Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.Fünffter Handlung Erster Auffzug. Henricus der König. Maria dessen Gemahlin. Henr. Biron hat uns im Leben nicht so viel geschadet/ als er uns numehr Verdrieß- ligkeit macht/ da er sterben soll. Mar. Die Vorbitten werden kein Ende haben/ biß die Hoffnung wird mit dem Schwerdte entzwey geschnitten seyn. Henr. Deßwegen haben wir auch alles von uns geschoben: Was dem Parla- mente rechtmäßig scheinen wird/ dassel- be soll von uns beliebet werden. Mar. Wer wolte künfftiger Zeit die schwe- re Last der Regierung auf sich nehmen/ wenn dergleichen Untreu nicht solte ge- straffet werden? Henr. Und wie wolte sich eine so liebreiche Gemahlin der geringsten Vergnügung getrösten können/ wenn die Untreu durch kein schreckliches Exempel beloh- net würde? Mar. Ach eine Gemahlin würde die Furcht noch
Fuͤnffter Handlung Erſter Auffzug. Henricus der Koͤnig. Maria deſſen Gemahlin. Henr. Biron hat uns im Leben nicht ſo viel geſchadet/ als er uns numehr Verdrieß- ligkeit macht/ da er ſterben ſoll. Mar. Die Vorbitten werden kein Ende haben/ biß die Hoffnung wird mit dem Schwerdte entzwey geſchnitten ſeyn. Henr. Deßwegen haben wir auch alles von uns geſchoben: Was dem Parla- mente rechtmaͤßig ſcheinen wird/ daſſel- be ſoll von uns beliebet werden. Mar. Wer wolte kuͤnfftiger Zeit die ſchwe- re Laſt der Regierung auf ſich nehmen/ wenn dergleichen Untreu nicht ſolte ge- ſtraffet werden? Henr. Und wie wolte ſich eine ſo liebreiche Gemahlin der geringſten Vergnuͤgung getroͤſten koͤnnen/ wenn die Untreu durch kein ſchreckliches Exempel beloh- net wuͤrde? Mar. Ach eine Gemahlin wuͤrde die Furcht noch
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Fuͤnffter Handlung
Erſter Auffzug.
Henricus der Koͤnig.
Maria deſſen Gemahlin.
Henr. Biron hat uns im Leben nicht ſo viel
geſchadet/ als er uns numehr Verdrieß-
ligkeit macht/ da er ſterben ſoll.
Mar. Die Vorbitten werden kein Ende
haben/ biß die Hoffnung wird mit dem
Schwerdte entzwey geſchnitten ſeyn.
Henr. Deßwegen haben wir auch alles
von uns geſchoben: Was dem Parla-
mente rechtmaͤßig ſcheinen wird/ daſſel-
be ſoll von uns beliebet werden.
Mar. Wer wolte kuͤnfftiger Zeit die ſchwe-
re Laſt der Regierung auf ſich nehmen/
wenn dergleichen Untreu nicht ſolte ge-
ſtraffet werden?
Henr. Und wie wolte ſich eine ſo liebreiche
Gemahlin der geringſten Vergnuͤgung
getroͤſten koͤnnen/ wenn die Untreu
durch kein ſchreckliches Exempel beloh-
net wuͤrde?
Mar. Ach eine Gemahlin wuͤrde die Furcht
noch
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