Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Hos. Gnädigste Königin/ was schaffen
Eu. Majestät?
Jsab. Das ist unser Befehl/ du solt wegge-
hen.
Hos. Und das ist meine Schuldigkeit/ ich
soll da bleiben.
Jsab. Du solst von dieser Schuldigkeit
absolviret seyn.
Hos. Die Absolution machet mir ein
böse Gewissen.
Abd. Siehe da/ ich habe nicht gewust/ wer
zu Hoffe das Gewissen in Verwahrung
hat: Jst die hochgelobte Sache unter
diese Kappe gekrochen?
Hos. Gnädiger Herr/ ich kan nicht davor
daß ihr euer Gewissen in der Wechsel-
banck zu Zidon versetzet habt: Wäre
ich auch ein grosser Hans euers gleichen/
so wolte ich mit meinem guten Gewis-
sen auch nicht so viel Pralens machen.
Abd. Mich dünckt aber/ der hat das beste
Gewissen/ der seinem Gehorsam nach-
gehet.
Hos. Nehme ich meinen Gehorsam nicht
in acht/ wenn ich der Königin eine gute
Zeitung bringe?

Abd.
A 7
Hoſ. Gnaͤdigſte Koͤnigin/ was ſchaffen
Eu. Majeſtaͤt?
Jſab. Das iſt unſer Befehl/ du ſolt wegge-
hen.
Hoſ. Und das iſt meine Schuldigkeit/ ich
ſoll da bleiben.
Jſab. Du ſolſt von dieſer Schuldigkeit
abſolviret ſeyn.
Hoſ. Die Abſolution machet mir ein
boͤſe Gewiſſen.
Abd. Siehe da/ ich habe nicht gewuſt/ wer
zu Hoffe das Gewiſſen in Verwahrung
hat: Jſt die hochgelobte Sache unter
dieſe Kappe gekrochen?
Hoſ. Gnaͤdiger Herr/ ich kan nicht davor
daß ihr euer Gewiſſen in der Wechſel-
banck zu Zidon verſetzet habt: Waͤre
ich auch ein gꝛoſſer Hans euers gleichen/
ſo wolte ich mit meinem guten Gewiſ-
ſen auch nicht ſo viel Pralens machen.
Abd. Mich duͤnckt aber/ der hat das beſte
Gewiſſen/ der ſeinem Gehorſam nach-
gehet.
Hoſ. Nehme ich meinen Gehorſam nicht
in acht/ wenn ich der Koͤnigin eine gute
Zeitung bringe?

Abd.
A 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0177" n="13"/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Gna&#x0364;dig&#x017F;te Ko&#x0364;nigin/ was &#x017F;chaffen<lb/>
Eu. Maje&#x017F;ta&#x0364;t?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>Das i&#x017F;t un&#x017F;er Befehl/ du &#x017F;olt wegge-<lb/>
hen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Und das i&#x017F;t meine Schuldigkeit/ ich<lb/>
&#x017F;oll da bleiben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>Du &#x017F;ol&#x017F;t von die&#x017F;er Schuldigkeit<lb/><hi rendition="#aq">ab&#x017F;olvi</hi>ret &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;olution</hi> machet mir ein<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Gewi&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABD">
            <speaker>Abd.</speaker>
            <p>Siehe da/ ich habe nicht gewu&#x017F;t/ wer<lb/>
zu Hoffe das Gewi&#x017F;&#x017F;en in Verwahrung<lb/>
hat: J&#x017F;t die hochgelobte Sache unter<lb/>
die&#x017F;e Kappe gekrochen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Gna&#x0364;diger Herr/ ich kan nicht davor<lb/>
daß ihr euer Gewi&#x017F;&#x017F;en in der Wech&#x017F;el-<lb/>
banck zu Zidon ver&#x017F;etzet habt: Wa&#x0364;re<lb/>
ich auch ein g&#xA75B;o&#x017F;&#x017F;er Hans euers gleichen/<lb/>
&#x017F;o wolte ich mit meinem guten Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en auch nicht &#x017F;o viel Pralens machen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABD">
            <speaker>Abd.</speaker>
            <p>Mich du&#x0364;nckt aber/ der hat das be&#x017F;te<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en/ der &#x017F;einem Gehor&#x017F;am nach-<lb/>
gehet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Nehme ich meinen Gehor&#x017F;am nicht<lb/>
in acht/ wenn ich der Ko&#x0364;nigin eine gute<lb/>
Zeitung bringe?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A 7</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Abd.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0177] Hoſ. Gnaͤdigſte Koͤnigin/ was ſchaffen Eu. Majeſtaͤt? Jſab. Das iſt unſer Befehl/ du ſolt wegge- hen. Hoſ. Und das iſt meine Schuldigkeit/ ich ſoll da bleiben. Jſab. Du ſolſt von dieſer Schuldigkeit abſolviret ſeyn. Hoſ. Die Abſolution machet mir ein boͤſe Gewiſſen. Abd. Siehe da/ ich habe nicht gewuſt/ wer zu Hoffe das Gewiſſen in Verwahrung hat: Jſt die hochgelobte Sache unter dieſe Kappe gekrochen? Hoſ. Gnaͤdiger Herr/ ich kan nicht davor daß ihr euer Gewiſſen in der Wechſel- banck zu Zidon verſetzet habt: Waͤre ich auch ein gꝛoſſer Hans euers gleichen/ ſo wolte ich mit meinem guten Gewiſ- ſen auch nicht ſo viel Pralens machen. Abd. Mich duͤnckt aber/ der hat das beſte Gewiſſen/ der ſeinem Gehorſam nach- gehet. Hoſ. Nehme ich meinen Gehorſam nicht in acht/ wenn ich der Koͤnigin eine gute Zeitung bringe? Abd. A 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/177
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/177>, abgerufen am 23.05.2024.