Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
Segen und den Lohn darzu/ den er ver- dienet hat. Hilk Jhr beyden Zeugen kommet herzu/ leget die Hände auff des beschuldigten Haupt/ und sprecht mir die Worte or- dentlich nach. Res. (Zeucht Kora auff die Seite/ und sagt heimlich zu ihm:) Das habe ich nicht gewust/ daß man über der leicht- fertigen Sache seine Seele verschwe- ren soll. Kor. Ach du Narr/ lege nur das Eyd ab/ unsere Baals-Pfaffen haben die Ge- walt Sünde zu vergeben/ sie werden uns schon ein gutes Hertz zusprechen. Hilk. Jhr Zeugen/ was verziehet ihr? Kor. Der gute Mensch machet sich ein Ge- wissen/ daß er mit seinem Zeugen dieses Mannes Tod befördern soll. Hilk. Der Tod eines schuldigen Mannes ist bey Gott so angenehm/ als ein Opf- fer. Tretet herzu/ und verrichtet/ was euch befohlen ist. (Sie treten hey- zu/ und legen die Hände auff den Kopff.) Kor. Und hiermit will ich mein Zeugniß be- kräfftigen. Hilk.
Segen und den Lohn darzu/ den er ver- dienet hat. Hilk Jhr beyden Zeugen kommet herzu/ leget die Haͤnde auff des beſchuldigten Haupt/ und ſprecht mir die Worte or- dentlich nach. Reſ. (Zeucht Kora auff die Seite/ und ſagt heimlich zu ihm:) Das habe ich nicht gewuſt/ daß man uͤber der leicht- fertigen Sache ſeine Seele verſchwe- ren ſoll. Kor. Ach du Narr/ lege nur das Eyd ab/ unſere Baals-Pfaffen haben die Ge- walt Suͤnde zu vergeben/ ſie werden uns ſchon ein gutes Hertz zuſprechen. Hilk. Jhr Zeugen/ was verziehet ihr? Kor. Der gute Menſch machet ſich ein Ge- wiſſen/ daß er mit ſeinem Zeugen dieſes Mannes Tod befoͤrdern ſoll. Hilk. Der Tod eines ſchuldigen Mannes iſt bey Gott ſo angenehm/ als ein Opf- fer. Tretet herzu/ und verrichtet/ was euch befohlen iſt. (Sie treten hey- zu/ und legen die Haͤnde auff den Kopff.) Kor. Und hiermit will ich mein Zeugniß be- kraͤfftigen. Hilk.
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Segen und den Lohn darzu/ den er ver-
dienet hat.
Hilk Jhr beyden Zeugen kommet herzu/
leget die Haͤnde auff des beſchuldigten
Haupt/ und ſprecht mir die Worte or-
dentlich nach.
Reſ. (Zeucht Kora auff die Seite/ und
ſagt heimlich zu ihm:) Das habe ich
nicht gewuſt/ daß man uͤber der leicht-
fertigen Sache ſeine Seele verſchwe-
ren ſoll.
Kor. Ach du Narr/ lege nur das Eyd ab/
unſere Baals-Pfaffen haben die Ge-
walt Suͤnde zu vergeben/ ſie werden
uns ſchon ein gutes Hertz zuſprechen.
Hilk. Jhr Zeugen/ was verziehet ihr?
Kor. Der gute Menſch machet ſich ein Ge-
wiſſen/ daß er mit ſeinem Zeugen dieſes
Mannes Tod befoͤrdern ſoll.
Hilk. Der Tod eines ſchuldigen Mannes
iſt bey Gott ſo angenehm/ als ein Opf-
fer. Tretet herzu/ und verrichtet/ was
euch befohlen iſt. (Sie treten hey-
zu/ und legen die Haͤnde auff den
Kopff.)
Kor. Und hiermit will ich mein Zeugniß be-
kraͤfftigen.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/308>, abgerufen am 25.06.2024. |