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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Fünffte Handlung.
Com. Allergnädigster herr/ meine ruh ist mehr als zu
köstlich ausgewirckt/ in dem der herr Reichs-marschall
mir das schöne vorwerck am Steler-flusse zu immerwäh-
render besitzung eingeräumet hat. Und bedancke ich
mich nochmahls zum unterthänigsten öffentlich/ GOtt
bittende/ daß/ in ermanglung meines vermögens/ er alle
gutthat an meiner stelle erstatten wolle.
Aqv. Dieses ist eine löbliche that/ welche billig an die-
sem freuden-tage in unserer gegenwart gerühmet wird/
doch nun wird nichts übrig seyn/ als daß wir befehl thun/
diesen instehenden abend alle beyde beylager an unserm
königlichen hofe zu vollziehen.
(Sie gehen ab biß auff Leo/ Eusebie/ Germa-
nus/ Heliconie/ Philyrus und Mercurie.)
Leo. Ach meine Eusebie/ so habe ich nun das glücke/
euch zu umfangen/ oder sol ich vor meinen unverantwort-
lichen irrthum büssen?
Eus. Den fehler/ welchen meine vermaledeyte Roma-
na begangen hat/ darff ich nicht von unschuldigen händen
fordern. Jch vergnüge mich dasselbe zu erhalten/ welches
ich längst verlohren geschätzt.
Leo. Und also umfange ich den trost meines lebens.
Eus. Und ich umfasse die crone meiner glückseligkeit.
Leo. Jch gehe und heisse meine geliebte tochter noch-
mahls willkommen.
(Er küsset sie.)
Eus. Und ich eile zu meinem höchstgeliebten Phily-
rus.
(Sie küßt ihn.)
Hel. Ach hochgeehrter herr vater/ er wolle doch so gü-
tig seyn/ und mein verbrechen bey der fr. mutter aussöhnen.
Eus. Liebste tochter/ das verbrechen ist mir sehr er-
freulich/ indem es so eine wunderschöne wirckung nach
sich gezogen hat.
Phil. Aber wie werde ich die vormahlige verachtung
entschuldigen.
Ens.
X x
Fuͤnffte Handlung.
Com. Allergnaͤdigſter herr/ meine ruh iſt mehr als zu
koͤſtlich ausgewirckt/ in dem der herr Reichs-marſchall
mir das ſchoͤne vorwerck am Steler-fluſſe zu immerwaͤh-
render beſitzung eingeraͤumet hat. Und bedancke ich
mich nochmahls zum unterthaͤnigſten oͤffentlich/ GOtt
bittende/ daß/ in ermanglung meines vermoͤgens/ er alle
gutthat an meiner ſtelle erſtatten wolle.
Aqv. Dieſes iſt eine loͤbliche that/ welche billig an die-
ſem freuden-tage in unſerer gegenwart geruͤhmet wird/
doch nun wird nichts uͤbrig ſeyn/ als daß wir befehl thun/
dieſen inſtehenden abend alle beyde beylager an unſerm
koͤniglichen hofe zu vollziehen.
(Sie gehen ab biß auff Leo/ Euſebie/ Germa-
nus/ Heliconie/ Philyrus und Mercurie.)
Leo. Ach meine Euſebie/ ſo habe ich nun das gluͤcke/
euch zu umfangen/ oder ſol ich vor meinen unverantwort-
lichen irrthum buͤſſen?
Euſ. Den fehler/ welchen meine vermaledeyte Roma-
na begangen hat/ darff ich nicht von unſchuldigen haͤnden
fordern. Jch vergnuͤge mich daſſelbe zu erhalten/ welches
ich laͤngſt verlohren geſchaͤtzt.
Leo. Und alſo umfange ich den troſt meines lebens.
Euſ. Und ich umfaſſe die crone meiner gluͤckſeligkeit.
Leo. Jch gehe und heiſſe meine geliebte tochter noch-
mahls willkommen.
(Er kuͤſſet ſie.)
Euſ. Und ich eile zu meinem hoͤchſtgeliebten Phily-
rus.
(Sie kuͤßt ihn.)
Hel. Ach hochgeehrter herr vater/ er wolle doch ſo guͤ-
tig ſeyn/ uñ mein verbrechen bey der fr. mutter ausſoͤhnẽ.
Euſ. Liebſte tochter/ das verbrechen iſt mir ſehr er-
freulich/ indem es ſo eine wunderſchoͤne wirckung nach
ſich gezogen hat.
Phil. Aber wie werde ich die vormahlige verachtung
entſchuldigen.
Enſ.
X x
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[689/0705] Fuͤnffte Handlung. Com. Allergnaͤdigſter herr/ meine ruh iſt mehr als zu koͤſtlich ausgewirckt/ in dem der herr Reichs-marſchall mir das ſchoͤne vorwerck am Steler-fluſſe zu immerwaͤh- render beſitzung eingeraͤumet hat. Und bedancke ich mich nochmahls zum unterthaͤnigſten oͤffentlich/ GOtt bittende/ daß/ in ermanglung meines vermoͤgens/ er alle gutthat an meiner ſtelle erſtatten wolle. Aqv. Dieſes iſt eine loͤbliche that/ welche billig an die- ſem freuden-tage in unſerer gegenwart geruͤhmet wird/ doch nun wird nichts uͤbrig ſeyn/ als daß wir befehl thun/ dieſen inſtehenden abend alle beyde beylager an unſerm koͤniglichen hofe zu vollziehen. (Sie gehen ab biß auff Leo/ Euſebie/ Germa- nus/ Heliconie/ Philyrus und Mercurie.) Leo. Ach meine Euſebie/ ſo habe ich nun das gluͤcke/ euch zu umfangen/ oder ſol ich vor meinen unverantwort- lichen irrthum buͤſſen? Euſ. Den fehler/ welchen meine vermaledeyte Roma- na begangen hat/ darff ich nicht von unſchuldigen haͤnden fordern. Jch vergnuͤge mich daſſelbe zu erhalten/ welches ich laͤngſt verlohren geſchaͤtzt. Leo. Und alſo umfange ich den troſt meines lebens. Euſ. Und ich umfaſſe die crone meiner gluͤckſeligkeit. Leo. Jch gehe und heiſſe meine geliebte tochter noch- mahls willkommen. (Er kuͤſſet ſie.) Euſ. Und ich eile zu meinem hoͤchſtgeliebten Phily- rus. (Sie kuͤßt ihn.) Hel. Ach hochgeehrter herr vater/ er wolle doch ſo guͤ- tig ſeyn/ uñ mein verbrechen bey der fr. mutter ausſoͤhnẽ. Euſ. Liebſte tochter/ das verbrechen iſt mir ſehr er- freulich/ indem es ſo eine wunderſchoͤne wirckung nach ſich gezogen hat. Phil. Aber wie werde ich die vormahlige verachtung entſchuldigen. Enſ. X x

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/705>, abgerufen am 19.05.2024.