Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bäurische
Ciac. Was klingelt jhr?
Quon. Hr. Geld oder Brodt.
Ciac. Mir fehlt beydes. Aber wem wirds ge-
samlet?
Quon. Den armen Leuten/ und etlichen bedienten.
Ciac. Was vor Bedienten?
Quon. Die armen Leute kriegen das Brod/ und
von dem Gelde hat die Hebamme/ der Thorwärter
und der Stundenruffer seine Besoldung.
Ciac. Da habt jhr doch was in die Büchse/ aber
klingelt mir auch eins zu Ehren.

Quoniam klingelt.
Quon. Herr/ das geschah jhm zu Ehren.
Ciac. Die Ehre gibt mir schlechten Trost in mei-
nen Elende.
Quon. Was hat der Hr. vor Elend?
Ciac. Jhr könt mir doch nicht helffen.
Quon. Manchmal können auch gemeine Leute was
gutes rathen. Last mich nur eure Anliegen wissen?
Denn ob ich gleich jetzt ein Klingelman bin/ so bin
ich auff den Schuhbäncken auch Thürknecht/ und
wenn ich bißweilen auskehre/ so steubt mir manche
Weißheit in Haiß/ die unsere Herren verzettelt haben.
Ciac. Jch hatte von dem Hrn Landschöppen/ in-
gleichen von dem Hrn Consulenten gewisse vertrö-
stung/ das ich solte Pickelhering werden: Aber nun
gehet mir alles zurücke/ daß ich vor Hertzeleyd nicht
weiß/ was ich anfangen sol.
Quon. Die lieben Hrn machen es also. Wer ein
Narr ist und sperrt das Maul auff/ der muß sich ein
Säfftgen nach den andern lassen einstreichen/ biß
er
Der Baͤuriſche
Ciac. Was klingelt jhr?
Quon. Hr. Geld oder Brodt.
Ciac. Mir fehlt beydes. Aber wem wirds ge-
ſamlet?
Quon. Den armen Leuten/ und etlichen bedienten.
Ciac. Was vor Bedienten?
Quon. Die armen Leute kriegen das Brod/ und
von dem Gelde hat die Hebamme/ der Thorwaͤrter
und der Stundenruffer ſeine Beſoldung.
Ciac. Da habt jhr doch was in die Buͤchſe/ aber
klingelt mir auch eins zu Ehren.

Quoniam klingelt.
Quon. Herr/ das geſchah jhm zu Ehren.
Ciac. Die Ehre gibt mir ſchlechten Troſt in mei-
nen Elende.
Quon. Was hat der Hr. vor Elend?
Ciac. Jhr koͤnt mir doch nicht helffen.
Quon. Manchmal koͤnnen auch gemeine Leute was
gutes rathen. Laſt mich nur eure Anliegen wiſſen?
Denn ob ich gleich jetzt ein Klingelman bin/ ſo bin
ich auff den Schuhbaͤncken auch Thuͤrknecht/ und
wenn ıch bißweilen auskehre/ ſo ſteubt mir manche
Weißheit in Haiß/ die unſere Herren verzettelt habẽ.
Ciac. Jch hatte von dem Hrn Landſchoͤppen/ in-
gleichen von dem Hrn Conſulenten gewiſſe vertroͤ-
ſtung/ das ich ſolte Pickelhering werden: Aber nun
gehet mir alles zuruͤcke/ daß ich vor Hertzeleyd nicht
weiß/ was ich anfangen ſol.
Quon. Die lieben Hrn machen es alſo. Wer ein
Narꝛ iſt und ſperꝛt das Maul auff/ der muß ſich ein
Saͤfftgen nach den andern laſſen einſtreichen/ biß
er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0086" n="74"/>
        <fw place="top" type="header">Der Ba&#x0364;uri&#x017F;che</fw><lb/>
        <sp who="#CIA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ciac.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Was klingelt jhr?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#QUA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Quon.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Hr. Geld oder Brodt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ciac.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Mir fehlt beydes. Aber wem wirds ge-<lb/>
&#x017F;amlet?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#QUA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Quon.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Den armen Leuten/ und etlichen bedienten.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ciac.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Was vor Bedienten?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#QUA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Quon.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Die armen Leute kriegen das Brod/ und<lb/>
von dem Gelde hat die Hebamme/ der Thorwa&#x0364;rter<lb/>
und der Stundenruffer &#x017F;eine Be&#x017F;oldung.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ciac.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Da habt jhr doch was in die Bu&#x0364;ch&#x017F;e/ aber<lb/>
klingelt mir auch eins zu Ehren.</p><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Quoniam</hi> klingelt.</hi> </stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#QUA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Quon.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Herr/ das ge&#x017F;chah jhm zu Ehren.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ciac.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Die Ehre gibt mir &#x017F;chlechten Tro&#x017F;t in mei-<lb/>
nen Elende.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#QUA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Quon.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Was hat der Hr. vor Elend?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ciac.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jhr ko&#x0364;nt mir doch nicht helffen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#QUA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Quon.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Manchmal ko&#x0364;nnen auch gemeine Leute was<lb/>
gutes rathen. La&#x017F;t mich nur eure Anliegen wi&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Denn ob ich gleich jetzt ein Klingelman bin/ &#x017F;o bin<lb/>
ich auff den Schuhba&#x0364;ncken auch Thu&#x0364;rknecht/ und<lb/>
wenn &#x0131;ch bißweilen auskehre/ &#x017F;o &#x017F;teubt mir manche<lb/>
Weißheit in Haiß/ die un&#x017F;ere Herren verzettelt habe&#x0303;.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CIA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ciac.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch hatte von dem Hrn Land&#x017F;cho&#x0364;ppen/ in-<lb/>
gleichen von dem Hrn <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ulenten</hi> gewi&#x017F;&#x017F;e vertro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tung/ das ich &#x017F;olte Pickelhering werden: Aber nun<lb/>
gehet mir alles zuru&#x0364;cke/ daß ich vor Hertzeleyd nicht<lb/>
weiß/ was ich anfangen &#x017F;ol.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#QUA">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Quon.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Die lieben Hrn machen es al&#x017F;o. Wer ein<lb/>
Nar&#xA75B; i&#x017F;t und &#x017F;per&#xA75B;t das Maul auff/ der muß &#x017F;ich ein<lb/>
Sa&#x0364;fftgen nach den andern la&#x017F;&#x017F;en ein&#x017F;treichen/ biß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0086] Der Baͤuriſche Ciac. Was klingelt jhr? Quon. Hr. Geld oder Brodt. Ciac. Mir fehlt beydes. Aber wem wirds ge- ſamlet? Quon. Den armen Leuten/ und etlichen bedienten. Ciac. Was vor Bedienten? Quon. Die armen Leute kriegen das Brod/ und von dem Gelde hat die Hebamme/ der Thorwaͤrter und der Stundenruffer ſeine Beſoldung. Ciac. Da habt jhr doch was in die Buͤchſe/ aber klingelt mir auch eins zu Ehren. Quoniam klingelt. Quon. Herr/ das geſchah jhm zu Ehren. Ciac. Die Ehre gibt mir ſchlechten Troſt in mei- nen Elende. Quon. Was hat der Hr. vor Elend? Ciac. Jhr koͤnt mir doch nicht helffen. Quon. Manchmal koͤnnen auch gemeine Leute was gutes rathen. Laſt mich nur eure Anliegen wiſſen? Denn ob ich gleich jetzt ein Klingelman bin/ ſo bin ich auff den Schuhbaͤncken auch Thuͤrknecht/ und wenn ıch bißweilen auskehre/ ſo ſteubt mir manche Weißheit in Haiß/ die unſere Herren verzettelt habẽ. Ciac. Jch hatte von dem Hrn Landſchoͤppen/ in- gleichen von dem Hrn Conſulenten gewiſſe vertroͤ- ſtung/ das ich ſolte Pickelhering werden: Aber nun gehet mir alles zuruͤcke/ daß ich vor Hertzeleyd nicht weiß/ was ich anfangen ſol. Quon. Die lieben Hrn machen es alſo. Wer ein Narꝛ iſt und ſperꝛt das Maul auff/ der muß ſich ein Saͤfftgen nach den andern laſſen einſtreichen/ biß er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der vorliegenden Ausgabe wurde die originale … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/86
Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/86>, abgerufen am 21.11.2024.