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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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drittes dutzent.
Er. Es ist ihr steter brauch/
Sie treibet ihr gehöne.
Sie. Hat seine mutter auch
Mehr solche kluge söhne?
Er. Was hilffts/ ich ehre sie/
Und wann sie eisern wär.
Sie. Drum war mir heute früh
Das hertze noch so schwer.
Er. Jch lauff und bin doch matt/
Jch brenn/ und will mich wärmen.
Sie. Wer keine bienen hat
Muß freylich selber schwärmen.
Er. Nun meine seele soll
Jn ihrer seele ruhn.
Sie. Mein herr es wirds ihm wol
Ein ander höltzgen thun.
Er. Fürwar ich bleibe da/
Daß ich sie nicht verliere.
Sie. Ach er gewene ja
Das maul zu anderm biere.
Er. Jedoch sie lasse mich
Nicht vor der thüre stehn.
Sie. Mein was bemüht er sich/
Jch muß nach hause gehn.
Er. Nun so behalte sie
Auch ihre stoltze weise.
Sie. Er schone seiner knie/
Viel glücks auff seine reise.
Uber-
D 4
drittes dutzent.
Er. Es iſt ihr ſteter brauch/
Sie treibet ihr gehoͤne.
Sie. Hat ſeine mutter auch
Mehr ſolche kluge ſoͤhne?
Er. Was hilffts/ ich ehre ſie/
Und wann ſie eiſern waͤr.
Sie. Drum war mir heute fruͤh
Das hertze noch ſo ſchwer.
Er. Jch lauff und bin doch matt/
Jch brenn/ und will mich waͤrmen.
Sie. Wer keine bienen hat
Muß freylich ſelber ſchwaͤrmen.
Er. Nun meine ſeele ſoll
Jn ihrer ſeele ruhn.
Sie. Mein herr es wirds ihm wol
Ein ander hoͤltzgen thun.
Er. Fuͤrwar ich bleibe da/
Daß ich ſie nicht verliere.
Sie. Ach er gewene ja
Das maul zu anderm biere.
Er. Jedoch ſie laſſe mich
Nicht vor der thuͤre ſtehn.
Sie. Mein was bemuͤht er ſich/
Jch muß nach hauſe gehn.
Er. Nun ſo behalte ſie
Auch ihre ſtoltze weiſe.
Sie. Er ſchone ſeiner knie/
Viel gluͤcks auff ſeine reiſe.
Uber-
D 4
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[55/0071] drittes dutzent. Er. Es iſt ihr ſteter brauch/ Sie treibet ihr gehoͤne. Sie. Hat ſeine mutter auch Mehr ſolche kluge ſoͤhne? Er. Was hilffts/ ich ehre ſie/ Und wann ſie eiſern waͤr. Sie. Drum war mir heute fruͤh Das hertze noch ſo ſchwer. Er. Jch lauff und bin doch matt/ Jch brenn/ und will mich waͤrmen. Sie. Wer keine bienen hat Muß freylich ſelber ſchwaͤrmen. Er. Nun meine ſeele ſoll Jn ihrer ſeele ruhn. Sie. Mein herr es wirds ihm wol Ein ander hoͤltzgen thun. Er. Fuͤrwar ich bleibe da/ Daß ich ſie nicht verliere. Sie. Ach er gewene ja Das maul zu anderm biere. Er. Jedoch ſie laſſe mich Nicht vor der thuͤre ſtehn. Sie. Mein was bemuͤht er ſich/ Jch muß nach hauſe gehn. Er. Nun ſo behalte ſie Auch ihre ſtoltze weiſe. Sie. Er ſchone ſeiner knie/ Viel gluͤcks auff ſeine reiſe. Uber- D 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/71>, abgerufen am 24.11.2024.