Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
seyn sollen. Er komme mit in mein
Bilder-Cabinet/ ich will ihm Stücke
weisen/ die er in Europa nicht sehen sol/
von dem Albrecht Dürer/ von dem Lu-
cas Cranach/ von dem Herrn Titian,
ja ich wolte ihm noch eine Rarität wei-
sen/ von dem Apelles, wenn ich sie nicht
vor kurtzer Zeit an einen grossen König
um 20000. Cronen verkaufft hätte.
Min. Ein eben Thun mit Narrenpossen.
Johann Ballhorn ist auch kein Narr
gewesen/ und zu der Zeit/ da Hans
Sachse seine Figuren hat lassen illumi-
ni
ren/ da seyn ihm die Stücke mit har-
ten Reichsthalern bezahlet worden.
Jtzund heissen es 1000. Cronen/ und
seyn doch wol abgesetzte Gülden-Stü-
cke. Jch gestehe es/ ich bin ein Brief-
Mahler/ und zur Noth wolte ich wol ei-
ne saure Gurcke so schön ab copireu/
daß man sie vor einer grünen gar wol
erkennen solte. Aber deßwegen hab
ich gleichwol was in meinem Laden/ das
ich einem redlichen Manne weisen kan.
Urb. Ach schweig/ meine Jungen steuben
mehr
ſeyn ſollen. Er komme mit in mein
Bilder-Cabinet/ ich will ihm Stuͤcke
weiſen/ die er in Europa nicht ſehen ſol/
von dem Albrecht Duͤrer/ von dem Lu-
cas Cranach/ von dem Herrn Titian,
ja ich wolte ihm noch eine Raritaͤt wei-
ſen/ von dem Apelles, wenn ich ſie nicht
vor kurtzer Zeit an einen groſſen Koͤnig
um 20000. Cronen verkaufft haͤtte.
Min. Ein eben Thun mit Narrenpoſſen.
Johann Ballhorn iſt auch kein Narr
geweſen/ und zu der Zeit/ da Hans
Sachſe ſeine Figuren hat laſſen illumi-
ni
ren/ da ſeyn ihm die Stuͤcke mit har-
ten Reichsthalern bezahlet worden.
Jtzund heiſſen es 1000. Cronen/ und
ſeyn doch wol abgeſetzte Guͤlden-Stuͤ-
cke. Jch geſtehe es/ ich bin ein Brief-
Mahler/ und zur Noth wolte ich wol ei-
ne ſaure Gurcke ſo ſchoͤn ab copireu/
daß man ſie vor einer gruͤnen gar wol
erkennen ſolte. Aber deßwegen hab
ich gleichwol was in meinem Laden/ das
ich einem redlichen Manne weiſen kan.
Urb. Ach ſchweig/ meine Jungen ſteuben
mehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#URB">
            <p><pb facs="#f1006" n="838"/>
&#x017F;eyn &#x017F;ollen. Er komme mit in mein<lb/>
Bilder-Cabinet/ ich will ihm Stu&#x0364;cke<lb/>
wei&#x017F;en/ die er in Europa nicht &#x017F;ehen &#x017F;ol/<lb/>
von dem Albrecht Du&#x0364;rer/ von dem Lu-<lb/>
cas Cranach/ von dem Herrn <hi rendition="#aq">Titian,</hi><lb/>
ja ich wolte ihm noch eine Rarita&#x0364;t wei-<lb/>
&#x017F;en/ von dem <hi rendition="#aq">Apelles,</hi> wenn ich &#x017F;ie nicht<lb/>
vor kurtzer Zeit an einen gro&#x017F;&#x017F;en Ko&#x0364;nig<lb/>
um 20000. Cronen verkaufft ha&#x0364;tte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker>Min.</speaker>
            <p>Ein eben Thun mit Narrenpo&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Johann Ballhorn i&#x017F;t auch kein Narr<lb/>
gewe&#x017F;en/ und zu der Zeit/ da Hans<lb/>
Sach&#x017F;e &#x017F;eine Figuren hat la&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">illumi-<lb/>
ni</hi>ren/ da &#x017F;eyn ihm die Stu&#x0364;cke mit har-<lb/>
ten Reichsthalern bezahlet worden.<lb/>
Jtzund hei&#x017F;&#x017F;en es 1000. Cronen/ und<lb/>
&#x017F;eyn doch wol abge&#x017F;etzte Gu&#x0364;lden-Stu&#x0364;-<lb/>
cke. Jch ge&#x017F;tehe es/ ich bin ein Brief-<lb/>
Mahler/ und zur Noth wolte ich wol ei-<lb/>
ne &#x017F;aure Gurcke &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n ab <hi rendition="#aq">copi</hi>reu/<lb/>
daß man &#x017F;ie vor einer gru&#x0364;nen gar wol<lb/>
erkennen &#x017F;olte. Aber deßwegen hab<lb/>
ich gleichwol was in meinem Laden/ das<lb/>
ich einem redlichen Manne wei&#x017F;en kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#URB">
            <speaker>Urb.</speaker>
            <p>Ach &#x017F;chweig/ meine Jungen &#x017F;teuben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[838/1006] ſeyn ſollen. Er komme mit in mein Bilder-Cabinet/ ich will ihm Stuͤcke weiſen/ die er in Europa nicht ſehen ſol/ von dem Albrecht Duͤrer/ von dem Lu- cas Cranach/ von dem Herrn Titian, ja ich wolte ihm noch eine Raritaͤt wei- ſen/ von dem Apelles, wenn ich ſie nicht vor kurtzer Zeit an einen groſſen Koͤnig um 20000. Cronen verkaufft haͤtte. Min. Ein eben Thun mit Narrenpoſſen. Johann Ballhorn iſt auch kein Narr geweſen/ und zu der Zeit/ da Hans Sachſe ſeine Figuren hat laſſen illumi- niren/ da ſeyn ihm die Stuͤcke mit har- ten Reichsthalern bezahlet worden. Jtzund heiſſen es 1000. Cronen/ und ſeyn doch wol abgeſetzte Guͤlden-Stuͤ- cke. Jch geſtehe es/ ich bin ein Brief- Mahler/ und zur Noth wolte ich wol ei- ne ſaure Gurcke ſo ſchoͤn ab copireu/ daß man ſie vor einer gruͤnen gar wol erkennen ſolte. Aber deßwegen hab ich gleichwol was in meinem Laden/ das ich einem redlichen Manne weiſen kan. Urb. Ach ſchweig/ meine Jungen ſteuben mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1006
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1006>, abgerufen am 15.06.2024.