Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
MACHIAVELLUS.
ehrlicher Mann offt betrogen/ wenn der Wetterhahn
auff die kalte Seite weist/ so geht der Wind aus ei-
nen warmen Loche. Allein die Wetterhähne sind hier
meistentheils von Bleche/ es wurde wenig davon ab-
zuschaben seyn.
Exc. Wir bedürffen einen guten Kerlen/ der des
Sommers die Untergerichte im Korne exercirte: aber
ich weiß auch nicht wo die Besoldung solte herkommen.
Vad. Wir müssen einen Stempel auf die Bier-
zapfen drücken/ und 6. gr. davon fodern/ bey Straffe/
daß ein gantzes Faß solte verfallen seyn/ welches der-
gleichen Zapfen nicht hätte.
Ext. Es wäre gut/ wenn ein Inspector über die
Stadtmauer gesetzt wurde/ der oben die Käfer und
unten die Gänse wegjagete: Denn wo dergleichen
Ungeziefer überhand nimt/ so geht unser Fortification
zu Grunde: aber der punctus wegen der Besoldung
würde gar schwerlich zu heben seyn: Es wäre denn
Sache/ daß die Gänse dem Hrn Einseher als ein
Accidens gegönnet würden.
Int. Jch bedürffte in meinem Amte einen treuen
Gehülffen/ der mir die unterschiednen Sorten von
G[e]lde in gewisse Fächer abzehlte/ daß mir darnach die
Rechnung nicht zu sauer würde/ und könte man et-
wan 18. Pf. von 100. vor die Müh Besoldung geben.
Adj. Es wäre einmahl Zeit/ daß wir unser Rath-
hauß wiederbaueten/ und da wäre ein guter Bau-
meister von nöthen/ der artige Sprüchlichen an die
Wände schreiben liesse.
Nesc. Es kömt vielleicht dem Hrn Consulenten
oder auch dem Hrn Pickelhering zu: aber das wäre
ei-
MACHIAVELLUS.
ehrlicher Mann offt betrogen/ wenn der Wetterhahn
auff die kalte Seite weiſt/ ſo geht der Wind aus ei-
nen warmen Loche. Allein die Wetterhaͤhne ſind hier
meiſtentheils von Bleche/ es wurde wenig davon ab-
zuſchaben ſeyn.
Exc. Wir beduͤrffen einen guten Kerlen/ der des
Sommers die Untergerichte im Korne exercirte: aber
ich weiß auch nicht wo die Beſoldung ſolte herkom̃en.
Vad. Wir muͤſſen einen Stempel auf die Bier-
zapfen druͤcken/ und 6. gr. davon fodern/ bey Straffe/
daß ein gantzes Faß ſolte verfallen ſeyn/ welches der-
gleichen Zapfen nicht haͤtte.
Ext. Es waͤre gut/ wenn ein Inſpector uͤber die
Stadtmauer geſetzt wurde/ der oben die Kaͤfer und
unten die Gaͤnſe wegjagete: Denn wo dergleichen
Ungeziefer uͤberhand nimt/ ſo geht unſer Fortification
zu Grunde: aber der punctus wegen der Beſoldung
wuͤrde gar ſchwerlich zu heben ſeyn: Es waͤre denn
Sache/ daß die Gaͤnſe dem Hrn Einſeher als ein
Accidens gegoͤnnet wuͤrden.
Int. Jch beduͤrffte in meinem Amte einen treuen
Gehuͤlffen/ der mir die unterſchiednen Sorten von
G[e]lde in gewiſſe Faͤcher abzehlte/ daß mir darnach die
Rechnung nicht zu ſauer wuͤrde/ und koͤnte man et-
wan 18. Pf. von 100. vor die Muͤh Beſoldung geben.
Adj. Es waͤre einmahl Zeit/ daß wir unſer Rath-
hauß wiederbaueten/ und da waͤre ein guter Bau-
meiſter von noͤthen/ der artige Spruͤchlichen an die
Waͤnde ſchreiben lieſſe.
Neſc. Es koͤmt vielleicht dem Hrn Conſulenten
oder auch dem Hrn Pickelhering zu: aber das waͤre
ei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#DUR">
          <p><pb facs="#f0123" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MACHIAVELLUS</hi>.</hi></fw><lb/>
ehrlicher Mann offt betrogen/ wenn der Wetterhahn<lb/>
auff die kalte Seite wei&#x017F;t/ &#x017F;o geht der Wind aus ei-<lb/>
nen warmen Loche. Allein die Wetterha&#x0364;hne &#x017F;ind hier<lb/>
mei&#x017F;tentheils von Bleche/ es wurde wenig davon ab-<lb/>
zu&#x017F;chaben &#x017F;eyn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EXC">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Exc.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Wir bedu&#x0364;rffen einen guten Kerlen/ der des<lb/>
Sommers die Untergerichte im Korne <hi rendition="#aq">exercir</hi>te: aber<lb/>
ich weiß auch nicht wo die Be&#x017F;oldung &#x017F;olte herkom&#x0303;en.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#VAD">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Vad.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en einen Stempel auf die Bier-<lb/>
zapfen dru&#x0364;cken/ und 6. gr. davon fodern/ bey Straffe/<lb/>
daß ein gantzes Faß &#x017F;olte verfallen &#x017F;eyn/ welches der-<lb/>
gleichen Zapfen nicht ha&#x0364;tte.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EXT">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ext.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Es wa&#x0364;re gut/ wenn ein <hi rendition="#aq">In&#x017F;pector</hi> u&#x0364;ber die<lb/>
Stadtmauer ge&#x017F;etzt wurde/ der oben die Ka&#x0364;fer und<lb/>
unten die Ga&#x0364;n&#x017F;e wegjagete: Denn wo dergleichen<lb/>
Ungeziefer u&#x0364;berhand nimt/ &#x017F;o geht un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Fortification</hi><lb/>
zu Grunde: aber der <hi rendition="#aq">punctus</hi> wegen der Be&#x017F;oldung<lb/>
wu&#x0364;rde gar &#x017F;chwerlich zu heben &#x017F;eyn: Es wa&#x0364;re denn<lb/>
Sache/ daß die Ga&#x0364;n&#x017F;e dem Hrn Ein&#x017F;eher als ein<lb/><hi rendition="#aq">Accidens</hi> gego&#x0364;nnet wu&#x0364;rden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#INT">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Int.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch bedu&#x0364;rffte in meinem Amte einen treuen<lb/>
Gehu&#x0364;lffen/ der mir die unter&#x017F;chiednen Sorten von<lb/>
G<supplied>e</supplied>lde in gewi&#x017F;&#x017F;e Fa&#x0364;cher abzehlte/ daß mir darnach die<lb/>
Rechnung nicht zu &#x017F;auer wu&#x0364;rde/ und ko&#x0364;nte man et-<lb/>
wan 18. Pf. von 100. vor die Mu&#x0364;h Be&#x017F;oldung geben.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADJ">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Adj.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Es wa&#x0364;re einmahl Zeit/ daß wir un&#x017F;er Rath-<lb/>
hauß wiederbaueten/ und da wa&#x0364;re ein guter Bau-<lb/>
mei&#x017F;ter von no&#x0364;then/ der artige Spru&#x0364;chlichen an die<lb/>
Wa&#x0364;nde &#x017F;chreiben lie&#x017F;&#x017F;e.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#NES">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ne&#x017F;c.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Es ko&#x0364;mt vielleicht dem Hrn <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ulen</hi>ten<lb/>
oder auch dem Hrn Pickelhering zu: aber das wa&#x0364;re<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ei-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0123] MACHIAVELLUS. ehrlicher Mann offt betrogen/ wenn der Wetterhahn auff die kalte Seite weiſt/ ſo geht der Wind aus ei- nen warmen Loche. Allein die Wetterhaͤhne ſind hier meiſtentheils von Bleche/ es wurde wenig davon ab- zuſchaben ſeyn. Exc. Wir beduͤrffen einen guten Kerlen/ der des Sommers die Untergerichte im Korne exercirte: aber ich weiß auch nicht wo die Beſoldung ſolte herkom̃en. Vad. Wir muͤſſen einen Stempel auf die Bier- zapfen druͤcken/ und 6. gr. davon fodern/ bey Straffe/ daß ein gantzes Faß ſolte verfallen ſeyn/ welches der- gleichen Zapfen nicht haͤtte. Ext. Es waͤre gut/ wenn ein Inſpector uͤber die Stadtmauer geſetzt wurde/ der oben die Kaͤfer und unten die Gaͤnſe wegjagete: Denn wo dergleichen Ungeziefer uͤberhand nimt/ ſo geht unſer Fortification zu Grunde: aber der punctus wegen der Beſoldung wuͤrde gar ſchwerlich zu heben ſeyn: Es waͤre denn Sache/ daß die Gaͤnſe dem Hrn Einſeher als ein Accidens gegoͤnnet wuͤrden. Int. Jch beduͤrffte in meinem Amte einen treuen Gehuͤlffen/ der mir die unterſchiednen Sorten von Gelde in gewiſſe Faͤcher abzehlte/ daß mir darnach die Rechnung nicht zu ſauer wuͤrde/ und koͤnte man et- wan 18. Pf. von 100. vor die Muͤh Beſoldung geben. Adj. Es waͤre einmahl Zeit/ daß wir unſer Rath- hauß wiederbaueten/ und da waͤre ein guter Bau- meiſter von noͤthen/ der artige Spruͤchlichen an die Waͤnde ſchreiben lieſſe. Neſc. Es koͤmt vielleicht dem Hrn Conſulenten oder auch dem Hrn Pickelhering zu: aber das waͤre ei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der vorliegenden Ausgabe wurde die originale … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/123
Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/123>, abgerufen am 28.03.2024.