nicht weiter zu bekuͤmmern. Bir. Warum ſoll ich aber nicht an die Welt B b 7
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Arn. (faͤlt ihm mit der rechten Hand
ins Schwerdt.) Monſ. Biron ich bit-
te um ihrer Seelen willen/ ſie beflecken
doch den Ausgang ihres Lebens mit kei-
ner ungeſchickten Sache: Sie ruͤhren
das Schwerdt ſelber an/ und wollen
von dem Beſitzer nicht beruͤhret ſeyn.
Bir. (wirfft das Schwerdt hin.) Mag
er doch das verfluchte Schwerdt behal-
ten. Ha ich ſage doch: Da ſtirbt ein
Cavallier, deſſen Franckreich nicht wuͤr-
dig geweſen iſt. Meine Lebens-Zeit
hab ich in Kriegs-Travaillen zuge-
bracht: Eine Wunde nach der andern
iſt mir geſchlagen worden/ und da ich
den Lohn meiner Tapfferkeit und die
Ruhe des Lebens genieſſen ſoll; Ach!
da ich den ſuͤſſen Nahmen eines Ehe-
Mannes und die angenehme Liebe ei-
nes Vaters erfahren ſoll/ ach ſo will
man mir keinen Tropffen Blut in den
Adern goͤnnen!
Arn. Die Reden ſind vergebens: Wer
an den Himmel dencket/ der hat ſich um
die Welt nicht weiter zu bekuͤmmern.
Bir. Warum ſoll ich aber nicht an die
Welt
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