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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Fer. Den besten Lohn will ich haben.
(Gehet ab.)
Pier. Und der schlimste soll an mich nicht
kommen.
(Geht ab.)
Bir. Ach du ungerechtes Glücke/ solt du
mir etwas prophezeyen lassen/ daß ich
vor meinen Kopff Sorge tragen soll!
Jch bin so weit kommen/ daß andere
Personen sich glückselig achten/ wenn
sie den Kopff vor mir behalten können.
Und/ wo soll ein Burgundier so kühne
seyn/ nur das Schwerdt auff mich zu
wetzen/ geschweige daß er seinen ohn-
mächtigen Arm wider mich ausstrecken
wolte? Der Kerl muß ein Ertzlügner
seyn/ und es soll mich nicht gereuen/ daß
er zu einer gerechten Straffe gezogen
wird. Ha/ es hat sich der Mühe nicht
verlohnet/ daß die vergangene Nacht
so schlaffloß hat vergehen müssen/ und
daß ich mich eben bey guter Tages-Zeit
durch den Schlaff soll überwinden las-
sen. Es sey also: Grosse Helden
müssen sich auch der Ruhe gebrauchen.
Erster
Fer. Den beſten Lohn will ich haben.
(Gehet ab.)
Pier. Und der ſchlimſte ſoll an mich nicht
kommen.
(Geht ab.)
Bir. Ach du ungerechtes Gluͤcke/ ſolt du
mir etwas prophezeyen laſſen/ daß ich
vor meinen Kopff Sorge tragen ſoll!
Jch bin ſo weit kommen/ daß andere
Perſonen ſich gluͤckſelig achten/ wenn
ſie den Kopff vor mir behalten koͤnnen.
Und/ wo ſoll ein Burgundier ſo kuͤhne
ſeyn/ nur das Schwerdt auff mich zu
wetzen/ geſchweige daß er ſeinen ohn-
maͤchtigen Arm wider mich ausſtrecken
wolte? Der Kerl muß ein Ertzluͤgner
ſeyn/ und es ſoll mich nicht gereuen/ daß
er zu einer gerechten Straffe gezogen
wird. Ha/ es hat ſich der Muͤhe nicht
verlohnet/ daß die vergangene Nacht
ſo ſchlaffloß hat vergehen muͤſſen/ und
daß ich mich eben bey guter Tages-Zeit
durch den Schlaff ſoll uͤberwinden laſ-
ſen. Es ſey alſo: Groſſe Helden
muͤſſen ſich auch der Ruhe gebrauchen.
Erſter
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[312/0478] Fer. Den beſten Lohn will ich haben. (Gehet ab.) Pier. Und der ſchlimſte ſoll an mich nicht kommen. (Geht ab.) Bir. Ach du ungerechtes Gluͤcke/ ſolt du mir etwas prophezeyen laſſen/ daß ich vor meinen Kopff Sorge tragen ſoll! Jch bin ſo weit kommen/ daß andere Perſonen ſich gluͤckſelig achten/ wenn ſie den Kopff vor mir behalten koͤnnen. Und/ wo ſoll ein Burgundier ſo kuͤhne ſeyn/ nur das Schwerdt auff mich zu wetzen/ geſchweige daß er ſeinen ohn- maͤchtigen Arm wider mich ausſtrecken wolte? Der Kerl muß ein Ertzluͤgner ſeyn/ und es ſoll mich nicht gereuen/ daß er zu einer gerechten Straffe gezogen wird. Ha/ es hat ſich der Muͤhe nicht verlohnet/ daß die vergangene Nacht ſo ſchlaffloß hat vergehen muͤſſen/ und daß ich mich eben bey guter Tages-Zeit durch den Schlaff ſoll uͤberwinden laſ- ſen. Es ſey alſo: Groſſe Helden muͤſſen ſich auch der Ruhe gebrauchen. Erſter

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/478>, abgerufen am 24.08.2024.